Locarno: Großes Kino auf der Piazza Grande
Bei der diesjährigen 71. Ausgabe des Schweizer Filmfestivals sind wichtige deutsche Filme in Locarno vertreten. Trotz gesellschaftskritischer Brisanz einiger Produktionen steht zeitloser Humor im Vordergrund.
Herzstück des Festivals: die Piazza Grande
Die Filmvorführungen auf der Piazza Grande gehören zu den Attraktionen in Locarno. Vor spektakulärer historischer Kulisse werden 2018 auf der größten Leinwand der Welt 17 Filme gezeigt. Neun davon sind im Rennen um den begehrten Publikumspreis. Auch der "Piazza Grande Award" des renommierten US-Filmmagazins "Variety" und der "Swatch First Feature Award" winken den hier gezeigten Filmen.
Komödie als Eröffnungsfilm: "Les Beaux Esprits"
Der Spielfilm des französischen Regisseurs Vianney Lebasque basiert auf einer wahren Geschichte: Der Trainer einer französischen Basketballmannschaft, in der Sportler mit geistiger Behinderung dabei sind, verliert einige Spieler und hat Angst, die nötigen Subventionen für seinen Verband zu verlieren. Er entscheidet sich fürs Schummeln und reist mit gesunden Spielern zu den Paralympics nach Sydney.
Große Leo McCarey-Retrospektive
Der US-amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent war bereits erfolgreicher Filmemacher, als er 1926 auf die Idee kam, Stan Laurel (r.) und Oliver Hardy als Comedy-Duo auftreten zu lassen. Leo McCarey (1898-1969) hat eine beispiellose Hollywood-Karriere hingelegt. "Liberty" aus dem Jahr 1929 (Bild) ist nur einer von 109 Filmen, die in der McCarey-Retrospektive in Locarno laufen.
Politisch unbequem: "Wintermärchen"
In dem Film des Düsseldorfer Regisseurs Jan Bonny träumt ein Trio von Rechtsterroristen von der ganz großen bundesweiten Aufmerksamkeit und verübt eine Reihe brutaler Anschläge. Angesichts des NSU-Prozesses hat "Wintermärchen" eine beklemmende Aktualität. Es geht in dem Film aber nicht nur um das Thema Rechtsextremismus. Hier kehrt sich "Liebe in Hass, Begehren in Mordlust", so der Pressetext.
"Was uns nicht umbringt"
Maximilian (August Zirner) ist Psychotherapeut und geschiedener Vater. Neben seinen Patienten sorgt er sich um seine Töchter, seine Ex-Frau und seinen schwermütigen Hund. Max' vertraute Welt gerät ins Wanken, als er die Geräuschemacherin Sophie kennenlernt. Sandra Nettelbeck ("Bella Martha") erzählt in ihrer Tragikomödie die Geschichte eines nicht mehr jungen Mannes in einer Lebenskrise.
"Alles ist gut"
In diesem Film ist nichts gut: "Alles ist gut" von Eva Trobisch handelt von einer Vergewaltigung und ihren Folgen. Trobisch und ihr Darstellerteam, allen voran Hauptdarstellerin Aenne Schwarz (l.), setzen mit großer Sensibilität das Thema im Film um. Beim Münchner Filmfest 2018 wurde Aenne Schwarz als beste Nachwuchs-Schauspielerin ausgezeichnet, Trobisch als beste Nachwuchs-Regisseurin.
Ehrung für Meg Ryan und Ethan Hawke
In Welterfolgen wie "Harry und Sally" (l.) zeigte die US-Schauspielerin Meg Ryan mit ihrer unschuldig-verträumten Ausstrahlung viel feine Ironie und einen geistreichen Humor. Ein guter Grund für das Festival von Locarno, den Hollywood-Star mit dem "Leopard Club Award" zu ehren. US-Schauspieler Ethan Hawke erhält den "Excellence Award" und stellt in Locarno seinen neuen Film "Blaze" vor.
Abschiedsvorstellung für Carlo Chatrian
Für den künstlerischen Leiter des Internationalen Filmfestivals von Locarno, Carlo Chatrian, ist die diesjährige Ausgabe seine letzte. Er wird ab 2019 die Leitung der renommierten Berlinale übernehmen, zusammen mit Mariette Rissenbeek als Geschäftsführerin. Eröffnet wird das Festival auf der Piazza Grande. Vom 1. bis 11.08. können die Besucher unter freiem Himmel Filme genießen.