Leben in Christchurch - nach und mit dem Massaker
Rund fünf Wochen ist es her, dass ein Rechtsterrorist in Christchurch 50 Menschen beim Beten tötete. Das Leben der Opfer und Hinterbliebenen hat sich seither verändert. Ein Besuch bei den betroffenen Familien.
Ein Opfer in Gedenken an den Vater
Auf seiner kleinen Farm am Rande von Christchurch hat Omar Nabi (links) ein kleines Loch gegraben und ein Messer geschärft: Gleich wird er das Schaf schlachten - in Gedenken an seinen Vater Haji Daoud, der beim Anschlag durch einen Rechtsterroristen in der Al-Noor-Moschee getötet wurde.
Eine Moschee bauen
Omar Nabis Vater Haji Daoud hat verrostete Autos gesammelt. Daoud hatte immer gehofft, auf dem Auto-Gelände eine kleine Moschee bauen zu können. Nun will sein Sohn den Plan verwirklichen. "Das bedeutet mir vie!", sagt der 43-Jährige.
Aus dem Leben gerissen
Hussein Moustafas Sohn Mohammed hält die Uhr seines Vaters in den Händen, die dieser zum Zeitpunkt des Anschlags trug. Mohammed hatte sie ihm einst geschenkt. Er war kurz vor dem Tod seines Vaters von einem Job aus Saudi-Arabien zurückgekehrt. Nun, sagt er, bete er in der gleichen Ecke, wie sein Vater. Er hat sich mehrfach erschrocken, weil er glaubte, seinen Vater gesehen zu haben.
Bilder zur Erinnerung
Wenige Wochen bevor Hussein Moustafa beim Anschlag ums Leben kam, hatte er dieses Fotoalbum zusammengestellt. Seit seinem Tod blättert seine Frau ständig darin, der Schmerz ist groß. Ihr Haus ist nur wenige Autominuten von der Al-Noor-Moschee entfernt. Dort verbringt sie nun die meiste Zeit.
Ort des Terroranschlags
Die Al-Noor-Moschee in Christchurch ist eine der zwei Moscheen, die am 15. März Ziel des Terroranschlags wurde. Während des Freitagsgebets hatte der Attentäter auf betende Muslime geschossen. Zu der Tat bekannte sich ein australischer Rechtsterrorist. Insgesamt starben 50 Menschen, ebenso viele wurden verletzt. Die meisten Toten gab es in der Al-Noor-Moschee
Schutz im Schauplatz des Schreckens
Einige der Moschee-Besucher konnten sich retten, weil sie ein Versteck in der Moschee gefunden haben. So auch ein dreijähriger Junge, der in eine Öffnung in der Kanzel kroch, wie Israfil Hossain, ein Muezzin aus Bangladesch, zeigt.
Ein Zwischenstopp...
... in Christchurch wurde für den 59-jährigen Mark Rangi (rechts) zum Albtraum. Der Neuseeländer wollte vor seiner Rückreise nach Sydney Verwandte in der Stadt besuchen und erstmals in der Al-Noor-Moschee beten. Stattdessen aber musste er dort um sein Leben rennen. Er wurde am Bein verwundet, kann aber mittlerweile wieder gut stehen und gehen.
Sein Bild ging um die Welt: Farid Ahmed
Farid Ahmed (im Rollstuhl beim Gebet mit Nachbarn) überlebte das Attentat. Seine Frau Husna wurde getötet. Als die ersten Schüsse fielen, habe sie viele Frauen und Kinder aus der Moschee geführt und kam zurück, um nach ihm zu sehen, sagt Ahmed - dabei wurde auf sie geschossen. Ende März sorgte Farid Ahmed für weltweites Aufsehen, als er bekundete, dem Rechtsterroristen verziehen zu haben.
Sardar Faisal hat Albträume
Sardar Faisal (zweiter von links) ist dafür bekannt, stets pünktlich zur Moschee zu kommen. Am Tag des Anschlags aber verspätete er sich und war noch im Vorraum, um sich für das Gebet zu waschen, als der Attentäter das Feuer auf die Betenden eröffnete. Was er dann hörte und sah, verfolge ihn seither bis in den Schlaf. Es sei wie die Tonspur eines Videospiels in Endlosschleife.
Hazem Mohammeds Wiedergeburt
Verwundet und umgeben von reglosen Körpern der Mitbetenden lag Hazem Mohammed an jenem Morgen auf dem Boden der Al-Noor-Moschee. Als der Schütze über ihm stand, stellte er sich tot. Nun weine er um die verlorenen Freunde, sagt der Mann, der vor über 40 Jahren aus Bagdad nach Neuseeland eingewandert war. "Ich wurde am 15. März 2019 wiedergeboren", sagt er.