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Financial Fair Play auf dem Prüfstand

Calle Kops dpa/SID
8. Juni 2020

Der Internationale Sportgerichtshof CAS entscheidet über die Europapokalsperre der UEFA für Manchester City. Das Urteil könnte weitreichende Folgen für den gesamten europäischen Fußball haben. Worum geht es genau?

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Das Etihad-Stadion von Manchester City (Foto: picture-alliance/dpa/Actionplus)
Bild: picture-alliance/dpa/Actionplus

Der Premier-League-Klub Manchester City war am 14. Februar 2020 von der UEFA aufgrund von "schwerwiegenden Verstößen" gegen das Financial Fairplay von allen europäischen Wettbewerben der kommenden beiden Spielzeiten ausgeschlossen worden. Daneben wurde eine Geldstrafe in Höhe von rund 30 Millionen Euro gegen den Klub von Star-Coach Pep Guardiola verhängt. Die laufende Champions-League-Saison ist davon nicht betroffen. City hatte im Achtelfinal-Hinspiel mit 2:1 bei Real Madrid gewonnen, bevor die Corona-Krise für eine Unterbrechung der Königsklasse gesorgt hatte.

Ausgesprochen wurde die Strafe wegen jahrelangen Finanzbetrugs. Das unabhängige Finanzkontrollgremium der UEFA wirft dem amtierenden englischen Meister vor, Sponsoreneinkünfte weit über Gebühr bewertet und damit bewusst getäuscht zu haben. Die Verantwortlichen des Vereins gingen gegen den zweijährigen Ausschluss aus dem Europapokal vor und legten Einspruch ein. Dieser wird nun in Lausanne vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) verhandelt. Das Urteil wird Signalwirkung auf den europäischen Fußball haben. Es wird zeigen, ob die Financial-Fairplay-Regularien der UEFA nun endlich eine echte Waffe gegen finanzielle Ungerechtigkeit im Fußballgeschäft sind oder lediglich ein stumpfes Schwert.

Was werfen die UEFA-Finanzkontrolleure Man City konkret vor?

Der Verein soll bewusst getäuscht haben, um die Regeln des Financial Fairplay zu umgehen. Nach Ansicht der UEFA hat Manchester City zwischen 2012 und 2016 Gelder aus Abu Dhabi als Sponsoreneinkünfte deklariert, die in Wirklichkeit vom Haupteigner des Klubs, Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, gezahlt wurden. Darunter sollen auch Zahlungen von Etihad Airways gewesen sein. Die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate ist Hauptsponsor von Manchester City.

Manchester-City-Trainer Pep Guardiola steht nachdenklich am Spielfeldrand (Foto: picture-alliance/dpa/M. Rickett)
Nach einigem Grübeln hat sich Star-Tainer Pep Guardiola wohl entschlossen, in jedem Fall in Manchester zu bleibenBild: picture-alliance/dpa/M. Rickett

Wie verteidigt sich der Klub?

Der Klub bestreitet die Anschuldigungen und stellt sich als Opfer einer Kampagne dar. Der Fall sei "von der UEFA initiiert, von der UEFA verfolgt und von der UEFA beurteilt" worden, heißt es. City-Geschäftsführer Ferran Soriano erklärte, die Vorwürfe seien "einfach nicht wahr". "Die Finanzkontrollkammer vertraut eher auf gestohlene und aus dem Kontext gerissene Emails, als auf all die anderen Beweise, die wir geliefert haben", sagt Soriano und versicherte den Fans in einem Interview des Klubs, man werde "alles tun, was möglich ist", um die Unschuld zu beweisen.

Wann ist mit einem Urteil zu rechnen?

Für die Anhörung in Lausanne, die per Videoschalte stattfindet, sind drei Tage angesetzt. Im Anschluss daran wird sich das dreiköpfige Schiedsgericht beraten. Mit einer schnellen Entscheidung ist nach Angaben einer CAS-Sprecherin nicht zu rechnen. Britische Medien spekulierten, dass es bis zu einem Urteil Monate dauern könnte.

Welche Folgen hätte eine Bestätigung der Sperre?

Sollte der CAS die UEFA-Sperre bestätigen, wäre Manchester City endgültig für zwei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Für den Klub wäre das ein Debakel. Trainer Pep Guardiola versicherte zwar, er wolle auch dann in Manchester bleiben. Doch aus finanziellen Gründen wäre City wohl gezwungen, die Kosten erheblich zu senken, da die lukrativen Einnahmen aus der Champions League wegfielen.

Manchester-City-Profi Kevin De Bruyne klatscht zum Publikum (Foto: picture-alliance/dpa/augenklick/firo Sportphoto)
Bei City-Profi Kevin De Bruyne deuten die Zeichen dann wohl doch eher in Richtung AbschiedBild: picture-alliance/dpa/augenklick/firo Sportphoto

Einige Spieler, darunter Topstars wie Kevin De Bruyne, würden den Verein dann vermutlich verlassen. "Zwei Jahre sind eine lange Zeit, ein Jahr ist etwas, mit dem ich leben könnte", sagte der ehemalige Bundesligaprofi zuletzt im Interview mit der belgischen Tageszeitung "Het Laatste Nieuws". 

Hätte die Sperre Auswirkungen auf die Premier League?

Da Manchester City die Premier-League-Saison voraussichtlich nicht schlechter als auf Tabellenplatz vier beenden wird, würde sich der Fünftplatzierte für die Champions League qualifizieren. Der Tabellensechste würde dann an der Europa League teilnehmen.

Welche Bedeutung hat die CAS-Entscheidung für die UEFA?

Die Entscheidung der Richter in Lausanne ist richtungsweisend für den gesamten europäischen Fußball. Sollte die UEFA eine Niederlage kassieren und die von den Finanzkontrolleuren ausgesprochene Entscheidung würde gekippt, wäre das ein erheblicher Schaden für die Autorität des europäischen Fußballverbands. Die UEFA wurde bereits in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert, die eigenen Regeln - darunter das Financial Fair Play - nicht konsequent durchzusetzen. Eine Aufhebung der gegen Manchester City verhängten Europapokal-Sperre würde die Wirksamkeit der UEFA-Finanzregeln erneut infrage stellen.