Künstler nach der Flucht: Nneka aus Nigeria
Hip-Hop und Soul-Sängerin Nneka Egbuna ist hin- und her gerissen zwischen zwei Welten: Ihrer Heimat Nigeria und Deutschland. Davon singt sie in ihren Liedern - aber auch von Terror und Umweltverschmutzung in Afrika.
Flucht, Freiheit, Erfolg
Als Nneka Ende der 1990er Jahre nach Hamburg kommt, erscheint ihr Deutschland friedlich und voller nie gekannter Freiheiten. Aber sie erlebt auch Rassismus, wird "Nigger" genannt. Und trifft in der lokalen Musikszene auf Gleichgesinnte. Ihren Durchbruch schafft die Musikerin 2004 als Vor-Act des jamaikanischen Dancehall-Musikers Sean Paul bei einem Konzert im Hamburger Stadtpark.
Nigeria, Land der Konflikte
Geboren wurde Nneka Egbuna 1980 in Warri, einer Stadt mit über 500.000 Einwohnern in Delta State, einem der neun Bundesstaaten am ölreichen Mündungsdelta des Niger. Die am stärksten vertretenen Ethnien sind die Ijaw, Itsekiri und Urhobo. Immer wieder kommt es in Warri zu ethnischen Konflikten zwischen den Clans.
Viel Öl - wenig Geld
Die verschiedenen Ethnien streiten sich zum Beispiel um die Vorherrschaft bei der Ölförderung. Nigeria hat die zehnt größten Ölreserven der Welt und ist Afrikas Ölproduzent Nummer eins: Die Ölförderung macht rund 70 Prozent des Staatshaushalts aus. Im Delta kommt von diesem Geld aber so gut wie nichts an. Stattdessen bedroht die Umweltverschmutzung den Lebensraum von Menschen und Tieren.
Lieder gegen den Terror
Ungerechtigkeit und Korruption im Land ließen im Norden zudem die islamische Terrorgruppe Boko Haram groß werden. In ihren politischen und sozialkritischen Texten macht Nneka auch das zum Thema: So prangert die gläubige Christin in ihrem Song "Pray For You" die Morde der Gruppe an. Im Bild trauern Frauen um Angehörige, die bei einem Selbstmordanschlag von Boko Haram ums Leben gekommen sind.
"Wach auf, Afrika!"
Nnekas weltweite Bekanntheit hilft, Missstände in Nigeria bekannt zu machen. Sie singt von internationalen Firmen, die Gewinne machen, ohne die Bevölkerung zu beteiligen. Oder davon, wie das Öl Beziehungen zerstört. Aber auch darüber, dass Afrikaner selbst Verantwortung übernehmen und aufhören sollten, die Schuld nur bei den ehemaligen Kolonialmächten zu suchen - wie in ihrem Song "Africans".
Nneka: "Es geht darum, Dich selbst zu lieben."
Aber nicht nur politische und soziale Missstände sind Gegenstand ihrer Texte. Auch moralische Grundsätze und die Bedeutung der Familie sind wiederkehrende Themen. Wie auch die eigene Zerrissenheit als Deutsch-Afrikanerin und die Gegensätze ihrer beiden Kulturen. Für sich hat sie beide Seiten miteinander versöhnt: "Es geht nur darum, Dich selbst zu lieben." Autorin: Annabelle Steffes-Halmer