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KunstEuropa

2023: Ein Festjahr für Pablo Picasso

Manasi Gopalakrishnan
1. Januar 2023

Am 8. April vor 50 Jahren ist Pablo Picasso gestorben. Weltweit erinnern Museen 2023 an einen der meist erforschten Künstler, über den es immer noch Neues zu sagen gibt.

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Pablo Picasso | spanischer Künstler
Bild: dpa/picture alliance

Pablo Picasso gilt als einer der produktivsten und wandlungsfähigsten Künstler, die es je gab. In sieben Jahrzehnten schafft er Tausende von Gemälden und Skulpturen in den unterschiedlichsten Stilrichtungen. 

Nach wie vor erzielen die Werke des in Spanien geborenen Künstler mit die höchsten Umsätze bei Auktionen weltweit. Gemälde wie "Sitzende Frau am Fenster" wurde im Mai 2021 bei Christie's in New York für 103 Millionen Dollar (98 Millionen Euro) verkauft, 2015 wurde das Ölgemälde "Die Frauen von Algier" für die damalige Rekordsumme von 179 Millionen Dollar versteigert. 

Zum 50. Todestag am 8. April 2023 startet ein länderübergreifendes internationales Kulturprogramm. Unter dem Motto "Picasso Celebration 1973-2023" sind Sonderausstellungen nicht nur in seinem Geburtsland Spanien, sondern auch in seiner zweiten Heimat Frankreich, Deutschland und den USA geplant. 

Während sein künstlerisches Genie unbestritten ist, wird heute im Zuge der #MeToo-Bewegung zunehmend sein Umgang mit Frauen thematisiert. 

Wunderkind der Malerei 

Picasso wird am 25. Oktober 1881 in Málaga in Andalusien geboren. Sein Vater, Don Jose Ruiz y Blasco, ist Künstler und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Malen von Tieren, vorwiegend Tauben, sowie als Kunstlehrer. Bei ihm lernt sein Sohn im Alter von nur sieben Jahren das Zeichnen.

Mit 13 Jahren beginnt Picasso sein Studium an der Escola de la Llotja, der Kunstschule von Barcelona, an der auch sein Vater unterrichtet. Nur zwei Jahre später malt er sein erstes großformatiges Ölgemälde für eine Ausstellung in der Stadt, "Die Erstkommunion". Das Werk gilt bereits als ein erstes Meisterwerk. 

1897 wechselte Picasso an die Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid. In dieser Zeit setzt er sich auch intensiv im Prado-Museum mit den Gemälden von Diego Velázquez, Rembrandt, Jan Vermeer und Francisco de Goya auseinander. Anfang der 1900er-Jahre dann zieht es den jungen Künstler nach Paris, die Hauptstadt der Avantgarde. 

Picasso arbeitete in Schaffensperioden 

Picassos künstlerisches Werk lässt sich in unterschiedliche Phasen unterteilen. 

Die erste Phase, die sogenannte Blaue Periode, dauerte von 1901 bis 1904 und wurde nach allgemeiner Auffassung durch den Selbstmord von Picassos engem Freund, dem spanischen Künstler Carlos Casagemas, ausgelöst. Das erste Gemälde dieser Periode, "Der Tod von Casagemas" (1901), ist Sinnbild für die düstere Stimmung und die Blautöne, die diese Periode charakterisieren. 

Es folgt die Rosa Periode (1904-1906), in der Picassos Farbpalette aus Rosa, Hellblau und Orange besteht. In die Zeit fällt auch das Porträt von Gertrude Stein, das er malt, kurz nachdem er die amerikanische Schriftstellerin in einem ihrer Salons kennenlernt. 

In dieser Phase lernt Picasso auch Fernande Olivier kennen, eine französische Künstlerin, die später seine Muse und Geliebte wird. 

Hinwendung zum Kubismus 

Mit dem Gemälde "Les Demoiselles d'Avignon" (1906-1907) erlangt Picasso Weltruhm und wird als Vorreiter der modernen Kunst gefeiert. Die bizarre Verzerrung der weiblichen Körperformen sprengt alle bisherigen Vorstellungen von Perspektive. Das Gemälde gilt als wegweisend für die Stilrichtung des Kubismus.

Gemeinsam mit seinem Malerfreund Georges Braque entwickelt Picasso in den folgenden Jahren den Kubismus weiter. In die Periode fallen "Mädchen mit einer Mandoline" (1910) und "Stillleben mit einer Flasche Rum" (1911). 

Statement gegen den Krieg 

Eines der berühmtesten Werke entsteht 1937: "Guernica" gilt bis heute als das bedeutendste Antikriegsgemälde aller Zeiten, ein Synonym für das Leid der Zivilbevölkerung im spanischen Bürgerkrieg. Picasso malt es als Reaktion auf den Bombenangriff auf die gleichnamige baskische Kleinstadt in Nordspanien durch die  deutsche Legion Condor, entsandt von Adolf Hitler, um in Spanien für den Blitzkrieg zu trainieren. 

"Guernica" hat zwar kubistische Elemente, markiert aber auch die Hinwendung des Malers zum Surrealismus

Weitere Antikriegswerke sind "Das Beinhaus" (1944-45), das sich mit dem Holocaust auseinandersetzt, und "Massaker in Korea" (1951) sowie das Bild der Taube, das zum Symbol der Friedensbewegung wird. 

Toxische Männlichkeit  

In den letzten Jahren - auch im Zuge der #MeToo-Bewegung - wird Picassos Haltung gegenüber Frauen, inbesondere seinen Geliebten genauer untersucht. Picassos Umgang mit Frauen müsse in seinem Werk neu kontextualisiert werden, schreibt Shannon Lee, amerikanische Kunstkommentatorin, im Magazin "Artspace". "Picasso selbst merkte an, sein gesamtes Werk könne in sieben verschiedene Stile eingeteilt werden, jedes ein Dokument seiner Beziehung zu den sieben Frauen in seinem Leben - Fernande Olivier, Eva Gouel, Olga Khokhlova, Marie-Thérèse Walter, Dora Maar, Françoise Gilot und Jacqueline Roque". 

Picasso, so schreibt Lee weiter, "bescherte so ziemlich jeder Frau, die er zu lieben vorgab, ein außergewöhnlich unglückliches Leben". 

Lee zitiert auch Picassos Enkelin Marina, die in "Und trotzdem eine Picasso. Leben im Schatten meines Großvaters" (2001) bemerkt: "Er unterwarf sie seiner animalischen Sexualität, zähmte sie, verhexte sie, saugte sie auf und zerquetschte sie auf seiner Leinwand. Nachdem er nächtelang ihre Essenz extrahiert hatte, entsorgte er sie, sobald sie ausgeblutet waren." 

Picasso stelle sich selbst in mehreren seiner Gemälde als mythischen Minotaurus dar; seine Musen sind Opfer seiner bestialischer Aggression. 

Francoise Gilot, eine Künstlerin, in die sich Picasso verliebt, während er noch mit der Fotografin Dora Maar liiert ist, gilt als Ausnahme von der Regel. Mit ihr bekommt er zwei Kinder, Claude und Paloma. Gilot gilt als die einzige Frau, die Picasso verlassen hat. 

Im Alter von 81 Jahren heiratet Picasso seine zweite Frau, Jacqueline Roque, 46 Jahre jünger als er. Sie leben bis zu seinem Tod in Südfrankreich zusammen. Kurz nach seinem Ableben begeht sie Selbstmord. Picasso arbeitet bis zuletzt wie besessen. 1972 scheint der Künstler den Tod vorauszuahnen: Er schafft eine Reihe von Selbstporträts, bei denen er seinen Kopf durch eine Maske, die zuweilen das Aussehen eines Totenkopfes annimmt, ersetzt.  

Picasso stirbt am 8. April 1973 in Mougins in der Nähe von Cannes. 

Adaption aus dem Englischen: Dagmar Breitenbach.