Wirtschaftszone Kasong verwaist
3. Mai 2013Das Vorzeige-Projekt der "Sonnenschein"-Politik zwischen Nord- und Südkorea liegt brach: Angesichts des Konflikts mit dem kommunistischen Nachbarn verließen jetzt Freitag die letzten sieben südkoreanischen Beschäftigten die gemeinsame Sonderwirtschaftszone Kaesong, wie das Vereinigungsministerium in Seoul mitteilte. "So weit uns bekannt ist, befindet sich kein Südkoreaner mehr in Nordkorea", sagte eine Sprecherin der Behörde.
Zugleich hätten zwei Geldtransporter 13 Millionen Dollar (9,1 Millionen Euro) zur Bezahlung ausstehender Löhne für nordkoreanische Arbeiter, Steuern und Nebenkosten wie beispielsweise Telekommunikationsgebühren in Kaesong abgeliefert, sagte die Sprecherin. Der Rückkehr waren tagelange Verhandlungen um Geldangelegenheiten mit dem Norden vorausgegangen. Zur letzten Gruppe gehörten fünf Vertreter des Managementkomitees für den Kaesong-Komplex sowie zwei Mitarbeiter eines Kommunikationsunternehmens.
Industriezone liegt brach
Es ist das erste Mal seit der Eröffnung von Kaesong im Jahr 2004, dass alle Arbeitskräfte aus Nord- und Südkorea die Wirtschaftszone verließen. Zu normalen Zeiten beschäftigten dort rund 120 südkoreanische Unternehmen 53.000 Menschen - vorwiegend Nordkoreaner, die damit ihre Familien ernähren konnten.
Südkorea hat für die von der Schließung des Industriekomplexes betroffenen Firmen 270 Millionen US-Dollar (knapp 205 Millionen Euro) bereitgestellt. Dies sei ein "erster Schritt", so das Vereinigungsministerium in Seoul. Sobald das Ausmaß der Verluste durch die Schließung bekannt sei, könnten die Firmen Entschädigungen aus einem weiteren Topf in selber Höhe erhalten.
Seoul hatte Ende der vergangenen Woche alle bisher noch verbliebenen Landsleute zum Verlassen der Zone aufgerufen, nachdem Nordkorea ein Dialogangebot abgelehnt hatte. Pjöngjang hatte im April sämtliche Arbeitskräfte aus dem Gewerbekomplex abgezogen.
Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten nordkoreanischen Atomtest im Februar als extrem angespannt. Pjöngjang hatte angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanischer Militärübungen unter anderem den Waffenstillstandsvertrag von 1953 gekündigt und wiederholt Kriegsdrohungen ausgestoßen.
re/uh (afp, dpa, ap)