Lissabon bleibt zurück
28. Dezember 2012Portugal, das ärmste Land Westeuropas, steckt in einer Rezession und kann daher seine Sparziele wahrscheinlich nicht einhalten. 2011 hatte die "Troika", Vertreter von EU, EZB und IWF, Lissabon mit Hilfszahlungen in Höhe 78 Milliarden Euro beigestanden. Dafür hatte sich das Land verpflichtet, konsequent zu sparen.
Für 2012 war zunächst das Ziel ausgegeben worden, das Haushaltsdefizit auf 4,5 Prozent der Wirtschaftsleistung zu reduzieren. Wegen des Schrumpfens der portugiesischen Wirtschaft wurden die Bedingungen gelockert, das Sparziel auf fünf Prozent korrigiert. Die portugiesische Statistikbehörde INE teilte nun am Freitag in Lissabon mit, dass in den ersten neun Monaten des Jahres erst eine Defizitquote von 5,6 Prozent erreicht ist.
Wirtschaft schrumpft - viel mehr Insolvenzen
Während die Regierung durch Einsparungen und den Verkauf von Staatseigentum versucht, die Verschuldung zu reduzieren, schrumpft die Wirtschaft des Euro-Landes weiter. Für das zu Ende gehende Jahr wird die Wirtschaftsleistung voraussichtlich um drei Prozent sinken, die Arbeitslosigkeit liegt zurzeit bei knapp 16 Prozent.
Gleichzeitig steigt die Zahl der Insolvenzen in Portugal weiter. Die Zeitung Público meldete, in Portugal seien bis zum 26. Dezember bereits 18.627 Insolvenzen angemeldet worden - eine Steigerung von 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nimmt man die Zahlen von 2010 zum Vergleich ist das eine Steigerung von 174 Prozent. Besorgnis erregend sei auch die Zahl der Privatinsolvenzen: Hatten im Jahr 2008 rund 800 überschuldete portugiesische Haushalte einen Offenbarungseid leisten müssen, seien es 2012 bereits mehr als 12.400 gewesen.
dk/sc (dpa/ rtr)