Macky Sall wird Senegals künftiger Präsident
26. März 2012Das staatliche Fernsehen des westafrikanischen Landes berichtete, der 85-jährige Abdoulaye Wade habe gleich nach Bekanntwerden erster Wahlergebnisse in einem Telefonat mit Gegenkandidat Macky Sall seine Wahlniederlage eingeräumt. Er habe dem ehemaligen Regierungschef zum Sieg gratuliert. Ein Vertreter von Salls Wahlkampfteam bestätigte das Telefongespräch.
Zu den Gratulanten gehörten auch die Bundesregierung und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Salls Sieg sei "eine gute Nachricht für Arfika im Allgemeinen und für den Senegal im Besonderen", sagte Sarkozy dem französischen Sender France Info. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte, ein friedlicher Machtwechsel sei in Afrika noch immer keine Selbstverständlichkeit. Freie und faire Wahlen und die Akzeptanz des Ergebnisses durch alle Kandidaten zeigten die demokratische Reife des westafrikanischen Landes.
Noch keine offiziellen Zahlen
Die Wahlbehörde teilte noch keine Ergebnisse mit. Offizielle Zahlen werden erst am Dienstag oder Mittwoch erwartet. Sall lag jedoch in den meisten Wahllokalen nach Agenturmeldungen offensichtlich vor Wade. Selbst in Wades Wahlkreis in Dakar erlitt der Staatschef danach eine deutliche Niederlage. Tausende Senegalesen versammelten sich schon in der Nacht im Zentrum der Hauptstadt, um den Sieg Salls zu feiern.
Nach einem von Gewalt zwischen Anhängern des Präsidenten und der Opposition überschatteten Wahlkampf war die Stichwahl am Sonntag nach Berichten von Korrespondenten weitgehend ruhig verlaufen. 300 ausländische Beobachter, vor allem von der Afrikanischen Union, der Europäischen Union und der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, hatten die Abstimmung überwacht. Wahlberechtigt waren 5,3 Millionen Menschen.
Unterstützung durch gesamte Opposition
Wade hatte in der ersten Wahlrunde Ende Februar annähernd 35 Prozent der Stimmen errungen, Sall kam als stärkster Vertreter der Opposition auf gut 26 Prozent. Für die Stichwahl erhielt Sall die Unterstützung aller zwölf in der ersten Runde ausgeschiedenen Oppositionskandidaten sowie des senegalesischen Weltmusik-Stars Youssou N'Dour. Dieser hatte ursprünglich selbst kandidieren wollen, war aber von der Wahl ausgeschlossen worden, weil er angeblich zu wenig Unterschriften beigebracht hatte.
Im Vorfeld der Wahlen hatte es in dem westafrikanischen Land immer wieder Proteste und Ausschreitungen gegeben. Diese richteten sich gegen die Entscheidung des obersten Gerichts, Wade die Kandidatur für eine dritte Amtszeit zu erlauben.
Eigentlich sind laut Verfassung für den Präsidenten nur zwei Amtszeiten vorgesehen. Das Gericht fand jedoch ein juristisches Schlupfloch für Wade. Da er im April 2000 und damit ein Jahr vor der Verabschiedung der neuen Verfassung das erste Mal zum Staatsoberhaupt gewählt worden war, wurde er erneut zur Wahl zugelassen.
Der 50-jährige Sall gehörte früher selbst zu den Vertrauten des Präsidenten. Er war von 2001 bis 2003 Bergbauminister, dann bis 2004 Innenminister und von 2004 bis 2007 Regierungschef. Zum Bruch zwischen den beiden Politikern kam es, als Wade versuchte, seinen Sohn Karim zum Nachfolger aufzubauen.
wl/sti (rtr, dapd, afp, dpa)