Macht Alleinleben krank?
2. Mai 2019Alleinlebende haben laut einer neuen Studie 1,5- bis 2,5-mal eher eine der häufigsten psychischen Erkrankungen als andere Menschen. Dazu gehören etwa Depressionen sowie Angst- und Zwangsstörungen. Dabei sind alle Altersgruppen und Geschlechter betroffen, wie Forscher der Universität Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines im Fachblatt "PLOS ONE" berichten.
Das Team um den Mediziner Louis Jacob nutzte die Daten von mehr als 20.000 Menschen aus England im Alter von 16 bis 64 Jahren, die 1993, 2000 und 2007 an der "National Psychiatric Morbidity"-Erhebung teilgenommen hatten. Dabei wurde die psychische Gesundheit der Teilnehmer mithilfe von Interviews und Fragebögen ermittelt.
Risiko Anonymität?
Die Studie der Wissenschaftler zeigt jedoch nicht, ob das Alleinleben tatsächlich die Ursache der Erkrankungen ist. Auch die zeitliche Reihenfolge wurde nicht untersucht. "In Großstädten gibt es zum Beispiel mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen, was oft mit der Anonymität dort erklärt wird", erläutert Arno Deister, Chefarzt eines Zentrums für Psychosoziale Medizin in Norddeutschland. "Häufig suchen psychisch kranke Menschen aber bewusst die Anonymität." Zudem gebe es - so Deister - einen Unterschied zwischen Alleinleben und Einsamkeit: "Wenn das Alleinsein gewollt ist, kann es für Menschen durchaus positiv sein."
Gründe, die dafür verantwortlich gemacht werden, dass mehr und mehr Menschen allein leben, sind unter anderem eine steigende Lebenserwartung sowie sinkende Heirats- und Geburtenraten. In Deutschland waren 2016 nach Daten des Statistischen Bundesamtes 41 Prozent aller Haushalte sogenannte Einpersonen-Haushalte - ein Anteil, der deutlich über dem EU-Schnitt von 33 Prozent liegt.
wa/ml (dpa, PLOS ONE)