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London lockt die Bravehearts

7. September 2014

Eine neue Umfrage zum Unabhängigkeitsreferendum alarmiert die Briten. Nun trifft die Londoner Regierung eilige Gegenmaßnahmen: Sie möchte die Schotten in Großbritannien halten - mit dem Geldbeutel.

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Symbolbild Schottland Unabhängigkeit (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images/J.J Mitchell

England plant Schottland mehr Autonomie zu gewähren. Schatzkanzler George Osborne sagte dem Sender BBC, dass die Regierung in Erwägung zieht, Schottland mehr Kompetenzen in Fiskal- und Steuerangelegenheiten zu übertragen. Die Regionalregierung in Edinburgh soll demnach auch mehr Entscheidungskompetenzen in Sozialfragen erhalten.

Entsprechende Pläne sollen in den kommenden Tagen vorgestellt werden und in Kraft treten, wenn sich die schottische Bevölkerung beim Referendum für einen Verbleib in der 300-Jahre alten Union mit England entscheidet. "Schottland wird das beste beider Welten bekommen", sagte Osborne.

Die Ankündigung kommt wohl nicht zufällig: Am Sonntag sagte eine Umfrage zum ersten Mal eine knappe Mehrheit für die Befürworter einer Unabhängigkeit von Großbritannien voraus. So sprachen sich in der Untersuchung des Instituts YouGov für die Zeitung "Sunday Times" 51 Prozent der befragten schottischen Stimmberechtigten für die Abspaltung von Großbritannien aus, 49 Prozent waren dagegen. Die Abstimmung über den Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich soll am 18. September stattfinden. Sollte mehr als die Hälfte mit Ja stimmen, würde das Land im Frühjahr 2016 unabhängig werden.

Etwas Wind könnte London dem "Yes"-Lager mit den Zugeständnissen aus den Segeln nehmen. Umfragen zufolge wünschen sich viele Schotten nämlich einen Mittelweg: Mehr Eigenständigkeit, aber kein endgültiger Abschied aus der Union.

Auch Elizabeth II. ist besorgt

Vor dem Hintergrund dieser Umfrageergebnisse sagte Osborne, wie wichtig jede Stimme am Tag des Referendums sein wird. "Wenn Leute nicht ganz sicher waren, ob sie zu Hause bleiben können oder ob sie losgehen und mit Nein stimmen müssen, um die Teilung zu verhindern, dann sind sie diese Zweifel heute los", sagte der Schatzkanzler der BBC. Gleichzeitig unterstrich Osborne: "Es gibt kein wenn und aber: Wir werden das Pfund nicht teilen, wenn sich Schottland vom Vereinigten Königreich abspaltet." Der britische Schatzkanzler spielt damit auf Stimmen im schottischen Unabhängigkeitslager an, die sich aber für eine weitere Nutzung der britischen Währung aussprechen.

Premierminister David Cameron will sich der "Times" zufolge wenige Tage vor dem Referendum in einer Rede an die Schotten wenden. Er hat wiederholt gesagt, dass er im Falle einer Abspaltung nicht zurücktreten wolle. Der Zeitung zufolge macht sich auch die britische Königin Elizabeth II. inzwischen Sorgen über eine drohende Verfassungskrise und will täglich auf dem Laufenden gehalten werden. Offiziell ist der Palast allerdings neutral.

Schottlands Vize-Regierungschefin Nicola Sturgeon und Befürworterin der Unabhängigkeit nannte die Umfragewerte "außerordentlich positiv und ermutigend". Gleichzeitig mahnte sie, dass nur das tatsächliche Ergebnis in eineinhalb Wochen zähle. "Also lasst uns unsere Anstrengung verdoppeln und konzentriert bleiben", forderte Sturgeon über Twitter auf. Sowohl die "Yes"-Kampagne für die Unabhängigkeit als auch die "No"-Seite kündigten nun an, in den verbleibenden eineinhalb Wochen noch intensiver um Stimmen zu werben.

zam/fab (afp, dpa)