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Produzent Stefan Arndt

Jochen Kürten21. Januar 2014

Heute stemmt er hohe Millionenbudgets und kann es sogar mit Hollywood aufnehmen. Dabei hat er ganz klein angefangen, in einer Kreuzberger Wohnung. Stefan Arndt ist Deutschlands bekanntester Filmproduzent.

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Stefan Arndt Geschäftsführer X Filme (Foto: Kevin Winter/Getty Images)
Bild: Getty Images

Stefan Arndt kann man durchaus als wichtigsten unabhängigen Filmproduzenten hierzulande bezeichnen. Jetzt, wo Bernd Eichinger tot ist. Filmproduzenten stehen im Gegensatz zu Regisseuren und Schauspielern nicht so sehr im Rampenlicht, auch wenn sie beim Zustandekommen eines Filmprojekts wichtigste Strippenzieher im Hintergrund sind. Eichinger war da die Ausnahme. Ihn kannten auch Nichtfachleute. Sein Name überstrahlte sogar meist den des Regisseurs.

Arndt mag bei einem größeren Publikum noch nicht die Strahlkraft eines Bernd Eichinger besitzen, doch seine Projekte lassen sich durchaus mit dem des vor drei Jahren verstorbenen Bayern vergleichen. Der gebürtige Münchner Arndt hat sein filmisches Zentrum längst in die deutsche Hauptstadt verlagert.

Enge Zusammenarbeit mit Tom Tykwer

Erste Projekte hat er zu Beginn der 1990er Jahre gemeinsam mit dem Regisseur Tom Tykwer ausgeheckt: "Tykwer war noch in Kreuzberg in einer Erdgeschosswohnung, es fing wirklich relativ ärmlich an, da stand ein großes schwarzes Klavier, und da hat er dann Sachen vorgespielt, wie er sich das vorstellt", erzählt Arndt im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Musik hat immer eine wichtige Rolle gespielt in den Filmen des Gespanns Arndt/Tykwer, der Regisseur war meist auch sein eigener (Co-)Komponist. Stefan Arndt produzierte damals Tykwers Debüt, "Die tödliche Maria", das war 1993, vier Jahre später kam dann der Welterfolg "Lola rennt". Der Film gilt heute als Wendepunkt in der jüngeren deutschen Filmhistorie, "Lola rennt" stand für frisches, ungewöhnliches, auch experimentierfreudiges Kino. Auch das Ausland nahm das wahr, Tykwer/Arndt wurde in den USA ein Begriff.

Filmszene aus Lola rennt (Foto: dpa/X Filme)
Deutscher Erfolg - auch international: "Lola rennt"Bild: picture-alliance/dpa

Start als Kinobetreiber

Arndt, der Mitte der '80er Jahre als Kinobetreiber begonnen hatte, gründete 1992 seine erste Produktionsfirma, zwei Jahre später folgte dann die Firma, die zum Fixpunkt des neuen deutschen Kinos werden sollte: "X-Filme Creative Pool". Nach dem Vorbild der legendären amerikanischen United Artist hatten sich damals die Regisseure Tykwer, Dany Levy und Wolfgang Becker gemeinsam mit Arndt zusammengefunden, um weitgehend unabhängig von TV-Anstalten und anderen etablierten Produktionsfirmen Filme zu machen: Kreativ wollte man sein, aber eben auch wirtschaftlich erfolgreich.

Die nötige Finanzierung braucht man natürlich zum Filme-Machen, keiner wusste das schon damals besser als Arndt. Kino ist auch "eine Frage des Geldes", sagt Arndt, weiß aber genauso gut, dass der Film von seinen Geschichten lebt und von Emotionen, wenn er erfolgreich sein will: "Wenn das Herz stimmt und wenn ich alles rundum vergesse, sobald die Leinwand aufgeht und ich dann Geschichten sehe, die mich wirklich berühren." Das sei etwas Einzigartiges.

Filmszene aus Goodbye Lenin (Foto: Entertaintment Film/X Filme/imago entertainment pictures)
Kassenhit für die Produzenten: "Goodbye Lenin"Bild: imago/EntertainmentPictures

Megahit "Goodbye Lenin"

Natürlich muss man auch Glück haben bei der Auswahl der Stoffe, die richtige Mischung finden zwischen Kreativität und wirtschaftlichem Kalkül. Das gelang Arndt. Filme wie "Das Leben ist eine Baustelle" von Wolfgang Becker, Tykwers Arbeiten, die Komödien von Dany Levy und dann - zu Beginn des neuen Jahrtausends - der spektakuläre Hit "Goodbye Lenin", wiederum von Becker inszeniert, brachten X-Filme auf die Erfolgsspur und sorgten dafür, dass Arndt und sein Team unabhängig arbeiten konnte.

Natürlich kamen auch Flops dazu. Arndt sieht sich auch heute noch als Mann für Notfälle. Berechenbar sind Hits für das Kino nicht und auf dem Set ist der Produzent gefragt: "Irgendetwas geht immer schief, und man muss sich dauernd um irgendwas kümmern." Beim Drehbuch fange das an, erzählt Arndt, gehe weiter bei der Finanzierung und bei der Auswahl des Teams: "Letztendlich ist man der für die Notfälle."

Filmszene aus Cloud Atlas (Foto: Cloud Atlas Production GmbH)
Teurer Film für ein Weltpublikum: "Cloud Atlas"Bild: Cloud Atlas Production GmbH

Teuerster deutscher Film

Inzwischen stemmt Stefan Arndt ganz große Projekte in Deutschland, arbeitet mit den Studios in Hollywood zusammen - wie jüngst bei dem von Tykwer und den Wachowski-Geschwistern inszenierten Film "Cloud Atlas" mit Weltstars wie Hale Barry und Tom Hanks. "Cloud Atlas" hatte ein Budget von rund 100 Millionen Dollar und gilt als teuerster deutscher Film.

Davor hatte Arndt unter anderem Tykwers Großproduktion "The International" verantwortet. Hinzu kommen aber auch immer wieder kleinere, anspruchsvolle deutsche Produktionen wie zuletzt Oskar Roehlers ambitioniertes Deutschland-Panorama "Die Quellen des Lebens". Den radikal künstlerisch ausgerichteten Autorenfilm unterstützt Stefan Arndt ebenso: Michael Hanekes Festivalerfolge "Das weiße Band" und "Liebe" hat er mit produziert. Und im Verleihgeschäft ist er - in Zusammenarbeit mit dem US-Studio Warner - seit einigen Jahren auch tätig.

Filmszene aus Quellen des Lebens (Foto: X Filme)
Deutsches Geschichtspanorama: "Quellen des Lebens"Bild: X Verleih

Film als singuläres Ereignis

Filme müssten "einzigartig sein" sagt Arndt: "Es muss wirklich ein Unikat sein, es muss etwas sein, weshalb ich unbedingt ins Kino will, wo ich kämpfe gegen alle Widerstände, gegen Familie und sonstige Hindernisse um da rein zu gehen, das ist eben etwa, die Leinwand geht auf und etwas Einzigartiges beginnt", so umschreibt der Produzent sein Credo. Mit dieser Haltung hat es Stefan Arndt geschafft, sich an vorderster Front der großen europäischen Filmproduzenten zu etablieren.

Die neue Ausgabe von KINO lädt ein zu einer Reise hinter die Kulissen der Filmproduktion. Berichtet wird über einzelne Aspekte des Filmemachens: Spezialeffekte, Licht, Szenenbild, Filmmusik und Maske sind Themen der Sendung. Dazu als Gast Stefan Arndt, im Gespräch mit KINO-Moderatorin Ute Soldierer.