London beruft G7-Treffen zu Omikron ein
29. November 2021Angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus hat Großbritannien ein außerplanmäßiges Treffen der G7-Gesundheitsminister einberufen. Wie die Regierung in London mitteilte, wollen die Fachminister der führenden westlichen Wirtschaftsnationen an diesem Montag über die Lage beraten. Großbritannien hat noch bis Ende des Jahres den Vorsitz der G7-Staaten inne.
Die neue Variante mit der Bezeichnung Omikron - nach dem gleichnamigen Buchstaben des griechischen Alphabets - war am Donnerstag erstmals in Südafrika nachgewiesen worden. Der Präsident des Landes, Cyril Ramaphosa, erwartet eine vierte Corona-Welle innerhalb der nächsten Wochen. Die Variante treibe die Zahl der Infektionen in der dicht besiedelten Provinz Gauteng in die Höhe, sagte Ramaphosa. Ein Lockdown sei derzeit nicht geplant. die Regierung erwäge jedoch, in bestimmten Einrichtungen oder für bestimmte Aktivitäten eine COVID-19-Impfung vorzuschreiben. Details hierzu nannte er nicht.
"Unfaire Diskriminierung"
Mittlerweile wurden in etlichen Ländern Infektionen mit der neuen Variante bestätigt. In den Niederlanden brachten mindestens 61 Menschen das Virus aus Südafrika mit; bei mehr als zehn von ihnen wurde die Omikron-Variante diagnostiziert. Die niederländische Gendarmerie nahm derweil ein Paar nach der Flucht aus einem Quarantäne-Hotel fest. Die beiden seien in einem Flugzeug gefasst worden, das in Richtung Spanien starten sollte, teilte die Militärpolizei mit. In Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Israel, Italien, Kanada, Österreich und Tschechien wurde inzwischen ebenfalls die Omikron-Variante identifiziert.
Zahlreiche Staaten verschärften inzwischen ihre Einreiseregeln. Vielfach gelten Beschränkungen für Personen, die aus Südafrika und weiteren Ländern der Region kommen. Ramaphosa kritisierte dies als "unfaire Diskriminierung unseres Landes und unserer Schwesterstaaten", die nur den wirtschaftlichen Schaden, vor allem im Tourismus, weiter erhöhten.
Handy-Überwachung durch Geheimdienst
Israel schloss ab diesem Sonntagabend seine Grenzen sogar komplett für Ausländer. Ausnahmen müssten von einem Sonderkomitee genehmigt werden, teilte das Büro von Ministerpräsident Naftali Bennett mit. Der Inlandsgeheimdienst Schin Bet führt die offizielle Handy-Überwachung von Corona-Patienten und deren Kontakten wieder ein. Diese Maßnahme war in einer früheren Phase der Pandemie bereits genutzt, wegen Kritik aber zunächst gestoppt worden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Variante als "besorgniserregend" ein. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC äußerte die Befürchtung, dass Omikron die Wirksamkeit der bisherigen Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen bei Genesenen erhöhen könnte. Welche Auswirkungen die Variante tatsächlich hat, steht allerdings noch nicht fest. Eine genauere Analyse könne mehrere Wochen dauern, teilte die WHO mit.
"Extreme Müdigkeit"
Die südafrikanische Ärztin Angelique Coetzee sagte der Nachrichtenagentur AFP, viele ihrer Omikron-Patienten wiesen zwar ungewöhnliche, jedoch milde Symptome auf. Bei den meisten der rund 30 Betroffenen handele es sich um Männer unter 40 Jahren, die unter "extremer Müdigkeit" litten, so die Vorsitzende des Ärzteverbandes SAMA. Gegenüber der britischen Zeitung "Telegraph" gab Coetzee zu bedenken, ältere Menschen, die an Vorerkrankungen litten, könnte Omikron viel härter treffen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte die Menschen am Samstag dazu aufgerufen, sich impfen zu lassen, Masken zu tragen und Abstandsregeln einzuhalten. "Wir müssen Zeit gewinnen", sagte sie bei einem Besuch in der lettischen Hauptstadt Riga. Sollte sich Omikron als sogenannte Escape-Variante erweisen, die den bisherigen Impfschutz unterlaufe, greife eine Klausel im Vertrag der EU mit BioNTech und Pfizer über die Lieferung von 1,8 Milliarden Impfdosen. Beide Hersteller müssten ihr Vakzin dann binnen 100 Tagen entsprechend anpassen.
jj/fw (dpa, afp, rtr)