Leipzig: eine Stadt mit Musik
2015 blickt Leipzig auf 1000 Jahre Stadtgeschichte zurück. Sachsens Landeshauptstadt war immer eine wichtige Handelsmetropole und ein Mekka der Musik: Von Bach bis Masur prägten hier berühmte Musiker das Kulturleben.
Stadtpfeifer mit Festanstellung
Im Jahr 1479 stellte der Leipziger Rat erstmals festangestellte Stadtpfeifer ein. Täglich spielten sie zu Ehren der Stadt vor dem Rathaus auf, bliesen ihre Instrumente zur Unterhaltung der Bürger in der Kirche oder bei Festen. Es gab ein festes Gehalt, ein Sommer- und ein Wintergewand, eine Wohnung in der Stadtpfeifergasse und eine gemeinsame Badestube mit Öfen "auf steinernen Füßlein".
800 Jahre jung: der Thomanerchor
Einmal Thomaner, immer Thomaner: Bei dem weltberühmten Chor zählt vor allem die Gemeinschaft. Er wurde bereits 1212 gegründet und gilt als eine der ältesten überhaupt. Auch Johann Sebastian Bach wirkte hier als Kantor. Heute werden die Thomaner auf weltweiten Tourneen wie Rockstars gefeiert. Ihr Leben wird von einem anstrengenden Proben- und Schulalltag im Internat bestimmt.
Kantor und Genie: Johann Sebastian Bach
Bach war 1723 nur die dritte Wahl als Thomaskantor – und beklagte sich seinerseits über die "wunderliche und der Musik wenig ergebenen Obrigkeit" der Stadt. Was konnte er unter solchen Umständen schaffen? Nicht weniger als eine Musik der Perfektion. Die 27 Jahre, die Bach in Leipzig verbrachte, verleihen dem heutigen Bachfest eine einmalige Authentizität.
Opernhaus mit Tradition
Ihre Geburtsstunde schlug 1692: Kurfürst Johann Georg III. verfügte, dass ein öffentliches Opernhaus in Leipzig während der drei Handelsmessen jeweils 15 Aufführungen auf die Bühne bringen sollte. Bald komponierten Telemann und Heinichen für das Haus. Später war die Leipziger Oper ein Hort der musikalischen Romantik. Das jetzige Haus am Augustusplatz datiert aus dem Jahr 1960.
Gewandhausorchester mit römischem Motto
"Res severa verum gaudium - wahre Freude ist eine ernsthafte Sache": Das Zitat des römischen Philosophen Seneca schmückt in steinernen Buchstaben den Saal des Gewandhausorchesters. 1743 gegründet, zog man 1781 in eine ehemalige Ausstellungshalle für Textilhändler; daher der Name. Der jetzige Sitz des traditionsreichen Orchesters gegenüber der Leipziger Oper wurde 1981 mit großem Pomp eröffnet.
Meister der musikalischen Leichtigkeit
1835 wollte die Gewandhausdirektion einen fortschrittlichen Dirigenten gewinnen. Modern war Felix Mendelssohn Bartholdy unter anderem deshalb, weil er mit dem Taktstock dirigierte und nicht, wie damals üblich, mit dem gerollten Notenpapier. Seine Konzerte wurden begeistert aufgenommen. Mendelssohn starb 1847 in Leipzig; seine letzte Bleibe in der Goldschmidtstraße 12 ist heute ein Museum.
Pianist, Komponist und Musikjournalist
Noch ein weiterer großer Komponist residierte in Leipzig: Robert Schumann. Mit 18 Jahren nahm er hier sein Studium auf und lernte Klavier bei Friedrich Wieck. Als seine Musikerträume als Instrumentalist durch eine Fingerverletzung ein jähes Ende fanden, widmete er sich der Komposition. 1834 gründete Schumann die "Neue Zeitschrift für Musik" und wurde so zu einem der ersten Musikjournalisten.
Weltstar am Piano
Friedrich Wieck drillte seine Tochter Clara als Pianistin. Mit 12 Jahren verliebte sie sich in einen Schüler ihres Vaters: Robert Schumann. Es folgte ein jahrelanger Streit zwischen den Männern, bis Robert und Clara durch richterliche Entscheidung endlich heiraten durften. Die Schumann-Wohnung in der Inselstraße war jahrelang Treffpunkt der musikalischen Prominenz. Heute ist sie ein Museum.
Erste musikalische Schritte in Leipzig
1813 wurde Richard Wagner in Leipzig geboren. Hier ging er zur Schule - oder nahm, wenn er mal wieder schwänzte, heimlich Musikunterricht. In Leipzig führte Wagner erste Kompositionen auf. Lange machte die Stadt nichts Besonderes aus ihrem berühmten Sohn, bis 2013, im Jubiläumsjahr des Komponisten, das Wagner-Denkmal von Stephan Balkenhol enthüllt wurde.
Goldene Ära
"Er wirkt wie ein Zauberer vor dem Orchester", schwärmte der Komponist Peter Tschaikowsky vom Dirigenten Arthur Nikisch. 1895 wurde der 40-Jährige als Gewandhauskapellmeister in Leipzig installiert und blieb bis zu seinem Tod 1922 im Amt. Nikisch - wie zuvor auch Mendelssohn - begründete in der Gewandhaus-Geschichte die zweite goldene Ära.
Fürsprecher für eine friedliche Revolution
1970 wurde Kurt Masur als Gewandhauskapellmeister berufen und erreichte, dass sieben Jahre später der Bau des dritten Gewandhauses begonnen wurde. Masur blieb 26 Jahre lang im Amt. Im Oktober 1989 fanden in Leipzig die bislang größten Demonstrationen gegen die DDR-Regierung statt. Der wichtigste Fürsprecher für friedliche Verhandlungen zwischen Demonstranten und Regime: Kurt Masur.