Malandas Unfalltod entsetzt Fußball-Welt
12. Januar 2015Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking brach in Tränen aus, der DFB zeigte sich "fassungslos" und im fernen Katar hielt der FC Bayern eine Gedenkminute ab: Der tragische Unfalltod des Fußball-Profis Junior Malanda sorgte nicht nur beim VfL Wolfsburg, sondern in der gesamten Fußball-Welt für blankes Entsetzen. Trotzdem trat der Klub die geplante Reise in Trainingslager nach Südafrika mit nur einem Tag Verspätung an.
"Die Lücke ist groß", sagte Hecking am Tag nach dem Drama bei einer Pressekonferenz mit tränenerstickter Stimme. Seine Gefühle konnte er nicht verbergen, musste seine emotionalen Sätze stattdessen immer wieder unterbrechen und brach fast völlig zusammen: "Es fällt mir nicht leicht, für Mannschaft und Trainer zu sprechen", sagte er: "Aber ich glaube, es ist die richtige Entscheidung, aus Wolfsburg wegzugehen, damit wir nicht jeden Tag daran erinnert werden."
Die Mannschaft sei "in einem fürchterlichen Zustand" gewesen, nachdem man ihnen die Nachricht vom Tod überbracht hatte, sagte Geschäftsführer Klaus Allofs: "Sie waren total am Boden zerstört." Auch deswegen werde man sich in den kommenden Tagen psychologische Hilfe holen, um mit der schweren Situation bestmöglich umzugehen.
De Bruyne: "Habe Freund verloren"
Einer, dem alles besonders nahe ging, war Wolfsburgs Super-Star Kevin de Bruyne: "Es ist so merkwürdig, wenn du deinen Freund morgens noch gehört hast und dann nachmittags solche Nachrichten erfährst. Ich habe einen großen Freund verloren. Ruhe in Frieden, du wirst immer bei uns sein", twitterte der Belgier. "Ich habe mit Kevin gesprochen", erklärte Allofs: "Er sagte, es ist so unwirklich, dass Junior jetzt nicht mehr da ist."
Am Samstagnachmittag hatte sich der Unfall um 15.25 Uhr auf der Autobahn A2 ereignet. Der 20 Jahre alte Malanda befand sich auf der Anreise nach Braunschweig, von dort wollte der VfL ins Trainingslager fliegen. Plötzlich kam das Fahrzeug ohne Fremdeinwirkung wegen zu hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab, durchbrach rechts die Leitplanke und prallte gegen einen Baum. Dabei wurde Malanda, der auf dem Rücksitz gesessen haben soll, aus dem Auto geschleudert und tödlich verletzt. Nach Angaben der ermittelnden Polizeibehörde ergaben die Untersuchungen am Dienstag, dass Malanda offenbar nicht angeschnallt war.
Bei einem der beiden weiteren Insassen, die vorne gesessen haben, handelt es sich um den belgischen Abwehrspieler Anthony D'Alberto vom RSC Anderlecht. Das bestätigte der Klub am Sonntag. Ob D'Alberto der Fahrer des Wagens war, blieb offen. Ebenfalls vorne saß ein weiterer 20-jähriger belgischer Spieler, der zuletzt bei Standard Lüttich unter Vertrag gestanden haben soll. Beide waren offenbar angeschnallt und nach dem Aufprall ansprechbar, mussten aber zum stationären Aufenthalt ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Fußball-Welt zeigte sich anschließend geschockt. "Dieser tragische Unfall macht uns alle fassungslos und tief betroffen", erklärte DFB-Chef Wolfgang Niersbach. FIFA-Präsident Joseph Blatter twitterte: "Der Fußball verliert ein großes Talent. Meine Gedanken sind bei seiner Familie."
Beileidsbekundungen aus der Bundesliga
Der FC Bayern legte im fernen Katar im Trainingslager eine Schweigeminute ein. "Es ist mit Worten nicht zu beschreiben, was wir empfinden", sagte Sportvorstand Matthias Sammer: "Ich habe einen Sohn in gleichem Alter, es ist einfach schrecklich." BVB-Trainer Jürgen Klopp meinte: "Wir waren alle zutiefst geschockt. Das ist eine unfassbare Tragödie, absoluter Wahnsinn. Das ist gar nicht in Worte zu fassen."
Die Fans der "Wölfe" bekundeten spontan ihre Anteilnahme. Einige von ihnen kamen noch am Samstagabend zur Geschäftsstelle an der Arena und stellten vor der Eingangstür Blumengestecke, Kerzen und auch Fotos von Malanda auf. Auf kleinen Zetteln war zu lesen: "Warum?", "Ruhe in Frieden" und "Wir werden dich nie vergessen". Am Sonntag wurde zudem ein Kondolenzbuch aufgestellt. Am Sonntagnachmittag gab es einen Trauermarsch der Anhänger.
Die Mannschaft des VfL Wolfsburg hat angekündigt, in jedem Fall bei der Beerdigung Malandas dabei zu sein, weswegen das ursprünglich für acht Tage geplante Trainingslager vorzeitig beendet werde, falls die Beisetzung bereits in der kommenden Woche stattfindet. Trotz der tragischen Umstände wollen sich die Wolfsburger, aktueller Tabellenzweiter der Bundesliga, in Südafrika bestmöglich auf die Rückrunde vorbereiten. "Das ist das letzte, was wir für Junior tun können. Er wollte mit uns Titel gewinnen", sagte Allofs.
asz/jh (sid, dpa)