Lammert: "Kohl war ein Glücksfall"
22. Juni 2017In einer Gedenkstunde hat der Bundestag der Verdienste Helmut Kohls gedacht. "Wir verdanken es wesentlich ihm, dass sie heute Realität ist, die friedliche Einheit unseres Landes in einem freien und befriedeten Europa", sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zu Beginn der Parlamentssitzung. Kohl sei ein Glücksfall für Deutschland und Europa gewesen, da er 1989 die Initiative ergriffen und der friedlichen Revolution ihre politische Richtung gegeben habe.
Lammert bezeichnete den verstorbenen Altkanzler zudem als "personifizierte vertrauensbildende Maßnahme der Weltpolitik". Er habe die deutsche Einheit im Staat- und Wertesystem des Westens mit dem Einverständnis der Nachbarn erreicht.
Lammert erinnerte aber auch an die Niederlage und Schwächen des gebürtigen Pfälzers: "Kohls Weg säumten nicht zuletzt Verletzungen, die er selbst erlitt und die er anderen zufügte". Mit Blick auf die Parteispendenaffäre und Kohls "Ehrenwort" fügte der Bundestagspräsident hinzu, der ehemalige Kanzler sei auch eine "sture Persönlichkeit" gewesen.
Der Altkanzler war am vergangenen Freitag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim gestorben. Statt eines deutschen Staatsakts ist für Kohl erstmals ein europäischer Trauerakt geplant. Er findet am 1. Juli um 11 Uhr im Europäischen Parlament in Straßburg statt. Zu der Veranstaltung werden neben den höchsten politischen Vertretern der EU auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der frühere US-Präsident Bill Clinton erwartet. Nach einer anschließenden Totenmesse im Dom in Speyer wird Kohl auf einem Friedhof in der Stadt beigesetzt.
djo/stu (afp, dpa, kna)