Malakal: Geisterstadt im Südsudan
Der Krieg hat die zweitgrößte Stadt des Südsudan komplett zerstört. Kaum jemand wohnt dort noch. In einem UN-Camp haben einige Bürger Unterschlupf gefunden - und wollen auch bleiben. Nur dort fühlen sie sich sicher.
Willkommen in Malakal
Das Ortsschild der zweitgrößten Stadt im Südsudan ist von Schüssen durchlöchert. Südsudans Präsident Salva Kiir hat mit den Rebellen zwar vor kurzem einen Friedensvertrag unterzeichnet, um den Bürgerkrieg zu beenden, der mindestens 50.000 Menschenleben kostete - aber diejenigen, die aus Malakal geflohen sind, trauen sich noch nicht zurück.
Geisterstadt statt Handelszentrum
Malakal war einst ein wichtiges Handelszentrum der Obernil-Region. Mittlerweile ist es eine Geisterstadt - nicht nur Tankstellen sind verlassen und heruntergekommen. 2013 brach der Bürgerkrieg im Südsudan aus, zwei Jahre nachdem das Land unabhängig vom Sudan wurde. 2015 kam die Gewalt auch nach Malakal - die Menschen flohen.
Kein Unterricht mehr
Wo früher noch Schüler paukten, ist heute alles leer gefegt. Nur noch ein paar verlassene Tische stehen in dem ehemaligen Klassenzimmer. Keiner möchte dort mehr lernen. Vor der großen Flucht lebten in Malakal rund 250.000 Menschen.
Neue Heimat: UN-Camp
Die meisten Menschen sind in ein Camp der Vereinten Nationen in der Nähe von Malakal geflohen. Dort leben nun etwa 25.000 Südsudaner. Eine von ihnen ist Josephine Adiemis. Sie glaubt nicht, dass es Zuhause sicher ist: "Es gibt im Moment keinen Frieden", sagt die 42-Jährige, während sie vor einem Büro des UN-Camps sitzt und auf Hunderte Notunterkünfte aus Plastikfolie schaut.
Tote und Geflüchtete
Ähnlich sieht es Simon Pakuang, der aus einem Nachbardorf von Malakal weggelaufen ist. "Die Kämpfe brachen aus und so viele Leute wurden getötet. Deswegen sind so viele geflohen", sagt der 63-Jährige, der jetzt ebenfalls im UN-Camp lebt. Schätzungen zufolge wurde ein Viertel der zwölf Millionen Einwohner des Südsudans vertrieben.
Neues Zuhause
Die Vertriebenen sind nun im Camp Zuhause. Pakuang traute sich vor kurzem einmal zurück in sein Dorf, um nach seinem Haus zu schauen. Er war glücklich zu sehen, dass es nicht zerstört war - aber Hausbesetzer hatten es eingenommen. Sie fragten ihn, ob er es zurückhaben wolle. Er lehnte ab. Stattdessen bat er die Besetzer, auf sein Haus aufzupassen, bis er sich sicher genug fühlt, zurückzukehren.
Kein Zurück
Eigentlich sollte das UN-Camp nur eine Zeit lang bestehen: Doch die Menschen haben trotz des Friedensvertrags Angst, in ihre Heimat zurückzukehren. Sie bleiben lieber in den gut bewachten Notunterkünften. UN-Soldaten patrouillieren sogar auf dem Nil. Die Ängste der Menschen können auch Argumente der Regierung nicht beruhigen.
Neuer Marktplatz
Für die meisten Geflohenen steht fest: Solange sie sich nicht außerhalb des UN-Camps sicher fühlen, bleiben sie lieber dort. So entwickeln sich innerhalb des Camps eigene Strukturen. Menschen bieten ihre Dienste zum Beispiel als Schneider an, wie hier in einer kleinen Bude. Auch der Handel floriert; Fisch aus dem Nil wird direkt im Camp statt wie früher auf dem Markt in Malakal verkauft.