Drecksluft tötet sieben Millionen pro Jahr
2. Mai 2018Sieben Millionen Menschen weltweit sterben im Jahr durch verpestete Luft, schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem jüngsten Bericht. Das entspricht den Schätzungen von vor zwei Jahren. Gefährdet sind nach Angaben von WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus alle Menschen, die Ärmsten seien aber besonders bedroht, betonte Tedros.
Es trifft besonders die Ärmsten
So kämen mehr als 90 Prozent der Todesfälle durch Luftverschmutzung in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen vor, vor allem in Asien und Afrika. "In vielen Mega-Städten der Welt liegt die Schadstoffbelastung fünf Mal so hoch wie von der WHO empfohlen", sagte Maria Meira, WHO-Direktorin für öffentliche Gesundheit. In Ländern mit hohen Einkommen - Europa, USA und Kanada, Australien und Neuseeland - sei die Luft am besten.
Weltweit atmeten neun von zehn Menschen Luft ein, die eine zu hohe Konzentration an Schadstoffen aufweist, beispielsweise Sulfat, Nitrat und Ruß. Giftige Partikel wie diese sind nach Schätzungen der WHO für ein Viertel aller Todesfälle durch Herzkrankheiten und Hirnschlag bei Erwachsenen verantwortlich. Knapp 30 Prozent aller Fälle von Lungenkrebs und 43 Prozent aller chronischen Lungenleiden lassen sich laut WHO ebenso auf verschmutzte Luft zurückführen.
Dicke Luft auch in den eigenen vier Wänden
Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet zwischen schlechter Luft drinnen und draußen. Im Haus handele es sich meist um Rauch durch offenes Feuer sowie Kerosin- und Holzverbrennung zum Kochen oder für Licht. Rund drei Milliarden Menschen seien in ihren Unterkünften noch auf solche Brennstoffe angewiesen. Rund 4,2 Millionen Menschen sterben laut WHO hingegen durch verdreckte Luft, die sie im Freien einatmen. Industrieabgase und der Schadstoffausstoß durch Autos und andere Fahrzeuge tragen den Angaben nach erheblich zu den Todesfällen bei.
Einen Lichtblick sieht die WHO: Im Unterschied zu 2016 lieferten inzwischen 4300 statt 3000 Städte Daten. Daraus schließt WHO-Direktorin Meira, dass das Problem erkannt ist und die Städte an einer Verbesserung der Situation arbeiten wollen.
ww/se (dpa, epd)