Maas für kontrollierten Einstieg bei Urlaub
18. Mai 2020Heiko Maas äußerte sich nach einer Videokonferenz mit seinen Kollegen aus Bulgarien, Griechenland, Italien, Kroatien, Malta, Österreich, Portugal, Slowenien, Spanien und Zypern. Nach der Unterredung sagte Maas, die noch bis zum 14. Juni geltende weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes zunächst nur für die Europäische Union aufheben und durch individuelle Reisehinweise für die einzelnen Länder ersetzen zu wollen. Darin soll dann auf die unterschiedlichen Risiken aufmerksam gemacht werden. "Wir können nicht dauerhaft eine Reisewarnung für die ganze Welt aufrechterhalten", fügte er hinzu. "Wir wollen Schritt für Schritt in die Normalisierung zurück."
Es sei aber noch zu früh, um zu sagen, in welchen Ländern am ehesten ein Sommerurlaub möglich sein werde. Ohnehin dürfe sich niemand der Illusion hingeben, dass es eine schnelle Rückkehr zu Reisen geben werde, wie es vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie üblich gewesen sei. In allen europäischen Urlaubsländern werde es im Sommer Einschränkungen geben, auf die Reisende sich einstellen müssten - beispielsweise an Stränden, in Restaurants und Innenstädten.
Der Minister sprach sich daher für einen "kontrollierten Wiedereinstieg in den europäischen Tourismus" in diesem Sommer aus. Voraussetzung sei ein koordiniertes Vorgehen. Dabei müssten stets gesundheitliche Fragen statt geschäftlicher Interessen im Vordergrund stehen. Gesprochen wurde laut Maas bei der Konferenz auch über die Aufhebung von Quarantänebestimmungen in den verschiedenen Ländern. Ergebnisse nannte er noch nicht. Voraussichtlich in zwei Wochen werde es eine erneute Videokonferenz der Außenminister geben, kündigte Maas an.
Strandurlaub mit Abstandsregeln
Bereits vor der Konferenz hatte der Außenminister erklärt, die angepeilten "Reisehinweise" sollten den Menschen eine Entscheidungsgrundlage dafür geben, wohin sie reisen könnten und wohin vielleicht noch nicht. Es gehe dabei unter anderem um die Frage, wie ein Urlaub am Strand mit Abstandsregeln aussehen könne. Derzeit sei die Entwicklung bei den Coronavirus-Infektionen fast überall positiv, sagte Maas im Zweiten Deutschen Fernsehen. Daher gebe es eine sachliche Grundlage dafür, über die angestrebten Reisehinweise überhaupt zu verhandeln. Die Corona-Pandemie sei noch nicht überwunden und man müsse Sicherheitsvorkehrungen schaffen für den Fall, dass die Infektionszahlen wieder steigen.
Eine neue Entwicklung zeichnet sich in einem der wichtigsten Reiseländer der Deutschen ab, denn Spanien will zur Sommersaison Urlauber wieder ins Land lassen. "Von Ende Juni an werden wir mit den touristischen Aktivitäten beginnen", kündigte Verkehrsminister Jose Luis Abalos im Sender TVE an. Bis dahin sollen auch die meisten Beschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie aufgehoben werden. Man müsse Spanien auch unter gesundheitlichen Gesichtspunkten zu einem attraktiven Land machen, sagte der Minister. Der Tourismus macht in Spanien mehr als zwölf Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Der Tourismusverband Exceltur hat bereits früher erklärt, selbst wenn Ende kommenden Monats die Grenzen geöffnet würden, sei mit Einnahmeverlusten zwischen 93 und 124 Milliarden Euro zu rechnen. Spanien hatte erst vergangene Woche eine zweiwöchige Quarantäne für alle Einreisenden beschlossen.
kle/gri (rtr, dpa, afp)