Mallorca und das riskante Spiel mit Corona
Die ohnehin beliebte Ferieninsel wird wegen geringer Coronafallzahlen gerade wieder zum Tourismus-Hotspot - allen Kritikern zum Trotz. Sie fürchten, dass die Pandemie damit wieder Aufschwung erhält.
Viva Mallorca!
Was haben es einige Deutsche wohl vermisst: Am Strand liegen, aufs Meer schauen, im Rücken die Bettenhochburgen Mallorcas. Ganz so wie früher ist es in Coronazeiten zwar nicht, aber besser als die Aussicht vom heimischen Balkon allemal, mögen sich viele denken. Seitdem die spanische Insel kein Corona-Risikogebiet mehr ist, packen immer mehr ihre Koffer, um in ihr "17. Bundesland" zu fahren.
Graues Berlin, bunte Angebote
Während in Deutschland die Stimmung eher trüb ist, locken Reiseveranstalter wie hier in Berlin-Steglitz mit Reiseangeboten nach Mallorca. Nach mehreren anderen Airlines kündigte auch der deutsche Reisekonzern TUI an, seine Flüge über Ostern auszubauen. Die Buchungen für Mallorca seien in den vergangenen Tagen bereits "doppelt so hoch" gewesen, wie im gleichen Zeitraum des Vor-Corona-Jahres 2019.
Verzicht auf Reisen? Nein, danke!
Schlange stehen vorm Flughafenschalter: Während sich die Urlaubsgäste auf ihre Reise freuen dürften, warnen Kritiker vor einem "zweiten Ischgl". Der österreichische Skiort galt vor rund einem Jahr als einer der Treiber der Corona-Pandemie. Die Bundesregierung ruft deshalb zum Verzicht auf Reisen auf. "Das Fehlen einer Reisewarnung ist keine Einladung zum Reisen", heißt es vom Auswärtigen Amt.
Fliegt das Virus mit?
Eine Eurowings-Maschine auf dem Flughafen von Palma de Mallorca: Im Flugzeug gilt Maskenpflicht, Einreisende müssen einen negativen Coronatest mitbringen. Auch bei der Ausreise muss ab Dienstag jeder aus dem Ausland einreisende Flugpassagiere einen negativen Corona-Test vorweisen. Ob das ausreicht, um Ansteckungen zu vermeiden?
Die Saison kann starten - trotz Corona
Die ersten Flüge und Hotels auf der Baleareninsel seien "teilweise schon ausgebucht", erklärte TUI-Deutschlandchef Marek Andryszak. Zugleich hob er hervor, dass Mallorca beim Neustart des Tourismus im vergangenen Sommer "mit hohen Gesundheitsstandards und schlüssigen Hygienekonzepten" überzeugt habe. "Die Hotellerie hat sich intensiv vorbereitet."
Verlassene Vergnügungsmeile
Unter Bewohnern sorgt der Reiseboom für Ärger. Denn wer in Mallorca lebt, muss strenge Corona-Regeln einhalten: Neben einem Reiseverbot zwischen den Regionen, dürfen höchstens vier Personen an einem Restauranttisch sitzen. Auch Touristen müssten sich an diese Regeln halten, heißt es von der Regierung. Das gilt auch für die Schinkenstraße im Bild, auf der es vor Corona hoch her ging.
Sonnenanbeter setzt sich in Szene
Schnappschüsse wie von Urlauber Heiko aus Hamburg am Strand von El Arenal sorgen nicht nur in der Politik für Verdruss. Auch in der Gesellschaft polarisiert das Verhalten. Für Barbara Lubisch von der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung ist es verständlich, dass sich Menschen, die sich nach eigener Einschätzung strenger an Corona-Regeln halten, über solche Bilder ärgern.
Leere Strände, leere Kassen
Für die spanische Wirtschaft dürfte die Reiselust der Deutschen erst einmal ein Segen sein. Die Corona-Pandemie hat das vergangene Jahr zum schwärzesten Jahr ihrer Tourismusgeschichte gemacht, laut der Tageszeitung "El Pais" betrug der Rückgang der Gästezahlen mehr als 75 Prozent im Vergleich zu 2019. Eine wirtschaftliche Katastrophe für ein Land, dessen wichtigster Sektor der Tourismus ist.
Und was ist mit Deutschland?
Trotz aller Diskussionen: Auch anderorts träumt man von einem Start in die Tourismus-Saison: "Es ist für keinen Hotelier nachvollziehbar, warum man auf Mallorca Urlaub machen darf, aber nicht an der Ostsee oder Nordsee", sagt die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartge. Auch an der deutschen Küste gebe es zum Teil niedrige Inzidenzwerte.