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Lob für Deutschlands Klimapolitik

Kay-Alexander Scholz13. November 2012

Die Weltenergiekarte wird sich nach Einschätzung der Internationalen Energie-Agentur grundlegend ändern. Um den Klimaschutz nicht aus den Augen zu verlieren, sei die deutsche Energiewende von hoher Wichtigkeit.

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Logo des Bundesumweltministeriums für die Energiewende
Bild: DW/Heiner Kiesel

Das Bundeswirtschaftsministerium sieht in der aktuellen Prognose der Internationalen Energie-Agentur (IEA) eine Bestätigung der deutschen Politik. "Ich begrüße, dass der Weltenergie-Ausblick die IEA den Stellenwert von Energieeinsparung und -effizienz hervorhebt", sagte Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Kapferer am Rande einer Veranstaltung zur Vorstellung des "World Energy Outlooks 2012" in Berlin. "Wir sehen darin eine Bestätigung für die beschlossene Energiewende."

Stefan Kapferer, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (Foto: dpa)
Stefan Kapferer, Staatssekretär im BundeswirtschaftsministeriumBild: picture alliance/dpa

Der Weltenergieausblick erweitere zudem die oft nur national geführte energiepolitische Diskussion. Der Blick über den Tellerrand sei außerordentlich wichtig, um die energie- und klimapolitischen Herausforderungen richtig einschätzen zu können, betonte Kapferer.

Energiewende als "best practice"

Nach Einschätzung der IEA werden weltweit zwei Drittel des Energie-Effizienspotentials nicht ausgeschöpft. Dadurch steige der weltweite Energieverbrauch bis zum Jahr 2035 weiter an - und die klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen nehmen zu. "Wenn wir auf heutiger Basis weiterwirtschaften, schließt sich im Jahr 2017 das Fenster zum Erreichen des Zwei-Grad-Zieles beim Klimaschutz", warnte der IEA-Chefökonom Fatih Birol in Berlin. Die Ausschöpfung der Effizienzpotentiale könne diesen Zeitpunkt um fünf Jahre nach hinten verschieben.

Energie: Die neuen Ölströme

Birol lobte den Stellenwert Deutschlands in der internationalen Energiepolitik. "Deutschland ist eine Ausnahme." In vielen anderen Ländern würde der Klimaschutz in der Politik an Bedeutung verlieren. Deutschland aber sei einer der "Champions" und könnte zum Vorbild werden - vor allem auch für die Schwellenländer, deren Energiebedarf den Prognosen zufolge am meisten steigen wird.

IEA-Chefökonom Fatih Birol (Foto: AP/dapd)
IEA-Chefökonom Fatih BirolBild: AP

Kein Land ist eine "Energie-Insel"

Der Weltenergieausblick weist außerdem darauf hin, dass in Zukunft die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den Regionen der Welt zunehmen werden. Ein schon aktuelles Beispiel seien die Folgen der verstärkten Nutzung der sogenannten Fracking-Technologie in den USA. Dabei wird Erdgas, das bisher in Gesteinsschichten gefangen ist, mittels Chemikalien und Wasser ausgespült. Infolge des Erfolgs dieser Technologie werde derzeit in den USA weniger Steinkohle benötigt, die deshalb nach Europa exportiert wird und das teuere, aber weniger  klimaschädliche Erdgas verdrängt.

Durch Fracking und ähnliche Technologien bei der Erdöl-Förderung hätten die Amerikaner einen enormen Wettbewerbsvorteil, sagte Birol weiter. Infolgedessen werde sich die US-Wirtschaft bald erholen, der Dollar an Wert gewinnen und das Staatsdefizit abgebaut werden. Europa müsse sich zudem darauf einstellen, dass die USA im Zuge ihrer zu erwartenden Unabhängigkeit von Energie-Importen auch ihre Außenpolitik ändern würden.

Für Europa sei die Förderung von Schiefergas wie in den USA keine erfolgversprechende Option, sagte Peter Blauwhoff, Geschäftsführer von Shell in Deutschland. "In Europa marschieren wir stattdessen in Richtung Erneuerbare Energien plus Kohle", so Blauwhoff. Der Wirtschaftsvertreter sprach sich dafür aus, die sogenannte CCS-Technologie, also die unterirdische Speicherung von verflüssigtem Kohlendioxid, wieder stärker in den Blick zu nehmen. "In Europa müssen wir CCS entwickeln, damit es in den größten Energiemärkten der Zukunft - vor allem in China und Indien - eingesetzt werden kann."

Shell-Geschäftsführer Peter Blauwhoff (Foto: dpa)
Shell-Geschäftsführer Peter BlauwhoffBild: picture alliance/dpa

Anfang der Woche hatte sich auch Bundesumweltminister Peter Altmaier in einem Zeitungsinterview für die umstrittene Technologie ausgesprochen. Die Deutschen sollten ihre kritische Einstellung CCS gegenüber überdenken. Die Technik könne der Umwelt Gutes tun, sagte Altmaier.