Liu Xiaobo findet letzte Ruhe im Meer
15. Juli 2017Wie der Bruder von Liu Xiaobo, Liu Xiaoguang, auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben hat, wurde die Asche des Friedensnobelpreisträgers Xiaobo zwei Tage nach dessen Tod im Beisein seiner Familie ins Meer gestreut. Xiaobos älterer Bruder, der laut Medienberichten mit dem Verstorbenen politisch nicht übereingestimmt und zu ihm keinen Kontakt mehr hatte, dankte der Kommunistischen Partei für die Organisation der Bestattung.
Fernab der Öffentlichkeit
Zuvor war Xiaobo chinesischen Staatsmedien zufolge nach einer "simplen Zeremonie" im Beisein von seiner Witwe und Freunden in der nordchinesischen Stadt Shenyang eingeäschert worden. Der China-Experte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Patrick Poon, sagte, es sei auch mindestens ein Offizier der Staatssicherheit bei der Einäscherung anwesend gewesen. Ein Behördensprecher sagte, die Art der Bestattung entspreche "den Wünschen der Familie". Xiaobos Anhänger kritisierten hingegen, dies könne nicht überprüft werden - schließlich verhinderten die Behörden strikt den Zugang zu seinen Familienangehörigen. Xiaobos Ehefrau hatte sich zunächst nicht geäußert.
Keine Gedenkstätte für Demokratieanhänger
Kritiker vermuten, bei der Seebestattung könne es sich um einen Versuch der Volksrepublik China handeln, alle Spuren des Dissidenten auszulöschen. Ein Freund der Familie, der Bürgerrechtler Ye Du, kritisierte die Seebestattung. Die Führung in Peking habe auf diese Weise verhindern wollen, dass sich Xiaobos Anhänger nun an einer Grabstätte versammeln können und dort "ihre Sehnsucht nach Freiheit ausdrücken" könnten.
Trauermarsch in Hongkong
Mit einem Protestmarsch in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong haben Tausende Demonstranten an Xiaobo erinnert. Die Menschen zogen mit Trauerkerzen aus dem Zentrum der Stadt zum Verbindungsbüro der Volksrepublik in Hongkong. In Chinas Medien fand Xiaobos Tod kaum Erwähnung; er war dort als Staatsfeind angesehen worden.
Der 61 Jahre alte Bürgerrechtler Liu Xiaobo war 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er starb am Donnerstag nach einem schweren Krebsleiden in einem Krankenhaus. Bis zuletzt verweigerten die Behörden dem Demokratieaktivisten eine Behandlung im Ausland. Sein Leben lang hatte sich der Bürgerrechtler friedlich für Demokratie, Menschenrechte und Toleranz in China eingesetzt. 2010 erhielt er dafür den Nobelpreis, was Chinas Regierung empörte.
pab/qu (afp, dpa, epd)