Luftschläge treffen Jemens Hauptstadt
16. Mai 2019Zwei Tage nach einem Drohnenangriff auf eine Ölpipeline in Saudi-Arabien haben Flugzeuge des Königreichs die jemenitische Hauptstadt Sanaa bombardiert. Diese wird von den Huthi-Rebellen kontrolliert, die sich zu dem Angriff auf die Pipeline bekannt hatten. Die Bombardierung Sanaas sei erst der Beginn einer Vielzahl von Operationen gegen Huthi-Ziele, erklärte die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition.
Stellvertreterkrieg im Nahen Osten
Auch der von den Huthis kontrollierte TV-Sender Al-Masirah berichtete von Luftangriffen in Sanaa. Neun Ziele in Sanaa und der Umgebung der Hauptstadt des Bürgerkriegslands wurden Einwohnern zufolge angegriffen. Dabei sei auch ein Wohngebiet bombardiert worden. Sechs Zivilisten seien getötet und Dutzende verletzt worden. Auch Aktivisten in sozialen Medien meldeten einen Angriff auf ein Wohngebiet.
Die Spannungen in der Region hatten in den vergangenen Tagen zugenommen. Mit Sprengstoff beladene Drohnen griffen am Dienstag eine der wichtigsten Ölpipelines Saudi-Arabiens an. Die Huthis sprachen von einer Vergeltungsaktion. Das sunnitische Saudi-Arabien sieht in den Rebellen Verbündete seines Erzfeindes, des schiitischen Irans. Der Konflikt im Jemen gilt auch als Stellvertreterkrieg der beiden Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran.
Saudi-Arabiens stellvertretender Verteidigungsminister Khalid bin Salman schrieb auf Twitter, der Iran habe die Huthi-Rebellen zu dem Angriff auf die Ölpipelines beauftragt. Der Anschlag zeige, dass die jemenitische Miliz "ein Instrument des iranischen Regimes ist", um seine Interessen in der Region durchzusetzen, so bin Salman.
Tausende zivile Todesopfer
Der Bürgerkrieg im Jemen begann im Jahr 2014. Die Huthis haben seitdem große Teile des Landes überrannt und die international anerkannte Regierung aus Sanaa vertrieben. Diese erhält Unterstützung der von Saudi-Arabien angeführten Koalition. Jets des Bündnisses greifen seit mehr als vier Jahren regelmäßig Ziele in dem Bürgerkriegsland an.
Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. Mindestens 7300 Kinder sind laut dem Hilfswerk UNICEF in den vergangenen vier Jahren schwer verletzt oder getötet worden. Jeden Tag würden in dem anhaltenden Krieg weitere acht Kinder getötet, verwundet oder für den Waffendienst rekrutiert, sagte die UNICEF-Exekutivdirektorin
Henrietta Fore vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.
Schlimmste humanitäre Krise weltweit
Fore rief die 15 Mitgliedsländer des Rates auf, sich für ein Ende der Gewalt im Jemen einzusetzen. Kinder litten am schlimmsten unter dem Konflikt. Die UNICEF-Direktorin führte aus, dass im Jemen von 2,5 Millionen Kindern unter fünf Jahren das Wachstum aufgrund von Mangelernährung gestört sei. Gewalt und Chaos verhinderten den Schulbesuch von mehr als zwei Millionen Mädchen und Jungen.
Die Vereinten Nationen stufen die Lage im Jemen als schwerste humanitäre Krise weltweit ein: Millionen Menschen hungern und leiden unter vermeidbaren Krankheiten. UN-Ermittler werfen allen Konfliktparteien Kriegsverbrechen vor.
pgr/haz (dpa, rtr, afp, epd)