Panzer rollen durch Tripolis
18. November 2013Dutzende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge fuhren am Montag in den Straßen der libyschen Hauptstadt auf, wie der Korrespondent der Agence France Press berichtete. Die Regierung erklärte, "Einheiten der nationalen Armee" würden an den zentralen Punkten und Verkehrsadern in Tripolis stationiert. Die Milizen, einst Träger der Revolution gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi, wurden ultimativ aufgefordert, die Sadt zu verlassen. Sie werden für die schlimmsten Gewaltakte seit dem Aufstand gegen Gaddafi verantwortlich gemacht.
Einige der mächtigsten Milizen begannen offenbar mit dem Rückzug aus Tripolis, was die Lage zunächst entspannen könnte. Ob die Armee ihnen jedoch dauerhaft Stand halten könnte, blieb zweifelhaft.
Blutbad durch die Ex-Revolutionäre
Die Gewalt war am Freitag nach einer zunächst friedlichen Demonstration gegen die Willkür der Milizionäre eskaliert. Aus dem Hauptquartier einer Miliz waren dabei Schüsse auf die Demonstranten abgefeuert worden. Nach offiziellen Angaben wurden bis zu 50 Menschen bei den Unruhen getötet und mehr als 450 weitere verletzt. Am Samstag hatten Milizionäre aus dem östlich von Tripolis gelegenen Misrata versucht, ihren Kampfgefährten in der Hauptstadt zur Hilfe zu kommen, was neue Kämpfe zwischen rivalisierenden Brigaden auslöste.
Terroranschläge und Entführungen
Am Montag entging der Militärgouverneur von Bengasi im Osten des Landes einem Anschlagsversuch, wie ein Sicherheitsverantwortlicher mitteilte. Bei dem Sprengstoffattentat auf den Konvoi von Oberst Abdallah al-Saiti gab es demnach einen Toten und einen Schwerverletzten. Mehrere Fahrzeuge seien schwer beschädigt worden.
Der am Vortag verschleppte Vizechef des libyschen Geheimdienstes, Mustafah Nuh, kam unterdessen wieder auf freien Fuß. Ein Mitarbeiter des Geheimdienstes, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Entführer hätten Nuh am Montag freigelassen. Im Oktober hatten Milizionäre den libyschen Regierungschef Ali Seidan verschleppt und stundenlang festgehalten, bevor sie ihn freiließen.
Nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes im Jahr 2011 hatten viele Libyer die "Revolutuionsbrigaden" zunächst als Helden gefeiert. Viele weigern sich jedoch bis heute, ihre Waffen abzugeben oder sich in die neuen Sicherheitskräfte einzugliedern.
SC/qu (afpe, rtre, APE, dpa)