"Ein außergewöhnlicher Stürmer"
19. Oktober 2018"Wenn er so weitermacht, wird er ein ganz, ganz großer Spieler", sagte ein gewisser Kevin-Prince Boateng im April über seinen damaligen Mannschaftskollegen Luka Jovic. Ein halbes Jahr später hat sich dieser Eindruck verfestigt. Der gerade einmal 20 Jahre alte Serbe ist eine der Entdeckungen des Jahres in der Bundesliga. Vorläufiger Höhepunkt: Ein unglaublicher Auftritt mit seiner Frankfurter Eintracht gegen Fortuna Düsseldorf am 8. Spieltag. Mit 7:1 (3:0) fegt Frankfurt den Gegner aus dem Stadion und daran hat Jovic maßgeblichen Anteil.
Das Stenogramm eines eindrucksvollen Abends:
- 27. Minute: Luka Jovic trifft per Seitfallzieher zum 2:0. Kategorie Tor des Monats.
- 34. Minute: Nach einer Kombination über Kostic und Haller landet der Ball bei Jovic, der aus 20 Metern trocken zum 3:0 einschiebt.
- 55. Minute: Wieder ist Kostic der Ausgangspunkt, Jovic tanzt seinen Gegenspieler aus und erhöht auf 5:1.
- 69. Minute: Jovic bekommt nicht genug und lauert im Strafraum, zirkelt den Ball an den Innenpfosten - 6:1.
- 73. Minute: Dieses Mal flankt Haller auf Jovic, der sehr hoch steigt und präzise zum 7:1-Endstand einköpft.
Fünf Tore - Vereinsrekord
Fünf Tore in einem Spiel, das ist nur wenigen in der Bundesliga gelungen. Robert Lewandowski für die Bayern zum Beispiel, bei Eintracht Frankfurt gelang es noch keinem Spieler. Nur Dieter Müller schoss 1977 einen Treffer mehr in einem Spiel der Bundesliga und hält damit den Rekord.
Natürlich wurde Jovic von seinen Mitspielern (allen voran: Sébastien Haller und Filip Kostic mustergültig in Szene gesetzt. Und natürlich war eine Fortuna aus Düsseldorf in Selbstauflösung kein großes Hindernis an diesem Abend. Und doch sind seine fünf Treffer eine Würdigung wert. Die Art seiner Tore beeindruckt: Jovic trifft mit links und rechts, er trifft per Kopf, er ist gefährlich im Strafraum und außerhalb, er ist schnell, technisch versiert, ballsicher und er steht einfach ständig dort, wo er stehen muss. "Überragend", sagte Eintrachts glückseliger Coach Adi Hütter nach der Partie. "Ein außergewöhnlicher Stürmer. Ich habe selten einen Spieler gesehen, der in der Box so gefährlich ist."
Vom Joker zum Goalgetter
Und das nicht nur in diesem Spiel. In den letzten fünf Pflichtspielen in Bundesliga und Europa League traf Jovic immer, insgesamt neun Mal. Nur Paco Alcácer von Borussia Dortmund ist derzeit effizienter in der Liga.
Als Leihgabe von von Benfica Lissabon nach Frankfurt geholt, war der junge Serbe zunächst nur ein Joker. Vor ihm standen in der Vorsaison Kapazitäten wie Boateng, aber auch Haller und der spätere WM-Held Ante Rebić. Letzterer ist nach Adduktorenbeschwerden noch nicht wieder fit genug und Jovic nutzt seine Startelfchancen.
"Ich bin total glücklich. Ein emotionaler Tag. Aber wichtiger ist für mich die Mannschaft und dass wir gewonnen haben. Ich bin unheimlich stolz, jetzt mit Robert Lewandowski verglichen zu werden", freute sich Jovic nach dem denkwürdigen Spiel und nahm verdientermaßen den Ball mit nach Hause, den er fünf Mal ins Tor bugsiert hatte.
"Ein Spieler, der viel Geld einbringen kann"
Jovic, den eine bullige Statur und dennoch eine extreme Wendigkeit auszeichnet, war im Vorjahr bereits von Ex-Trainer Niko Kovac gefördert werden. Der ehemalige kroatische Nationalcoach und aktuelle Bayern-Trainer schwärmte früh von der Kaltschnäuzigkeit und Torgefährlichkeit seines jungen Talents: "Das kannte ich vorher nur von Davor Suker." Große Fußstapfen, in die Jovic da gestellt wird.
"Sollte Lukas Entwicklung so weitergehen und er gesund bleiben, dann wird er ein richtig, richtig guter Spieler, der dem Club noch einmal viel Geld einbringen kann", orakelte Kovac. Medienberichten zufolge soll die Eintracht bereits planen, die Kaufoption von 12,5 Millionen Euro zu ziehen und Jovic an den Verein zu binden. In seiner aktuellen Form sicher nicht die schlechteste Idee, denn dieser Auftritt gegen Düsseldorf dürfte Scouts überall in Europa aufhorchen lassen. Sollten die Eintracht-Verantwortlichen den Deal perfekt machen, dürfen sie die Ablösesumme für eine übliche Ausstiegsklausel im Fall Jovic ruhig etwas höher ansetzen.