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Lobola-App: Was kostet mich meine Braut?

Thuso Khumalo / lb10. März 2015

Wenn ein Mann in Afrika heiraten will, muss er meistens einen Brautpreis zahlen. Normalerweise wird über die Höhe lange verhandelt. Ein Südafrikaner hat nun die Lobola-App als Rechenhilfe entwickelt.

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Südafrika: Massenhochzeit Foto: Alexander Joe/AFP/Getty Images
Bild: Getty Images/AFP/A. Joe

Einfach um die Hand beim Vater der zukünftigen Braut anhalten: in vielen Teilen der Welt reicht das nicht. Im südlichen Afrika bei den Zulu, Xhosa, Ndebele und Swazi müssen Männer einen Brautpreis zahlen, genannt Lobola. Diese Tradition gibt es schon seit Jahrhunderten: Vor der Eheschließung werden ein Stapel Geldscheine oder einige Kühe an die Familie der Braut übergeben. Verhandlungen unter den meist männlichen Familienmitgliedern über die Höhe des Brautpreises können sich lange hinziehen und nervenaufreibend für den zukünftigen Ehemann sein. Der junge südafrikanische Softwareentwickler Robert Matsaneng hat einen neuen, einfacheren und vor allem schnelleren Weg der Brautpreis-Berechnung gefunden: der Lobola-Calculator. Diese App berechnet innerhalb weniger Sekunden den Wert der Braut in Kühen und Geld.

"Die App fragt nach der Körpergröße, dem Alter, Gewicht und Taillenumfang der Braut. Dann folgen Fragen wie, war die Frau schon mal verheiratet? Hat sie Kinder?", erzählt Matsaneng der DW. Neben dem Aussehen der Frau und ihren familiären Verhältnisse entscheidet auch ihr Bildungsgrad darüber, wie viel die Braut laut der App wert ist. Inwieweit die Eltern einer Handy-App wirklich vertrauen und die Rechnung akzeptieren, ist fraglich.

Südafrika: Rinderherde Foto: Jeff J Mitchell/Getty Images
Lobola: Wie viel Rinder ist die Braut wert?Bild: Getty Images/J Mitchell

Entwickler Matsaneng will sich über die Tradition des Brautpreises nicht lustig machen. "Die App ist eigentlich nicht ernst gemeint, sie ist nur Spaß", sagt der 26-jährige. "Aber wenn Leute jetzt auf das traditionelle Feilschen mit der Familie verzichten und stattdessen den Lobola-Rechner benutzen, warum nicht." Vielleicht könne die App die zähen Verhandlungsgespräche einfach nur ergänzen, so Matsaneng.

Körpergröße, Taillenumfang und Gewicht

Doch mit dem Brautpreis ist es meistens nicht getan: Neben Kühen und Geld sollte der Bräutigam auch andere Geschenke den Schwiegereltern überreichen. Außerdem wird erwartet, dass er Essen und Geld zur Hochzeitszeremonie beisteuert. Wie groß das letztendlich ausfällt, hängt vom Reichtum des Bräutigams ab und davon wie begehrt die Braut ist.

Eine Beispielrechnung: Für eine 25 Jahre alte Frau, 1,65 Meter groß, 55 Kilogramm schwer, die einen Job hat, aber keinen Hochschulabschluss, sich selbst als sehr gut aussehend bezeichnet, und die Mutter eines Kindes ist, müsste die Familie des Bräutigams etwa 450 Euro zahlen. Hätte dieselbe Frau einen höheren Abschluss, dafür kein Kind und sie war zuvor nicht verheiratet, steigt der Brautpreis enorm an. Nun wäre die Braut 3500 Euro und 5 Kühe wert.


Auch der Charakter zählt

Die Frauenrechtlerin Nomalanga Dlamini ist kein großer Fan der App: "Ich denke der traditionelle Weg ist der Beste. Die App weiß nicht, was für eine Art von Person du bist, ob ehrlich, dickköpfig oder untreu." Die Lobola-App kommt aber gerade bei vielen jungen Südafrikanern wie Noel Mackenzie gut an. Sie ist begeistert von Matsanengs Rechner. "Wir leben in einer modernen Welt, der wir uns anpassen müssen. Dank der App kann nicht mehr geschummelt werden, denn der Brautpreis wird systematisch berechnet."

Softwareentwickler Robert Matsaneng Foto: T. Khumalo
Robert Matsaneng: Erfinder der Lobola-AppBild: DW/T. Khumalo

Die App von Matsaneng hat weltweites Interesse geweckt. Auf sozialen Plattformen wie Twitter wurde die neue Idee der Brautpreisberechnung heftig diskutiert. Leroy Gumede, ein junger Softwareentwickler aus Südafrika, sagt der Lobola-Calculator sei ein Zeichen dafür, dass Afrika mit Softwareentwicklern weltweit in Wettbewerb treten kann. "Man muss nur motiviert sein und eine gute Idee haben", sagt er gegenüber der DW.

Für Robert Matsaneng war die Lobola-App nur der Anfang. Nach diesem ersten Erfolg, plant er schon das nächste Projekt - noch größer und noch sinnvoller soll es sein.