Mali: Die Wahl als Neuanfang
Die Stadt Gao am Niger ist das wichtigste Handelszentrum im Norden Malis. Waren werden auf großen Pirogen über den Fluss transportiert. Über Gao wird auch die Stadt Kidal beliefert. Langsam kehrt dort Normalität ein.
Gao hofft auf Normalität
Die Stadt Gao am Niger ist das wichtigste Handelszentrum im Norden Malis. Viele Waren werden auf großen Pirogen über den Fluss transportiert. Über Gao wird auch die Stadt Kidal beliefert.
Vom Handelzentrum zum Kriegsschauplatz
Mit dem Einzug der MNLA, der Befreiungsbewegung von Azawad, im März 2012 änderte sich das geschäftige Leben der Stadt schlagartig. "Sie haben alles zerstört", klagt Wächter Mamai, der auf die katholische Schule von Gao aufpasst. Übrig geblieben ist nur noch das Gebäude. Warum sie es getan haben? Mamai zuckt mit den Schultern: "Sie wollten Schaden anrichten. Einen anderen Grund sehe ich nicht."
Die umkämpften Gebäude von Gao
Die MNLA musste ihre Macht aber bald wieder abgeben. Im April 2012 kam es zu Kämpfen mit der Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (MUJAO). Sie besiegte die Tuareg-Rebellen und richtete ihr Hauptquartier im Polizeigebäude von Gao ein. Wie umkämpft das anfangs war, davon zeugen heute noch die vielen Einschusslöcher.
Das Polizeigelände ist tabu
Wer die Regeln der Scharia gebrochen hat, wurde im Polizeigebäude eingesperrt. In diesem Raum hielten die Islamisten die Frauen gefangen. Besonders schöne Frauen wurden in den ersten Stock zur Führungsebene der MUJAO gebracht, heißt es in der Stadt. Auch sechs Monate nach der Befreiung der Stadt gilt es als Tabu, das einstige Polizeigelände zu betreten.
Keine offiziellen Zahlen von Opfern
Auch Faty Walett Mohamed vermisst ihren Mann. Die Mutter von sechs Kindern weiß nicht, wo er ist. Sie muss sich alleine um ihre Familie kümmern. Selbst zu flüchten, kam für sie allerdings nicht in Frage. "Anderswo ist es auch nicht besser." Offizielle Zahlen von Opfern wurden bis jetzt nicht veröffentlicht.
Frauen blieben zu Hause
Gelitten haben vor allem die Frauen. Sie mussten sich komplett verschleiern und durften das Haus kaum noch verlassen. Dabei arbeiten viele von ihnen auf dem Markt oder verkaufen an den Straßenrändern Obst und Gemüse.
Das Grabmal von Askia
Eins hat die MUJAO nicht angegriffen: Das Grabmal von Askia, das zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Als die MUJAO einzog, war die Angst groß, dass es zerstört würde. "Die Dschihadisten sagten: In Gao würden die Muslime keine Gebäude verherrlichen wie in Timbuktu. Deshalb ließen sie es in Ruhe", erklärt ein Wächter des Grabes.
Ein Radiosender gegen die Besetzung
Der Journalist Malick Aliou Maïga bekam mehrfach Geld angeboten von der MUJAO, um für sie zu arbeiten. Er lehnte ab und kämpfte lieber am Mikrofon des Senders "Radio Aadar Koïma" für ein freies Gao - gegen Prügel von MUJAO. Sein Studio heißt heute "Operation Serval" als Dank an die Franzosen, die Ende Januar 2013 in Gao einmarschierten.
Blauhelmsoldaten sorgen für Sicherheit
Die Franzosen sind weiterhin in der Stadt präsent, vor allem rund um den Flughafen. Für Sicherheit sorgen auch die Soldaten der Blauhelmtruppe MINUSMA. Die 12.000-Mann starkte Truppe hat Anfang Juli 2013 ihre Arbeit in Mali aufgenommen. Gao ist einer der Hauptstandorte der Mission.
Infrastruktur für Wirtschaft fehlt
Doch auch wenn die Sicherheitslage wieder als besser eingestuft wird, fehlt noch einiges, um wieder zum Alltag zurückkehren zu können. So gibt es in Gao nach wie vor keine einzige Bank, die geöffnet hat. Wirtschaftliche Aktivitäten bleiben schwierig.
Die Wahl als Ende der Krise?
Viele Menschen setzen deshalb große Hoffnungen auf die Präsidentschaftswahlen am 28. Juli. Ein demokratisch gewählter Staatschef bedeutet schließlich das Ende der Übergangsregierung und mehr Handlungsfähigkeit für das Land. Dann könnte auch der Alltag wieder in Gao einkehren.
Mali als ungeteiltes Land
Dabei ist eins besonders wichtig: Trotz der jüngsten Unruhen seitens der MNLA-Kämpfer in der nahe gelegenen Stadt Kidal wünschen sich viele Menschen in Gao ein geeintes und friedliches Mali.