Labour triumphiert bei Kommunalwahlen in England und Wales
5. Mai 2024Bei der Bürgermeisterwahl in Großbritanniens Hauptstadt London hat Amtsinhaber Sadiq Khan von der Labour-Partei einen historischen Wahlerfolg errungen: Der Sozialdemokrat sicherte sich als erstes Stadtoberhaupt Londons eine dritte Amtszeit. Khan holte nach Auszählung aller Stimmen 43,8 Prozent der Stimmen und lag damit deutlich vor seiner Herausforderin Susan Hall von den konservativen Tories, die auf 32,7 Prozent kam.
Khan, ein Sohn pakistanischer Zuwanderer, war 2016 als erster muslimischer Politiker zum Bürgermeister einer westlichen Hauptstadt gewählt worden. Der 53-Jährige übernahm das Amt damals vom späteren Premierminister Boris Johnson.
Er fühle sich "geehrt" und "stolz", sagte Khan nach Bekanntwerden des Ergebnisses. Mit Blick auf die bevorstehende Parlamentswahl in diesem Jahr sprach er von einem "Jahr des großen Wandels" mit "einer zukünftigen Labour-Regierung".
Labour gewinnt 180 Sitze, Tories verlieren 470
Bei den Abstimmungen in England und Wales kam es auch in anderen Regionen zu deutlichen Zugewinnen für die oppositionelle Labour-Partei und zu herben Verlusten für die in Großbritannien regierenden Tories. Labour konnte in Städten und Kommunen insgesamt fast 180 Ratssitze hinzugewinnen, die Kontrolle über acht weitere Gemeinderäte erlangen und mehrere neue Bürgermeisterposten besetzen.
Außer in der Metropole London gewannen die Sozialdemokraten in Großstädten wie Manchester, Liverpool, Leeds und Sheffield sowie im Großraum York und North Yorkshire. Wenn auch mit knappen Ergebnis siegte Labour zudem in den West Midlands, der Metropolregion um die Millionenstadt Birmingham.
Allerdings gab es nicht nur Erfolge, die Partei verlor auch einige Sitze in Gemeinderäten an unabhängige Kandidaten. Die Liberaldemokraten und die Grünen gewannen ebenfalls Sitze hinzu.
Kleiner Lichtblick für Sunaks Partei: Im Tees Valley im Nordosten Englands konnte sich der konservative Bürgermeister Ben Houchen eine dritte Amtszeit sichern. Insgesamt aber erlitten die Tories ihre schlimmste Kommunalwahl-Niederlage seit 40 Jahren. Die Konservativen verloren mit 470 Sitzen fast die Hälfte ihrer bisherigen Sitze.
Unterhauswahl bis spätestens Ende Januar 2025
Die Abstimmungen waren der letzte große Stimmungstest für Premier Rishi Sunak vor der anstehenden britischen Parlamentswahl. Aus der niedrigen Wahlbeteiligung von rund 30 Prozent schlossen Wahlforscher, dass bei den Wahlen "der Impuls, die Konservativen zu besiegen, größer war als der Enthusiasmus für Labour". Allerdings trübt nach Einschätzung der Experten nichts an diesen Ergebnissen den Eindruck, dass Labour "auf dem besten Weg" sei, die nächste Parlamentswahl zu gewinnen.
Labour-Chef Keir Starmer, der womöglich künftige Premierminister, zeigte sich stolz auf seine Partei und forderte Regierungschef Sunak dazu auf, so schnell wie möglich Parlamentswahlen auszurufen. Dieser hatte einen Termin im zweiten Halbjahr angedeutet, aber noch kein genaues Datum genannt. Die nächste Unterhaus-Wahl muss spätestens bis zum 28. Januar 2025 erfolgen.
sti/AR (afp, dpa)