Leben in Armut: Kosovo-Flüchtlinge in Südserbien
8. Juni 2006In der südserbischen Stadt Prokuplje und der Region sind noch immer rund 4.000 serbische Flüchtlinge aus dem Kosovo untergebracht. Sie sind laut dem Referat für Flüchtlinge der Stadt in einer äußerst schwierigen Lage - insbesondere seit das Flüchtlingscamp geschlossen wurde. Daher sind die Flüchtlinge nun auf sich selbst gestellt und müssen für ihr Überleben sorgen.
Unzureichende staatliche Hilfen
Ljiljana Karadzic und ihr Sohn Milan, die 1999 aus Prizren geflohen sind, sind nur ein Beispiel dafür, in welcher desolaten Lage sich die serbischen Flüchtlinge in Prokuplje befinden. "Ich bekomme eine staatliche Mindestunterstützung von 4.000 Dinar, also rund 50 Euro. Mit diesem Geld komme ich aber nicht weit, das reicht nur für die Miete und das, was ich dazu verdiene, für Brot", so Ljiljana Karadzic. Sie müsse schwere körperliche Arbeit verrichten, könne von dem gelegentlichen Entgelt aber nur Grundnahrungsmittel beschaffen. "Bei Bedarf arbeite ich auf dem Feld oder im Haus. Nachbarn rufen mich, damit ich für sie putze oder Holz hacke. Ich habe Freunde, die mir manchmal Lebensmittel geben. Ich faste häufig, damit ich meinem Sohn etwas zu essen kaufen kann. Es ist sehr schwierig, weil wir von keiner Seite Hilfe erhalten", erzählt Ljiljana Karadzic.
Lösungen praktisch unmöglich
Der Flüchtlingsreferent in Prokuplje, Dragan Piljevic, meint, es sei praktisch unmöglich, die schwierige finanzielle Situation dieser Frau zu lösen, weil die meisten humanitären Organisationen Prokuplje umgingen. In einer ähnlichen Lage befänden sich auch die übrigen Kosovo-Flüchtlinge, die in Prokuplje untergebracht sind. "Ihr sozialer Status ist sehr schlecht. Die meisten von ihnen leben in Armut. Sehr wenige haben eigene Wohnungen oder Häuser, die meisten sind privat untergebracht oder bei Verwandten. Einige wissen buchstäblich nicht, wo sie bleiben sollen, und hängen vom guten Willen einiger Menschen ab, die sie in alten verfallenden Häusern leben lassen", sagte Piljevic.
Seit dem Ende des Kosovo-Krieges sind lediglich fünf Familien ins Kosovo zurückgekehrt. Vor zwei Jahren, nach den gewalttätigen Unruhen im Kosovo am 17. März, sind dagegen weitere 20 Familien aus dem Kosovo nach Serbien geflohen und leben nun in Prokuplje. Dem Flüchtlingsreferenten zufolge können die serbischen Kosovo-Flüchtlinge aufgrund des engen Haushaltsbudget der Stadt nicht mehr als eine einmalige Unterstützung erwarten.
Ljiljana Danilovic, Prokuplje
DW-RADIO/Serbisch, 1.6.2006, Fokus Ost-Südost