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Leipzigs Neugier als Erfolgsrezept

Tobias Oelmaier
12. September 2017

RB Leipzig steht vor dem Debüt in der UEFA Champions League. Mit dem AS Monaco bekommt der deutsche Vizemeister gleich den dicksten Brocken seiner Vorrunden-Gruppe zuerst serviert.

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Bundesliga Hamburger SV - RB Leipzig
Bild: Imago/Picture Point/S. Sonntag

Berti Vogts war eigentlich meist ein eher ruhiger Vertreter seiner Zunft. So hielt er es als Fußballprofi in den 70er-Jahren für Borussia Mönchengladbach und mit der Nationalmannschaft, mit der er 1974 sogar den WM-Titel gewann. So hielt er es auch später als Bundestrainer. Eloquenz war nicht sein Ding, aber was er sagte, das meinte er auch so.

Inzwischen ist Vogts 70 Jahre alt und nach diversen Nationaltrainer-Stationen im Ruhestand. Sein Wort hat aber immer noch Gewicht. Jüngst adelte Vogts in seiner Kolumne im Internet-Portal "t-online.de" den deutschen Vizemeister RB Leipzig als "Geheimfavoriten" auf den Champions-League-Titel. Seine Begründung: "Sie legen keinen Wert auf Ballgeschiebe und 80 Prozent Ballbesitz. So schnell wie möglich in die gegnerische Hälfte, so schnell wie möglich abschließen - das ist der Plan. Das sind einige große Vereine gar nicht mehr gewohnt." 

Deutschland  FC Ingolstadt 04 - RB Leipzig Ralph Hasenhüttl
RB-Leipzig-Trainer Ralph HasenhüttlBild: picture alliance/dpa/A. Weigel

Leipzig als Geheimfavorit? Beim Debüt in der Königsklasse des europäischen Fußballs? Es müsste wohl vieles zusammenkommen, damit RB Leipzig tatsächlich weit kommt. Aber RB hat schon einmal überrascht: Auch nach dem Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga vor gut einem Jahr hatten nur die Wenigsten die Sachsen als härtesten Bayern-Konkurrenten auf dem Zettel. Für Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl jedenfalls ist die mangelnde Erfahrung eher Chance denn Makel: "Da ist man wacher, da ist man scharf und fokussiert", äußerte er im Fachmagazin "Kicker". "Ich glaube nicht, dass wir dazu neigen, nervös zu sein. Wir sind eher neugierig."

Volle Kasse beim AS Monaco

Die Neugier soll nun an diesem Mittwoch (20:45 Uhr MESZ im DW-Liveticker) fürs Erste im Heimspiel gegen den AS Monaco gestillt werden. Gegen jene Franzosen, die in der vergangenen Saison in der Champions League bis ins Halbfinale vorgedrungen waren. Ein echter echter Tauglichkeitstest also für die internationale Reife der Emporkömmlinge aus dem Osten Deutschlands. Außerdem bekommen sie es in derGruppe G mit Besiktas Istanbul und dem FC Porto zu tun. Es hätte schlimmer kommen können. Hasenhüttl weiß zwar, "dass wir da auf richtig hohe Qualität treffen", ist sich aber auch über die eigenen Stärken im Klaren: "Ich glaube nicht, dass sich die drei Gruppengegner darüber gefreut haben, dass sie aus Topf vier RB Leipzig zugelost bekommen haben."

Zumal beim AS Monaco - immerhin Landesmeister noch vor der Gelddruckmaschine aus Paris - einiges in Bewegung gekommen ist. Trotz des Titelgewinns konnte von den Topstars nur Thomas Lemar gehalten werden. Selbst für 100 Millionen Euro ließen die Monegassen den Supertechniker nicht zum FC Arsenal nach London ziehen. Dem Werben von Paris St. Germain um Kylian Mbappe aber gaben sie für eine Kompensation von rund 180 Millionen Euro nach, Benjamin Mendy und Bernardo Silva durften für zusammen über 100 Millionen zu Manchester City wechseln und Tiemoue Bakayokos Transfer nach Chelsea spülte weitere 45 Millionen in die Kasse. Wirkliche Topstars hat man dafür nicht geholt, Keita Balde von Lazio Rom und Youri Tielemans aus Anderlecht sind noch die namhaftesten Neuzugänge. Und Lemar trat die Reise nach Leipzig wegen einer Oberschenkelverletzung kurzfristig gar nicht erst an.

Einer wie Messi

Auch bei Leipzig weckt der Erfolg Begehrlichkeiten: Naby Keita wird im kommenden Sommer für mindestens 70 Millionen Euro nach Liverpool gehen, Emil Forsberg wurde wohl kraft eines gültigen Arbeitsvertrages vom vorläufigen Bleiben überzeugt. Und auch Timo Werners kometenhafter Aufstieg hat längst für Aufmerksamkeit bei anderen Klubs gesorgt. So hat, so bestätigte jetzt RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff beim Fernsehsender Sky, die Vertragsverlängerung mit dem Nationalstürmer über das Jahr 2020 hinaus absolute Priorität. Werners bisher 25 Tore in 36 Pflichtspielen für die Leipziger haben ihn unverzichtbar gemacht. Und laut Mintzlaff kann auch Werner von seinem Verein profitieren. Er hätte eine "ausreichende Plattform, sich bei uns weiterzuentwickeln."

Bundesliga Hamburger SV - RB Leipzig
Der Messi(as) der Leipziger: Timo Werner, 21, Torjäger und momentan Deutschlands größtes StürmertalentBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Gegen Monaco könnte Werner der einzige der drei Topstars sein, der wirklich aufläuft. Forsberg plagt vor dem Champions-League-Auftakt eine Erkältung, er soll allerdings auf dem Weg der Besserung sein, Keita leidet an Adduktorenproblemen. Hier dürfte es eng werden mit dem Einsatz.

Berti Vogts übrigens schlägt auch bei der Personalie Werner große Töne an: Der 21-Jährige erinnere ihn "an den jungen Lionel Messi". Und einmal bei den Vergleichen, nannte er auch noch andere Namen: "Bei Uwe Seeler und Gerd Müller hat man immer gesagt: Die haben ein Näschen. Genau das hat Werner auch. Er kann ein ganz Großer werden."