Lösen Humane Papillomaviren Prostatakrebs aus?
14. Juli 2020HPV-Infektionen können die Entstehung bösartiger Tumoren der Prostata direkt oder indirekt auslösen, so eine australischen Studie. James Lawson und Wendy Glenn von der Universität von Neusüdwales, Australien überprüften Resultate von 26 vorhergehenden Studien über HP-Viren und den Zusammenhang mit Prostatakrebs. Dazu legten sie neun Kausalkriterien zugrunde.
Die beiden Autoren haben entdeckt, dass die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 in normalem, gutartigem und bösartigem Prostatagewebe identifiziert wurden. Diese beiden Typen verursachen die Mehrheit der Gebärmutterhalskrebserkrankungen. Die Forscher fanden offenbar Beweise dafür, dass Hochrisiko-HP-Viren bei Prostatakrebs wesentlich häufiger vorkommen als in normalem und in gutartigem Prostatagewebe.
"Obwohl HP-Viren nur einer von vielen Krankheitserregern sind, die bei Prostatakrebs identifiziert wurden, sind sie der einzige infektiöse Erreger, gegen den wir uns impfen können. Deshalb ist es wichtig, den Nachweis einer möglichen kausalen Rolle von HP-Viren bei Prostatakrebs zu bewerten, sagte James Lawson.
Die Rolle der Humanen Papillomaviren bei Prostatakrebs sei sehr komplex, so die Wissenschaftler. Die Ergebnisse ihres systematischen Reviews haben sie jetzt im Fachjournal "Infectious Agents and Cancer" veröffentlicht.
Weitere Studien sind notwendig
"Seit 2015 gab es mehrere Publikationen, die eine Assoziation von HPV mit dem Entstehen von Prostatakarzinom nahelegen", sagt der Leiter der Urologischen Klinik in Braunschweig, Prof. Peter Hammerer. "All dies sind Assoziationsstudien, ein wirklich wissenschaftlicher Beweis steht weiterhin aus", gibt Hammerer zu bedenken. Es müssen also weitere Studien erfolgen. Dazu gehören auch Tierversuche.
Auch Prof. Michael Muders vom Universitätsklinikum Bonn weist darauf hin, dass einige wesentliche Arbeiten noch ausstehen. "Sowohl Experimente in Zellkulturen, in denen onkogene Humane Papillomaviren der sogenannten ‚high risk‘-Subtypen wie dem Subtyp 16 oder 18 in nicht-neoplastischen Zellen mittels genetischer Manipulation eingeführt werden, als auch mögliche Tierexperimente mit derartigen Zellen sind bisher nicht publiziert. Nur solche Studien könnten einen zweifelsfreien Zusammenhang zwischen HPV und maligner Transformation von Prostatadrüsen beweisen."
Eine Übertragung geht schnell
HP-Viren sind vor allem als Auslöser für Gebärmutterhalskrebs bekannt. Aber auch Jungen können sich anstecken und dann beim Sex wiederum ihre Partnerin oder ihren Partner infizieren, denn HPV gehören zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.
"Viele gehen davon aus, dass HPV-Infektionen vor allem bei Frauen zu Krebserkrankungen führen. Dies ist aber nicht der Fall. HP-Viren sind eine häufige Ursache für Krebserkrankungen bei Männern. Dabei handelt es sich hauptsächlich um genitale Krebserkrankungen des Afters und des Penis, aber auch um Krebserkrankungen des Mundes, der Zunge und des Rachens. Es ist daher plausibel, dass HP-Viren auch bei Prostatakrebs eine Rolle spielen können und dass eine HPV-Impfung dazu beitragen kann, die Entstehung von Prostatakrebs zu verhindern", so Lawson.
Wichtige Vorsorge
Schon seit Jahren hält die STIKO, die Ständige Impfkommission, dazu an, sowohl Mädchen als auch Jungen vor dem ersten Sexualkontakt gegen HPV zu impfen. Die Personen, die sich mit HPV infiziert haben, zeigen oft keinerlei offensichtlichen Symptome. Das macht diese Erkrankung unberechenbar. Infizieren kann sich jeder, auch ohne Sex. Eine Übertragung ist auch durch Schmierinfektion möglich, etwa in der Sauna.
Seit über zehn Jahren gilt in Deutschland die Empfehlung der STIKO, dass Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren gegen HPV geimpft werden sollten.
"Eine HPV-Impfung sowohl von Mädchen und Jungen ist aus medizinischer Sicht absolut zur primären Prävention des Gebärmutterhalskrebses, aber auch von Plattenepithelkarzinomen im HNO-Bereich zu empfehlen", sagt Muders.
200 verschiedene Papillomaviren sind bekannt. Der Impfstoff wirkt gegen die wichtigsten Viren. Das sind HPV 16 und HPV 18. Beide können Krebs auslösen. Untersuchungen zeigen, dass durch den Impfstoff eine Schutzwirkung von über 95 Prozent gegen Tumoren und Tumorvorstufen erreicht wird. "Es ist wahrscheinlich, dass eine prophylaktische Impfung das Risiko für HPV-induzierte Karzinomerkrankungen senken kann", sagt Hammerer.
Einzige, bis jetzt bekannte Nebenwirkung einer solchen Impfung sind mögliche Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle, wie bei anderen Impfungen auch. Das sollten junge Menschen – Mädchen und Jungen – allerdings nach Ansicht vieler Experten wohl in Kauf nehmen, um sich vor HP-Viren und einer möglichen Krebserkrankung zu schützen.