Mali: Wie das Volk der Dogon Zuflucht im Land seiner Vorfahren fand
Rund 700 Jahre lang lebten die Dogon in der Mopti-Region im Zentrum von Mali. Als dort der Konflikt eskalierte, flohen sie in Richtung Süden: ins legendäre Mande, das Land ihrer Vorfahren.
Neues Leben im alten Land
Wie Tausende andere Angehörige des Dogon-Volks floh Isaie Dignau vor den Kämpfen im Zentrum Malis. Er und seine Familie fanden Zuflucht in Nana Kenieba, einem Dorf 150 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Bamako. Isaie zufolge haben traditionelle Dichter der Dogon – die sogenannten Griots – die Rückkehr in das historische Land "Mande" schon vor Hunderten von Jahren vorausgesagt.
Eine Prophezeiung erfüllt sich
Der Sage nach kamen die Dogon einst aus "Mande", dem Land der Malinke. Irgendwann zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert, während der Islamisierung Westafrikas, mussten die Dogon ihr angestammtes Land verlassen. Sie ließen sich in der Nähe der berühmten Bandiagara-Klippe in der heutigen Mopti-Region nieder. Aufgrund der dschihadistischen Gefahr kehren sie nun in ihre Heimat zurück.
Der endlose Konflikt in Mali
Die Dan Na Ambassagou sind die größte Miliz der Dogon in Mopti. Der aktuelle Konflikt in Mali begann 2012 und weitete sich 2016 auch auf das Zentrum des Landes aus. Im Zuge interethnischer Spannungen gründeten sich zahlreiche Milizen zur Selbstverteidigung. Die Kämpfe werden befeuert durch den Mangel an fruchtbarem Land und Wasser in den vom Terror betroffenen Regionen.
Die Folgen des Konflikts
Einige der am schwächsten entwickelten Regionen Malis befinden sich in einer ernsten humanitären Krise. 1,3 Millionen Menschen sind von Nahrungsmangel betroffen, rund 347.000 Menschen mussten ihre Heimatgebiete verlassen. Viele haben Zuflucht in Nachbarländern gefunden, doch der Großteil der Geflüchteten sucht Schutz im Süden Malis.
Die Dogon in Mali
Viele Dogon sind unmittelbar von dem Konflikt betroffen. Seidu Dongo hat mit den Milizionären von Dan Na Ambassagou in der Koro-Region gekämpft. 2020 entschied er sich, seine Waffen niederzulegen. In der Hoffnung, seine Familie vor den Raubzügen der Dschihadisten zu schützen und Frieden zu finden, zog er nach Nana Kenieba in Mande.
Gastfreundschaft in Nana Kenieba
Die Malinke sind die größte ethnische Gruppe in Nana Kenieba. Dorfvorsteher Segou Keita hat die Dogon willkommen geheißen, die getreu der Voraussagung nach Mande zurückgekehrt sind. Die Dorfgemeinschaft unterstützt die Neuankömmlinge finanziell und bindet sie in Entscheidungsprozesse ein.
Faire Verteilung von Land
Isaie Dignau zeigt anderen Dorfbewohnern eine Karte, auf der die Grundstücke in der Gegend eingezeichnet sind. Seit 2016 haben sich rund 400 Dogon-Familien, die meisten von ihnen aus Mopti, hier niedergelassen. Jeder Haushalt bekam zwei Hektar Land zugeteilt.
Eine säkulare Gemeinschaft
Die Dogon sind eine säkular organisierte Gruppe, es gibt Muslime, Christen und Angehörige anderer Religionen unter ihnen. Das Dorf hat zwei Moscheen und zwei Kirchen, mitsamt den dazugehörigen Koran- und Bibelschulen.
Die Angst bleibt
Die friedliche Stimmung in der neuen Heimat suggeriert, dass der Konflikt weit weg ist. Doch die Gemeinschaft fürchtet, dass die Dschihadisten auch hierher kommen könnten. Deshalb organisieren die Dorfbewohner von Nana Kenieba bewaffnete Patrouillen, die Banditen fernhalten sollen.