Land unter in Down under
31. Dezember 2010"Ohne Zweifel eine Tragödie beispiellosen Ausmaßes", so kommentierte die Ministerpräsidentin des am stärksten betroffenen Staates Queensland, Anna Blight, die Situation in ihrer Region. Das Wasser bedecke inzwischen eine Fläche, die größer sei als Deutschland und Frankreich zusammen, sagte Blight in einem Radiointerview. 22 Gemeinden seien entweder vollständig überschwemmt oder von der Außenwelt abgeschnitten. Mittlerweile sind rund 200.000 Menschen von den Fluten betroffen. Die Versorgung mit Lebensmittel ist teilweise unterbrochen.
Trauriger Rekord
Der Frühling fiel in diesem Jahr in Australien den Wetterbehörden zufolge so feucht aus wie nie zuvor seit Aufzeichnung der Daten. Tagelang hatte es geregnet, dadurch schwollen die Flüsse an. Zwar ließen die starken Regenfälle am Freitag (31.12.2010) größtenteils nach, die Pegel der Flüsse stiegen aber vielerorts weiter an. Die Flutwellen bewegten sich langsam in Richtung Süden. Blight hatte bereits davor gewarnt, dass das Hochwasser in den überschwemmten Gemeinden noch über eine Woche anhalten könne.
Evakuierung auch aus der Luft
Tausende Menschen mussten bislang vor dem Hochwasser fliehen. Allein bei der Evakuierung der Stadt Emerald wurden innerhalb von 24 Stunden rund 1000 Menschen von den Rettungskräften in drei neu eingerichtete Auffangzentren gebracht. In den Tagen zuvor waren bereits zwei weitere Städte zum Teil mit Hubschraubern evakuiert worden.
Regierung zeigt Präsenz
Australiens Ministerpräsidentin Julia Gillard besuchte die am schlimmsten betroffene Ortschaft Bundaberg, wo mindestens 120 Häuser überschwemmt worden waren. In der Stadt Rockhampton an der Küste bereiteten sich die rund 60.000 Einwohner auf das Eintreffen des Wassers vor. Die Behörden rechneten damit, dass Straßen und Bahngleise ab Samstag unpassierbar sein werden. Der Flughafen der Stadt kündigte an, den Betrieb über das Wochenende einzustellen.
"Bevor das Wasser zurückgeht, werden wir nicht wissen, wie viel Schaden es angerichtet hat", sagte Gillard. Sie stellte Hilfen in Höhe von etwa einer Million australischen Dollar (764.000 Euro) in Aussicht. Die Ministerpräsidentin von Queensland hatte zuvor schon einen Hilfsfond in gleicher Höhe angekündigt. Queensland und die Bundesregierung würden die Infrastruktur aber gemeinsam wieder aufbauen, sagte Gillard.
Erst Dürre, dann Überschwemmung
Auch die Wirtschaft ist massiv betroffen. Einer der wichtigsten Häfen für den Export von Zucker musste ebenso geschlossen werden wie zahlreiche Kohleminen. Unternehmen wie Anglo American und Rio Tinto mussten ihren Betrieb verlangsamen oder ganz einstellen. In der Landwirtschaft habe der Regen bereits Schäden in Höhe von 400 Millionen australischen Dollar (300 Mio. Euro) angerichtet, sagte Brent Finaly, Präsident der Farmer-Lobby-Gruppe AgForce. Viele Bauern hätten ihre gesamte Ernte verloren. Erst kürzlich hätten viele der Farmer noch mit einer Dürre zu kämpfen gehabt.
Autorin: Sabine Faber (rtr, dpa, ap)
Redaktion: Martin Schrader