Ein bisschen Freude
8. Mai 2015Der Londoner Aktienmarkt hat am Freitag dem Wahlsieg des britischen Premierministers David Cameron applaudiert. Zum Handelsbeginn sprang der Leitindex FTSE 100 um rund zwei Prozent bis auf 7034 Punkte und hielt sich danach über der 7000-Punkte-Marke. Die politische Unsicherheit sei nun vom Tisch, kommentierten die Experten von Capital Economics. Die Wahl habe ein ausgesprochen marktfreundliches Ergebnis gebracht. Auch das britische Pfund zog merklich an. Zu den größten Gewinnern im "Footsie"-Index zählten Aktien von Banken, Immobilienkonzernen und Versorgern.
Der Wert der britischen Währung gewann am Freitag sowohl im Vergleich zum Euro als auch zum US-Dollar an. Die Gewinne schmolzen im Laufe des Vormittags aber etwas zusammen. Für einen Euro mussten am Devisenmarkt zuletzt knapp unter 0,73 Pfund bezahlt werden. Am Donnerstag waren es zeitweise noch fast 0,75 Pfund.
Der deutliche Wahlsieg der Konservativen überraschte Beobachter, nachdem seit Monaten mit einem engen Rennen zwischen den Konservativen und der Labour-Partei von Ed Miliband gerechnet worden war.
Warnungen der deutschen Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft hat vor einem Austritt Großbritanniens aus der EU gewarnt. Mit Camerons Wiederwahl hätten sich die Briten auch für das Referendum zu einem EU-Austritt entschieden. "Ein Austritt Großbritanniens wäre ein schwerer Schlag für die EU: Ihr würde der wichtigste Advokat für freien und fairen Wettbewerb sowie für Freihandel wegbrechen", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Freitag in Berlin. Großbritannienselbst habe noch mehr zu verlieren.
Auch der Industrieverband BDI forderte von der künftigen Regierung in London, klar für einen Verbleib des Landes in der EU einzustehen. Aus Sicht des DIHK würde Großbritannieninternational an Gewicht verlieren und an die Außengrenzen eines Wirtschaftsblocks gedrängt. Gerade der Binnenmarkt bliebe Großbritannienversperrt. Es müsste im schlimmsten Fall wieder Zölle entrichten und mühsam neue Abkommen mit den EU-Ländern abschließen. Auch würden Freihandelsabkommen, die die EU mit Drittländern geschlossen habe, für Großbritanniennicht mehr gelten.
BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber warnte, ohne die Briten würde der europäische Binnenmarkt klar an Gewicht verlieren. Gerade für die deutsche Wirtschaft sei die Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung: Mit rund 126 Milliarden Euro habe der deutsch-britische Außenhandel ein Volumen, das rund 80 Prozent unseres Handels mit China entspreche. Mehr als zehn Prozent deutscher Direktinvestitionen im Ausland entfielen auf Großbritannien.
dk/hb (rtr,dpa,afp)