Lukrative Geschäfte mit Masken
18. März 2021Das Wahrzeichen der Corona-Pandemie ist die Maske. Zuerst aus Stoff, und nun zunehmend sogenannte FFP2-Masken. So hat sich auch beim Außenhandel eine neue statistische Größe entwickelt. Demnach sind im Jahr 2020 nach vorläufig geschätzten Zahlen des Statistischen Bundesamtes Masken im Wert von sechs Milliarden Euro nach Deutschland importiert worden.
Allein in den Monaten April und Mai des Vorjahres - auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle - wurden Masken im Wert von 3,5 Milliarden Euro importiert. Im Juni und Juli kamen weitere Masken im Wert von 1,4 Milliarden Euro hinzu. "Damit fanden 80 Prozent der Importe von Schutzmasken des Jahres 2020 in den Monaten April bis Juli statt."
Seit Jahresbeginn werden auch die Stückzahlen der Maskenimporte erfasst. Im Januar 2021 wurden demnach 1,4 Milliarden Schutzmasken im Wert von 186,7 Millionen Euro importiert. Davon waren 1,1 Milliarden Stück für 166,7 Millionen Euro sogenannte filtrierende Halbmasken, also etwa FFP2-Masken. Die Zahlen beziehen sich alle auf den Import von Masken aus China. Die Volksrepublik profitiert von der Nachfrage, denn 94 Prozent aller Masken werden aus China geliefert.
"Wir haben uns dumm und dämlich verdient"
Neben der Volksrepublik haben vor allem Apotheken von den Maskengeschäften profitiert. Besonders hervorstechen wird da wohl der Monat Dezember. In diesem Monat entschied die deutsche Bundesregierung, mehrere FFP2-Masken umsonst an über 60-Jährige zu verteilen. Auch im Januar und Februar gab es in den Apotheken gegen Vorlage von Coupons weitere Gratis-Masken - eine Aktion, die den Steuerzahler am Ende mehr als zwei Milliarden Euro kosten dürfte, schreiben der WDR, NDR und SZ in einer Recherche.
Sie kommen auch zu dem Schluss, dass Apotheken in diesem Zeitraum deutlich mehr für die Masken abrechnen konnten, als sie für die Masken bezahlten. So zitiert der Rechercheverbund einen Apotheker aus Berlin mit den Worten: "Wir haben uns dumm und dämlich verdient." Sechs Euro erstattete das Gesundheitsministerium pro Maske. Der Einkaufspreis lag teilweise bei nur einem Euro. Das brisante daran ist, dass das Gesundheitsministerium auf die Spanne zwischen Einkauf und Verkauf durchaus hingewiesen wurde. Sogar der Wirtschaftsprüfer EY, der für das Bundesgesundheitsministerium eine "Preisprobenstichanalyse" erstellt hat, kommt im Oktober auf niedrigere Preise.
Mehr Abstand = weniger Erkältungen
Für die Apotheken ist der Geldsegen willkommen. Denn zumindest im Bereich der Ansteckungserkrankungen ging die Nachfrage nach Medikamenten zurück. Fragten Apothekenkunden in den ersten Quartalen normalerweise Erkältungsmittel im Wert von knapp 150 Millionen Euro nach, waren es 2020 noch knapp 130 Millionen. "Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln in der Corona-Pandemie sorgte vermutlich für den Rückgang der Ansteckungen im Bereich von Durchfallerkrankungen und Erkältungen", erklärte die Apothekervereinigung ABDA.
Auch Bayer-Chef Werner Baumann sprach bei Erkältungspräparaten von einem Marktminus von über 20 Prozent in 2020. Beschweren können sich die Apotheker aber wohl nicht, denn neben den zusätzlichen Einnahmen aus dem Geschäft mit Masken verkauften sie auch mehr Desinfektionsmittel. Auch beim Thema Nahrungsergänzungsmitteln klingelten die Kassen. Wie sich das turbulente Jahr auf ihren Gesamtumsatz auswirkte, ist noch nicht klar, denn die kompletten Umsatz- und Absatzzahlen liegen noch nicht vor.
nm/hb (epd, dpa)