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Lokführerstreik: Alle Züge stehen still

7. Oktober 2014

Deutschland, 21 Uhr, nichts geht mehr. Zumindest bei der Deutschen Bahn. Bis Mittwoch um 6 Uhr soll der Streik der Lokführer dauern. Fahrgäste müssen auch später mit Ausfällen und Verspätungen rechnen.

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Ein Mann steht einsam auf einem Bahnsteig am Hauptbahnhof in Stuttgart (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Marijan Murat

Die Lokführer macht ernst. Neun Stunden lang herrscht bundesweit Stillstand auf den Strecken der Deutschen Bahn (DB). Fern- und Regionalzüge sollen ebenso stillstehen wie Güterzüge und die von der DB betriebenen S-Bahnen.

Was Anwohner von Bahnstrecken vermutlich freuen dürfte, wird Bahnreisende und insbesondere Berufspendler empfindlich beeinträchtigen. Denn für sie bedeutet das Ende des Ausstands am Mittwochmorgen noch nicht das Ende der Probleme. Darauf machte Bahn-Vorstand Ulrich Homburg schon vor dem Streik der Lokführer aufmerksam. Auch nach 6 Uhr werde es erhebliche Störungen und Einschränkungen im Berufsverkehr geben, so Homburg. Die Beeinträchtigungen dürften "bis in die Mittagszeit reichen".

Wer hat das Sagen beim Tarifvertrag?

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte ihre Mitglieder aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. 91 Prozent der GDL-Mitglieder sprachen sich in einer Urabstimmung für einen Arbeitskampf aus. Die Lokführer fordern unter anderem fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit.

Die Verhandlungen darüber scheiterten aber aus einem anderen Grund: Die GDL will auch für das übrige Personal im Zug verhandeln, etwa für Zugbegleiter und Speisewagen-Mitarbeiter. Die werden bislang vor allem von der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vertreten. Die Bahn besteht darauf, dass beide Gewerkschaften sich einigen; sie will verhindern, dass Mitarbeiter einer Berufsgruppe künftig verschiedene Verträge haben.

Bahn-Angebot abgelehnt

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber forderte die Lokführer-Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Das Unternehmen wisse gar nicht, was die GDL von ihm erwarte. "Streiks sind aus unserer Sicht überflüssig, verantwortungslos und ohne jedes Gespür für die derzeitige Situation", so Weber.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky beklagte im Gegenzug, dass die Bahn nicht auf die Forderungen seiner Organisation eingehe: "Wir haben seit Monaten inhaltlich null Verhandlungen gehabt. Wir werden hingehalten und das Ziel ist eigentlich, Tarifeinheit herzustellen", sagte der Gewerkschaftschef.

Ein Mann mit Fahrrad steht auf einem leeren Bahngleis und schaut auf sein Mobiltelefon (Foto: rtr)
Bahn-Reisende müssen sich am Mittwoch auf erhebliche Verspätungen einstellen - auch nach StreikendeBild: Reuters/H. Hanschke

In ihrem letzten Angebot hatte die Bahn vorgeschlagen, die Tarifverhandlungen auszusetzen, bis die von der Regierungskoalition geplante gesetzliche Grundlage zur Tarifeinheit geregelt sei. Bis dahin sollten die Lokführer zwei Prozent mehr Lohn erhalten.

Die Angst der Kleinen vor der Tarifeinheit

Union und SPD wollen eine neue gesetzliche Regelung zur Tarifeinheit finden. Danach soll künftig in jedem Betrieb der Tarifvertrag der Mehrheitsgewerkschaft gelten. Gibt es konkurrierende Gewerkschaften, hätte also die Arbeitnehmerorganisation mit den meisten Mitgliedern das tarifliche Sagen. Die Regelung soll den Druck auf konkurrierende Gewerkschaften erhöhen, miteinander zu kooperieren, etwa Tarifgemeinschaften einzugehen. Wann ein Entwurf ins Kabinett kommt, ist allerdings unklar.

Die Lokführergewerkschaft GDL sieht sich von der geplanten Regelung in ihrer Existenz bedroht. GDL, Beamtenbund und die Ärztegewerkschaft Marburger Bund haben bereits eine Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz angekündigt.

cw/se (afp, rtr, dpa)