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Reise

Madrid-Tourismus kommt wieder in Schwung

Leah Carter
26. Oktober 2021

Eine der meistbesuchten Metropolen Europas atmet auf: Endlich genießen wieder Touristen Kultur und Nachtleben in Madrid. Doch es gibt auch viele Einheimische, die skeptisch auf die Abhängigkeit vom Tourismus blicken.

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Spanien | Madrid nach Coronavirus Pandemie
Das Nachtleben in Madrid nimmt wieder Fahrt auf: Partygänger feiern gleichermaßen in Clubs und auf den StraßenBild: Leah Carter/DW

Ob die Party-Insel Ibiza, die Strände von Mallorca oder die belebten Straßen von Madrid - Spanien war schon immer eine der Top-Destinationen in Europa für Reisende aller Altersklassen. Jetzt ist in Madrid fast alles wieder erlaubt, aber bis Anfang Oktober galten noch strenge Restriktionen: Nachtclubs, Bars und andere Einrichtungen mussten spätestens um 3 Uhr früh schließen. Trotzdem kamen viele Besucher in die spanische Hauptstadt, um wenigstens einen Teil der Nacht durchtanzen zu können.

Menschen auf der Plaza de Mayor in Madrid
Madrids berühmte Plaza de Mayor füllt sich langsam wieder mit TouristenBild: Leah Carter/DW

Stephan Neumann und Kristina Prodanovic aus Köln hatten auf dem Rückweg von Portugal in Madrid Station gemacht. Die beiden 35-Jährigen, die sich selbst als "Nachteulen" bezeichnen, wollten das legendäre Nachtleben der spanischen Hauptstadt erleben.

"Wir freuen uns über jeden Tanz"

Im vorigen Jahr, kurz nach dem Ausbruch der Pandemie, war es den Bewohnern nicht erlaubt, ihre Wohnungen und Häuser für nicht-lebensnotwendige Anlässe zu verlassen. Später galt dann eine Ausgangssperre ab elf Uhr abends, als einige der Beschränkungen gelockert wurden. 

"Vor unserem Besuch habe ich etwas recherchiert und musste feststellen, dass viele Clubs einfach dauerhaft geschlossen sind", erzählt Kristina Prodanovic und fügt hinzu: "Das ist so traurig."

Spanien | Madrid nach Coronavirus Pandemie
Spanier lieben es bis spät in die Nacht aufzubleiben Bild: Leah Carter/DW

Viele Partygänger trafen sich nach der Sperrstunde um drei Uhr morgens in den Parks und auf den Plätzen der Stadt, um dort unter freiem Himmel weiter zu feiern. Besonders an den Wochenenden waren die Straßen voll mit Musik und dem Lachen fröhlicher Menschen. Nach mehr als anderthalb Jahren unterschiedlichster Restriktionen verlagerte sich das nächtliche Party-Leben auf die Straßen.

"Deshalb haben wir uns als Unterkunft auch ein gay-friendly Hotel ausgesucht, weil wir wissen, dass Homosexuelle grundsätzlich locker drauf sind und gerne Party machen", sagt Kristina. Und ihr Plan ging auf: "Wir waren so gegen zehn oder elf Uhr zurück im Hotel - morgens", erzählt Stephan Neumann und schmunzelt. "Wir haben jeden Tanz genossen, den wir nach einem Jahr der Beschränkungen tanzen konnten", ergänzt Kristina Prodanovic.

Schmerzhafte Erinnerungen

Doch auch wenn sich das öffentliche und das Nachtleben in Spaniens Hauptstadt wieder normalisieren, so bleibt die Erinnerung an den harten Lockdown und an eine der europaweit höchsten Zahlen an Corona-Toten im öffentlichen Gedächtnis. Spanien mit seinen 47 Millionen Einwohnern verzeichnete seit Beginn der Pandemie 86.000 Todesfälle durch und mit COVID-19.

"Jeder und jede in Madrid kennt jemanden, der in der Pandemie gestorben ist", sagt der 27-jährige Dario Barreiro. Diese Erinnerungen sind wohl auch ein Grund dafür, dass viele Einheimische weiterhin Gesichtsmasken tragen, auch wenn es nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben ist. Außerdem sind 77 Prozent der Bevölkerung komplett durchgeimpft - damit ist Spanien eines der Länder mit den höchsten Impfquoten in Europa.

Die 28-jährige Julia Villalva aus Madrid sagt, die Spanier seien "an Impfkampagnen gewöhnt" und seien "sehr verantwortungsbewusst".

ein leerer Straßenzug in Madrid
Leere Straßen wie zu Zeiten des Lockdowns soll es in Madrid nicht mehr gebenBild: Leah Carter/DW

COVID-19 hat Spanien verändert. In dem Land, in dem das Nachtleben von jeher hoch geschätzt ist, wurden Treffen in die früheren Abendstunden verlegt, weil viele Restaurants und Bars komplett geschlossen hatten oder früh schließen müssen - auch nach Aufhebung der 23-Uhr-Sperrstunde im Juni dieses Jahres.

Abhängig vom Tourismus

Aber die Lockdowns haben auch dazu geführt, dass sich viele Spanierinnen und Spanier Gedanken machen über die wirtschaftliche Abhängigkeit ihres Landes vom Tourismus, viele Jobs gingen verloren. Das hat nach Aussage von Dario Barreiro dazu geführt, dass internationale Reisende in den Genuss vieler - legaler - Ausnahmen kamen, während Einheimische unter den Einschränkungen zu Beginn dieses Jahres litten.

Menschen mit Mundschutz in Madrid
Viele Spanier tragen noch immer im Freien eine Maske, obwohl es nur noch für Innenräume vorgeschrieben istBild: Leah Carter/DW

"Ich war verwirrt über diese Unterscheidung zwischen Spaniern und Nicht-Spaniern", sagte Barreiro. "Wir waren echt sauer, als wir sahen, dass die komplett ohne Masken bis in die Nacht feiern durften, während wir um elf Uhr zuhause sein mussten. Das ergibt doch keinen Sinn." Aber, so ergänzt er, ohne den Tourismus gäbe es im Land viele Probleme. "Die Ausnahmen für Ausländer haben sie gemacht, weil wir abhängig sind vom Tourismus." 

Aber die Dinge haben sich geändert. Jetzt gilt die Ausgangssperre nicht mehr und Impfpässe sind überall in Europa verbreitet. Wer nach Spanien einreisen möchte, muss einen Nachweis erbringen, dass er geimpft ist oder einen negativen PCR-Test. Außerdem muss er vor der Einreise ein Formular ausfüllen.

"Wir sind glücklich, dass wir die Touristen haben", sagte Villalva. "So lange jemand geimpft oder negativ getestet ist, bin ich absolut zuversichtlich, dass es in Ordnung ist."

Leah Carter Autorin