Löw muss für San Marino umplanen
9. November 2016Joachim Löw muss improvisieren und seine Personalplanungen neu sortieren. Urplötzlich reduzierte sich das Aufgebot des Bundestrainers für den letzten Länderspiel-Doppelpack 2016 in San Marino und Italien weiter. Unerwartet meldete sich Kapitän Manuel Neuer vom FC Bayern München wegen Unwohlseins für die Reise in den Süden ab. Bayer Leverkusens Mittelfeldspieler Julian Brandt blieb mit einem Infekt im Bett und reiste ebenfalls nicht mit der DFB-Elf.
So kann Löw nur noch mit 21 von ursprünglich 25 nominierten Spielern planen. Zuvor hatten sich schon Toni Kroos, der wegen eines Haarrisses im Mittelfuß möglicherweise sogar längere Zeit ausfällt, sowie die ebenfalls verletzten Jerome Boateng und Julian Draxler abgemeldet. Dem beim FC Arsenal stark belasteten Mesut Özil gönnt Löw eine Pause. Dass nun allerdings mit Neuer schon der fünfte Weltmeister nicht mit dabei sein kann, passte dem 56-Jährigen Coach nicht ins Konzept für die letzte Jahres-Mission. An Löws sportlicher Zielstellung für das Punktspiel am Freitag (20.45 MEZ) gegen den Fußball-Zwerg San Marino und das Testspiel vier Tage später in Mailand ändert sich aber nichts.
Löw lässt keine Ausreden gelten
So warnte Löw bereits vor Überheblichkeit: "Wir wollen in San Marino auf keinen Fall arrogant auftreten, sondern werden hoch konzentriert und seriös unsere Aufgaben erledigen", betonte der gerade mit einem neuen Vertrag bis 2020 ausgestattete DFB-Chefcoach. "Für San Marino ist das Spiel gegen den Weltmeister natürlich etwas Besonderes." Am Sieg- und Toreauftrag im Stadio Olimpico von Serravalle ändert das indes nichts. Zu groß ist der Niveauunterschied zwischen den hoch bezahlten deutschen Profis und den Amateuren der kleinen Republik.
Im September 2006 hatte das DFB-Team in San Marino mit 13:0 gewonnen. Das ist noch immer der höchste Sieg in der Ära Löw. Der Gegner ist in der Weltrangliste als Nummer 201 von insgesamt 211 Nationen gelistet. Seit Einführung dieses Rankings 1993 ist San Marino von Platz 121 kontinuierlich abgestürzt und findet sich jetzt zwischen den Turks- und Caicos-Inseln und der Mongolei nur zehn Ränge vom letzten Platz entfernt wieder.
Der Unterschied soll sich auch im Resultat widerspiegeln. "Das sollten schon mehr als fünf Tore werden", meinte Ilkay Gündogan. Der nach langer Verletzungspause bei Manchester City immer dominanter auftretende Mittelfeldmann wird in die Startelf rücken, nachdem er bei seiner Rückkehr ins Nationalteam im Oktober zweimal eingewechselt worden war.
Die Chance der Aufrücker
Erstmals hat der Bundestrainer den Leverkusener Benjamin Henrichs, den Wolfsburger Yannick Gerhardt und den Bremer Serge Gnabry in seinen Kader berufen. Dazu sind die Schalker Max Meyer und Leon Goretzka, die wie Gnabry und Brandt im Sommer in Rio de Janeiro die olympische Silbermedaille gewannen, wieder mit dabei. Meyer wird wie in der Bundesliga sogar einen doppelten Bänderriss im Sprunggelenk ignorieren, um sich im Hinblick auf den Confed-Cup 2017 und die WM-Endrunde ein Jahr später in Russland bei Löw weiter anzubieten. "Da entwickle ich mich weiter, allein durch das Training, weil so viele gute Spieler dort sind. Das Tempo ist noch schneller, technisch ist alles noch besser. Ich bin einfach glücklich, dass ich da mitmachen darf", sagte Meyer.
Der Bundestrainer machte den Talenten Mut: "Man kann jetzt nicht davon reden, dass man eine Mannschaft gefunden hat. Da kann noch viel passieren. Wir haben junge Spieler hinten dran, die sich im Training hervorragend unserer Philosophie anpassen." Deutschland geht mit einer makellosen Bilanz von drei Siegen und 8:0 Toren in das vierte WM-Qualifikationsmatch, in dem das neue DFB-Trikot mit schwarz-rot-goldenem V-Kragen Premiere feiern soll.
Das WM-Qualifikationsspiel San Marino gegen Deutschland können Sie bei uns im DW-Liveticker mitverfolgen. Los geht es am Freitag 15 Minuten vor Anpfiff, also um 20.30 Uhr (MEZ)
ck/jhr (dpa)