1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lance Armstrong: Lebenslange Sperre

Stefan Nestler24. August 2012

Der siebenmalige Tour-de-France-Sieger widerspricht den Dopingvorwürfen nicht länger. Die Anti-Doping-Agentur USADA hat den US-Amerikaner daher gesperrt. Seine Siege seit 1998 sollen aberkannt werden.

https://p.dw.com/p/15vvz
Lance Armstrong. Foto: AP
Lance ArmstrongBild: dapd

Lance Armstrong hat die Nase voll. "Es kommt der Punkt im Leben jedes Menschen, an dem er sagen muss: Genug ist genug. Für mich ist diese Zeit nun gekommen", schreibt der 40 Jahre alte Ex-Radprofi auf seiner Homepage. Seit 1999 habe er sich mit Dopingvorwürfen herumschlagen müssen. Die – so Armstrong wörtlich – "verfassungswidrige Hexenjagd" der Dopingfahnder habe seine Familie, seine Krebs-Stiftung und ihn selbst so sehr belastet, dass er nun "diesen Unsinn beendet habe". Als Schuldeingeständnis will der siebenmalige Tour-de-France-Sieger seine Entscheidung nicht verstanden wissen. Er habe Hunderte von Dopingkontrollen über sich ergehen lassen: "Im Wettkampf. Außerhalb des Wettkampfs. Blut, Urin. Was immer ich liefern sollte. Warum das alles, wenn diese Kontrollen am Ende für die USADA nicht zählen?"

Dopingjäger Tygart: "Trauriger Tag"

Armstrong gibt auch auf, weil ihm langsam aber sicher die rechtlichen Mittel ausgehen. Travis Tygart, Chef der US-amerikanischen Anti-Doping-Behörde (USADA), hat angekündigt, dass Armstrong lebenslang gesperrt wird und er seine sieben Tour-de-France-Titel verliert. Allerdings kann solche Sperren wohl nur der Weltradsportverband UCI aussprechen, die Tour de France-Titel müssten zusätzlich vom Tour de France-Veranstalter anulliert werden.

Lance Armstrong droht Verlust seiner Titel

Tygart sprach von einem "traurigen Tag" für den Sport: "Dies ist ein herzzerreißendes Beispiel dafür, wie die Kultur des Gewinnens um jeden Preis den fairen und ehrlichen Wettbewerb untergräbt." Ein Gericht in Austin im Bundesstaat Texas hatte die Klage Armstrongs abgewiesen und die Dopingermittlungen gegen ihn für rechtens erklärt.

Dopingmittel im Kühlschrank

Die USADA hatte Armstrong im Juni formal angeklagt, gedopt zu haben. Neben ihm wurden auch sein ehemaliger Teammanager bei US Postal, Johann Bruyneel, und der einstige Mannschafts-Arzt Pedro Celaya des systematischen Dopings beschuldigt. Die Agentur stützt sich auf die Aussagen von mehr als zehn Zeugen, zu denen auch die einstigen Teamkollegen Tyler Hamilton und Floyd Landis zählen sollen, beide überführte Dopingsünder. Hamilton hatte Armstrong auch öffentlich beschuldigt: "Er hat genommen, was wir alle genommen haben. Epo, Testosteron, Bluttransfusionen. Es lag immer in seinem Kühlschrank." Die französische Sportzeitung L'Équipe berichtete bereits 2005, dass in mehreren Proben Armstrongs von 1999, als er erstmals die Tour gewonnen hatte, nachträglich EPO nachgewiesen worden sei. Ungeachtet dessen sprach der Weltradsportverband UCI Armstrong frei. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ging jedoch weiterhin von einem korrekten Dopingnachweis gegen den US-Amerikaner aus.

Tour 2005: Armstrong, Basso und Ullrich im Rennen. Foto: dpa
Verliert Armstrong (3.v.l.) alle Titel, würde wohl Jan Ullrich (r.) davon profitierenBild: picture-alliance/dpa

Zwei Comebacks

Armstrong war 1993 in Oslo mit 21 Jahren der jüngste Profi-Straßenradweltmeister aller Zeiten geworden. 1996 wurde bei ihm Hodenkrebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Nach mehreren Operationen und Chemotherapien kehrte Armstrong 1998 in den Profizirkus zurück und feierte ein erstaunliches Comeback. Von 1999 an triumphierte er bei der Tour de France sieben Mal in Serie, ehe er 2005 seine Karriere für beendet erklärte. 2009 kam Armstrong noch einmal für zwei Jahre wieder, konnte aber nicht an seine ganz großen Erfolge anknüpfen. Nach dem endgültigen Rücktritt als Radprofi Anfang 2011 versuchte sich der US-Amerikaner als Triathlet. 

Drei weitere Tour-Siege für Ullrich?

Wenn Armstrong nun alle seit 1998 gewonnenen Titel inklusive jener bei der Tour de France verliert, profitiert davon vielleicht nicht nur der Tour-Zweite von 2004, Andreas Klöden, sondern kurioserweise auch der gefallene deutsche Radstar Jan Ullrich. Ihm werden dann wohl die Tour-Siege 2000, 2001 und 2003 zugesprochen. In diesen Jahren hatte Ullrich die Frankreich-Rundfahrt jeweils als Zweiter beendet. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne hatte Ullrich im Februar 2012 wegen der Verwicklung in die Dopingaffäre 2006 um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes schuldig gesprochen und ihm alle Erfolge seit dem 1. Mai 2005 aberkannt. Die Resultate vor dieser Zeit waren davon nicht betroffen. So darf sich Ullrich möglicherweise bald viermaliger Tour-de-France-Sieger nennen, während Armstrong als gedopter Ex-Rekordmann in die Radsport-Geschichte eingeht.