Britischer Rückzug
27. November 2006Brown rechnet nach eigenen Worten damit, dass bis Ende 2007 mehrere tausend Briten aus dem Irak abgezogen sein werden. Er sprach am Montag (27.11.2006) im Königlichen Institut für Internationale Angelegenheiten in London und legte dort seine Irak-Strategie dar. Die Verringerung der Zahl der Soldaten bedeute keinen kompletten Rückzug aus dem Land, sagte Browne.
Eskalation der Gewalt möglich
Derzeit sind rund 7000 britische Soldaten im Irak stationiert. Der Minister bekräftigte, dass London die Übernahme der Sicherheitsverantwortung für die Provinz Basra durch die irakischen Streitkräfte bis zum Frühjahr anstrebt. Browne warnte, dass die Angriffe von Rebellen zunehmen könnten, "während wir uns auf eine Übergabe zubewegen".
Das Land sei auf die Unterstützung seiner Nachbarn angewiesen, fuhr Browne fort. Selbst Syrien habe "Zeichen konstruktiven Engagements" gezeigt. Den Nachbarstaaten werde bewusst, dass ein geteilter Irak die regionale Stabilität bedrohen würde. Auch die Spannungen zwischen den verschiedenen Religionsgruppen könnten durch eine Teilung des Landes nicht überwunden werden.
Polens Irak-Pläne
Der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski wies derweil Medienberichte zurück, wonach Polen schon bis Ende Juni 2007 seine rund 900 Soldaten abziehen will. Es sei noch keine Entscheidung über den Rückzug gefallen, "außer dass er nicht später als Ende 2007 ist", sagte Kaczynski am Montag. Das Mandat der polnischen Truppen im Irak läuft Ende des Jahres aus.
Vorschlag der Baker-Kommission
Eine unabhängige Expertenkommission des US-Kongresses schlägt unterdessen vor, mit einer "zupackenden diplomatischen Initiative" im Nahen Osten die blutige Gewalt im Irak zu beenden. Der Vorschlag enthalte auch direkte Gespräche mit dem Iran und Syrien, berichtete die "New York Times" am Montag. Die so genannte Baker-Kommission wolle zwar keinen Zeitplan für einen Abzug der rund 150.000 US-Soldaten vorschlagen. Mehrere Mitglieder der aus fünf Demokraten und fünf Republikanern bestehenden Kommission plädierten aber für einen phasenweisen Rückzug von bis zu 80.000 US-Soldaten innerhalb eines Jahres. Der Expertenbericht soll Ende Dezember veröffentlicht werden.
US-Präsident George W. Bush muss die Empfehlungen der Kommission nicht in die Tat umsetzen, hat aber eine genaue Prüfung zugesagt. Bush hat zwei weitere Studien zur Irak-Strategie beim US-Generalstab und dem Nationalen Sicherheitsrat in Washington in Auftrag gegeben. (mas)