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Lebenslänglich für Mord an schwarzem Teenager

18. Oktober 2014

Weißer Mann erschießt schwarzen Teenager: Fälle, die die USA aufrütteln - vor allem wenn sich die Täter auf Notwehr berufen. Nun muss in Florida ein Todesschütze für immer hinter Gitter.

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Michael Dunn vor Gericht (Foto: AP)
Bild: AP

Weil er im Streit über laute Musik einen schwarzen Jugendlichen erschoss, ist ein weißer Software-Ingenieur im US-Bundesstaat Florida zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Das Urteil eines Geschworenengerichts in Jacksonville sieht keine Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung auf Bewährung vor.

Bei der Verkündung des Strafmaßes bedauerte der Verurteilte die Tat. "Wenn ich die Zeit zurückdrehen und Dinge anders machen könnte, würde ich das tun", sagte Michael Dunn (Artikelbild). Er war bereits Anfang Oktober wegen Mordes schuldig gesprochen worden, jetzt wurde das Strafmaß verkündet.

Rückblick

Der Fall liegt fast zwei Jahre zurück. Im November 2012 geriet der heute 47-Jährige an einer Tankstelle von Jacksonville in einen Streit mit vier schwarzen Jugendlichen, die in ihrem Geländewagen laute Musik hörten. Im Prozess sagte er aus, er habe sich bedroht gefühlt. Dunn zog seine Waffe aus dem Handschuhfach und fing an zu schießen.

Nach Angaben der Polizei waren die Teenager unbewaffnet. Die drei Freunde des Toten sagten aus, sie hätten Dunn nicht bedroht. Insgesamt schoss dieser laut Polizei zehn Mal auf ihren Wagen - ein 17-Jähriger wurde von drei Kugeln tödlich getroffen. Vom Tod des Teenagers will Dunn erst aus den Medien erfahren haben, als er im Hotel auf sein Handy schaute.

Rassismus?

Trayvon Martin (Foto: AP)
Trayvon Martin (1995-2012)Bild: AP

Der Fall erinnert an den des 17-jährigen Schwarzen Trayvon Martin, der im Februar 2012 in Florida von dem weißen Nachbarschaftswächter George Zimmerman getötet worden war. Ein Geschworenengericht sprach den Schützen wegen Notwehr frei. Auch Zimmerman hatte ausgesagt, er habe sich durch den Teenager bedroht gefühlt, auch Martin war unbewaffnet. Der Fall löste damals eine Rassismusdebatte aus. Im Gegensatz zu Zimmerman, gegen den erst nach Wochen und aufgrund heftiger Proteste Anklage erhoben worden war, wurde Dunn bereits einen Tag nach dem Tod des Jugendlichen festgenommen und des Mordes beschuldigt.

Erst vor einigen Wochen hatte in Ferguson im Staat Missouri ein weißer Polizist einen ebenfalls unbewaffneten schwarzen Teenager erschossen. Als Reaktion war es dort zu tagelangen Unruhen gekommen.

wa/rb (afp, dpa)