Leipzig und die Bücher
Die Leipziger Buchmesse ruft und alle kommen: Buchhändler, Verleger, Autoren, das Publikum. Vier Tage lang feiert Leipzig das Buch, mit rund 20.000 Neuerscheinungen und bei 3200 Veranstaltungen.
Europäische Verständigung
Der Auftakt – gewohnt festlich. Das Gewandhausorchester spielt, Honoratioren reden. Und schließlich wird die wichtigste Auszeichnung der Buchmesse verliehen, der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Diesjähriger Preisträger ist der rumänische Autor Mircea Catarescu, geehrt wird er für seine "Orbitor"-Trilogie, ein dichtes, weltumspannendes Familien- und Gesellschaftsportrait.
Preisregen, Preissegen
Rund 30 Preise werden in diesen Messetagen verliehen. Einer, der Kurt- Wolf-Preis, geht an den Berenberg Verlag aus Berlin. Der erneuere "seit nunmehr 10 Jahren die Tradition des historischen, biographischen und literarischen Essays mit Büchern, bei deren Lektüre sich dem intellektuellen Reiz und der Lust am Text die Freude an der eleganten Buchgestaltung beigesellt", begründet die Jury.
Forum für die Unabhängigen
Konzernunabhängige Verlage tragen zur Vielfalt der deutschsprachigen Verlagslandschaft bei. Sie geben jungen Talenten eine Chance, spüren Abgelegenes und Subversives auf. Die Buchmesse holt sie jetzt aus dem Schatten der Branchenriesen und präsentiert im Forum "Die Unabhängigen" die erstaunliche Vielfalt von insgesamt 37 kleineren Verlagen.
Gepflegte Freundschaft
Ihren diesjährigen Schwerpunkt verdankt die Messe der Politik: seit 50 Jahren pflegen Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen. In zahlreichen Veranstaltungen kommen Autoren aus beiden Ländern zusammen - bekannte wie Amos Oz, Gila Lustiger und Meir Shalev, aber auch junge aus der "Dritten Generation" - und reflektieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Leipzig liest, lauscht und genießt
Hunderte nationaler und internationaler Autoren stellen in diesen Messetagen ihre Neuheiten vor – tags auf dem Messegelände, abends und nachts im gesamten Stadtgebiet. Junge Lyriker performen Verse, You-Tube-Stars und Dschungelqueens garantieren Kreischkonzerte, Synchronstimmen zeigen ihr Gesicht, und Stars der Krimiszene laden zu mörderisch guter Unterhaltung ins Landgericht.
Im Brennpunkt
Wie immer greift die Messe aktuelle Themen auf. In der neuen Reihe "Im Brennpunkt" wird beispielsweise über die Situation in Frankreich zwei Monate nach den Attentaten auf "Charlie Hebdo" debattiert. Und der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow (im Bild) reflektiert mit seinem russischen Kollegen Viktor Jerofejew die Lage in der Ostukraine. Dürfte interessant werden!
Leipzig singt
Für Aufsehen sorgt der Musikbereich der Messe: Am Samstag wird sich die zentrale Glashalle in einen Konzertsaal verwandeln, der erste Buchmessenchor führt in die israelische Musiklandschaft ein. Aber auch Autogrammjäger kommen auf ihre Kosten. Von Heino über DJ WestBam bis zu Rockmusiker André Herzberg und Rammstein-Keyborder Flake wollen Musiker beweisen, dass sie auch Bücher können.
Jugend im Anflug
Die jüngsten Messebesucher kommen in Kinderwagen und Buggy, und ganze Schulklassen begeben sich auf die Jagd nach Verlagsverzeichnissen, Luftballons und bunten Tüten. Die Buchmesse umwirbt den Nachwuchs, zahlreiche Veranstaltungen sollen für das Lesen begeistern. Inhalte gibt es für jeden Geschmack und in jeder Form – als gedrucktes Buch, für E-Reader, Tablets oder Smartphones.
Manga Connection
Messeneulinge reiben sich regelmäßig verwundert die Augen: Was machen denn all diese düsteren Kämpfer, gelockten Prinzessinnen und sonderbaren Außerirdischen hier? Nun, nicht jeder weiß, dass die Buchmesse ein wichtiger Treffpunkt für Europas Liebhaber von Comics, Manga, Cosplay, Japan und Games ist. Mit einer eigenen Halle, super Programm und ausgefallenen Kostümen.
In aller Munde
Amos Oz (im Bild) und seiner neuer Roman "Judas", der die Gründung des Staates Israel verhandelt, Martin Suters "Monecristo", ein Thriller aus der Welt der Banker und Börsianer, Sibylle Bergs Versuchsanordnung "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand", Oskar Roehlers Studie "Mein Leben als Affenarsch" aus dem wilden Berliner Underground und Arno Geigers "Selbstportrait mit Flußpferd".
Überraschungen
Das Schönste an der Messe sind sowieso immer die Entdeckungen. Man findet, was man nie gesucht hat und ist schlagartig schlauer. Und manchmal auch verblüfft. "Auf der Suche nach dem Nudossi-Äquator" erzählt erstaunlicherweise nicht von einer abenteuerlichen Expedition, sondern von den Karrierewegen bekannter DDR-Marken.