"Make Love, Not War!": 60 Jahre Peace-Zeichen
Von Großbritannien aus hat der Kreis mit den drei Strichen den gesamten Globus erobert. Ursprünglich als Anti-Atomkraft-Zeichen entworfen, wurde es schnell zum allgemeinen Symbol gegen Gewalt, Hass und Unterdrückung.
Geburtsstunde
Für den ersten Ostermarsch der Geschichte kreierte der Grafiker Gerald Holtom das Zeichen, das heute jedes Kind kennt. Am Karfreitag 1958 war es zum ersten Mal öffentlich zu sehen, als sich rund 10.000 Demonstranten von London aus zur Atomwaffenfabrik in Aldermaston aufmachten, um gegen die atomare Aufrüstung Großbritanniens zu protestieren.
Export nach Amerika
Wohl durch einen Mitstreiter des Bürgerrechtlers Martin Luther King gelangte das Symbol in die USA. King setzte sich für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner in seinem Land ein und predigte ein "Klima der Gewaltlosigkeit". Das Peace-Zeichen wurde zum Protestsymbol nicht nur gegen atomare Aufrüstung und Krieg, sondern auch gegen soziale Ungerechtigkeit und Rassismus.
Symbol gegen den Vietnamkrieg
Spätestens seit dem Vietnamkrieg ist Holtoms Peace-Zeichen aus der Friedensbewegung nicht mehr wegzudenken. Weltweit protestierten Millionen von Menschen gegen die militärische Intervention der USA in Südostasien. Wie hier bei einer Demonstration im Kezar Stadium in San Francisco drückten viele Kriegsgegner ihre Haltung mit dem Tragen des Peace-Zeichens aus.
Soldaten für den Frieden
Aber es waren nicht nur Hippies und Pazifisten, die aus Protest gegen den Krieg in Vietnam das Peace-Zeichen trugen. Auch Soldaten der US-Armee malten sich das Symbol auf ihre Helme und Fahnen, um ein Zeichen gegen den Einsatz zu setzen. Das Foto zeigt US-Artilleristen an der Grenze zu Laos, 1971.
"Make Love, Not War!"
Mit diesem Slogan bezogen John Lennon und seine Frau Yoko Ono Stellung gegen den Vietnamkrieg. Das Paar wurde mit seinen vielbeachteten "Bed-Ins" zum Aushängeschild der Friedensbewegung der späten 1960er Jahre. 1971 veröffentlichte Lennon die Friedenshymne "Imagine". Seine Witwe Yoko Ono engagiert sich bis heute für Frieden und Menschenrechte. Das Bild zeigt sie vor der John-Lennon-Mauer in Prag.
Musik und freie Liebe: Woodstock '69
"Liebe statt Krieg" wurde zum Motto der 68er und der Hippies, das Peace-Zeichen zu ihrem unangefochtenen Symbol. Nichts verkörperte die pazifistische Euphorie dieser Zeit besser als das legendäre Woodstock Festival im August 1969. Rund 500.000 Kriegsgegner feierten hier ausgelassen und friedlich Auftritte von Musikern wie Jimi Hendrix (Bild), Janis Joplin und The Who.
Umweltschützer kapern das Peace-Zeichen
Mit einem Fischkutter namens "Greenpeace" segelte eine Gruppe kanadischer Naturschützer im September 1971 vor die Küste Alaskas, um einen Atombombentest der USA zu verhindern - mit Erfolg. Später benannte sich die Gruppe nach ihrem ersten Protestschiff. Heute ist "Greenpeace" mit rund drei Millionen Mitgliedern die wohl einflussreichste Umweltschutzorganisation der Welt.
Ein Licht im Dunkeln
Wie hier, auf dem Heldenplatz in Budapest, protestierten Kriegsgegner weltweit gegen die von den USA und Großbritannien angeführte völkerrechtswidrige Militärinvasion im Irak. Das Peace-Zeichen erlebte eine Renaissance. Erst im Dezember 2011 verließen die letzten US-Truppen den Irak. Frieden hatten sie dem Land zwischen Euphrat und Tigris nicht gebracht.
Symbol gegen den Terror
Auch nach Terroranschlägen ist das Friedenssymbol immer wieder präsent. Nach den Attentaten von Paris im November 2015 war bei Trauerveranstaltungen auf der ganzen Welt das leicht abgeänderte Peace-Zeichen mit dem Eiffelturm in der Mitte zu sehen. Die Zeichnung des französischen Grafikers Jean Jullien hatte sich zuvor unter #PeaceForParis rasend schnell in den sozialen Netzwerken verbreitet.
Immer noch in Mode
Anlässlich des G20-Gipfels 2017 setzte ein Bauer im niedersächsischen Meinersen ein Zeichen für weltweiten Frieden. Aus der Vogelperspektive zeigt sein Maisfeld, fast 60 Jahre nachdem Gerald Holtom es entworfen hatte, das simple kreisförmige Symbol mit den drei Strichen. Holtom hatte sein Werk nie patentieren lassen. Auch deshalb konnte es zum wohl bedeutendsten Friedenssymbol überhaupt werden.
Kein Ende in Sicht
Nicht nur das Peace-Zeichen selbst, sondern auch der erste Ostermarsch, auf dem es erstmals zu sehen war, feiert in diesem Jahr 60. Jubiläum. Der alljährliche Protestmarsch am Osterfest etablierte sich ab 1958 auch in Deutschland. Noch immer mit dabei: das Peace-Zeichen, wie auf diesem Foto vom Ostermarsch in München 2017.