Kölner Abschiedstour hat begonnen
7. April 2018Es herrschte eine fast schon gespenstische Stille im Kölner Stadion. Das 1:1 (1:0) zwischen dem FC Köln und dem FSV Mainz 05 hatte gerade erst wenige Augenblicke bestand, da schwieg die Mehrzahl der rund 50.000 Zuschauer. Es waren Sprach- und Ratlosigkeit, die aus den Gesichtern der Menschen sprachen, die es mit dem Kölner Traditionsklub halten.
Das Spiel mit Finalcharakter, das Trainer Stefan Ruthenbeck vor dem Anpfiff ausgemacht hatte, nahm einen unerwünschten Verlauf. Wohl auch dem letzten Optimisten auf Kölner Seite wurde in diesem Augenblick bewusst, dass ihr Lieblingsklub mit sehr großer Wahrscheinlichkeit den Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss. Es wäre der sechste Abstieg des FC innerhalb von 20 Jahren. "Für uns war es zu wenig, für Mainz reicht es", sagte Ruthenbeck.
"Das fühlt sich an wie eine Niederlage und ist sehr enttäuschend. Wir müssten jetzt noch drei Spiele gewinnen und Mainz drei Spiele verlieren. Das wird sehr schwer", sagte FC-Verteidiger Dominique Heintz. Einer der wenigen Kölner Spieler, die zumindest für sich in Anspruch nehmen können, weitaus häufiger als seine Kollegen zur Normalform gefunden zu haben.
Mainz war das aktivere Team
Auch gegen die Rheinhessen präsentierten sich die Kölner über weite Strecken ohne Überzeugung und Durchschlagskraft. Dabei hatte Jonas Hector seine Mannschaft per Kopfball bereits nach sieben Minuten in Führung gebracht. Doch anstatt auf diesem Treffer aufzubauen und die Führung weiter zu erhöhen, fiel das Ruthenbeck-Team in eine passive Rolle und überließ den Gästen das Feld.
Die Mainzer waren das aktivere, das spielerisch bessere Team. Der nur 1,66 Meter kleine Pablo De Blasis traf per Kopf zum Ausgleich. Die Mainzer trafen noch die Kölner Querlatte, den Pfosten und Timo Horn rettete diesen einen, wenn auch unzureichenden Punkt für die Kölner mit einer spektakulären Parade in letzter Sekunde. Beim FC hatte der ansonsten blasse Simon Terodde die große Chance zum Ausgleich, doch er scheiterte aus kürzester Distanz an Mainz-Torhüter René Adler.
Und auch Claudio Pizarro hatte noch eine gute Tormöglichkeit. Dass der 39-jährige Peruaner zu den gefährlichsten Spielern seines Teams gehört, sagt viel aus über die Probleme des FC in dieser Spielzeit. 28 Tore nach 29 Bundesliga-Partien sind eine überaus maue Bilanz.
Sportdirektor Veh wirkte niedergeschlagen
Wohl auch dieses Abschluss-Manko meinte Ruthenbeck wohl, als er nach dem Spiel beklagte, dass "uns ein bisschen das Spielglück fehlt. Es kippt nie ein Spiel auf unsere Seite". Der FC-Trainer versuchte dann wieder eine optimistische Haltung zu vermitteln, beurteilte sein Team dann auch besser als es tatsächlich war.
"Wir wollten nach der Führung die Spielkontrolle haben. Das ist uns auch gut gelungen", analysierte Ruthenbeck und blickte bei seinen Aussagen in eher verblüffte Gesichter. Diese Rhetorik war ihm nicht vorzuwerfen, aber für die neutralen Beobachter des Spiels war diese Wahrnehmung doch eher einen Tick an den wahren Geschehnissen vorbei "gedribbelt".
Nur ein paar Meter von Ruthenbeck entfernt skizzierte Kölns Sportdirektor Armin Veh seine Eindrücke der Partie. "Es ist der Mannschaft vielleicht gar nichts vorzuwerfen. Wenn man sich über eine ganze Saison immer wieder herankämpfen muss, dann ist das auf die Dauer mental anstrengend. Das sieht man ihr auch an", sagte Veh sichtlich ernüchtert. Auch ihm steckte diese gefühlte Niederlage in den Knochen. Der 57-Jährige versuchte dann auch eher weniger als der FC-Trainer Hoffnung zu verbreiten. "Die Wahrscheinlichkeit wird nicht gerade größer", sagte er und meinte damit den drohenden Abstieg.
Die Kölner Spieler verzogen sich dann recht schnell aus dem Stadion. Ihnen war an diesem für sie traurigen Abend nicht nach ausgeprägter Konversation. Nur Dominique Heintz wollte noch einen Blick in die nahe Zukunft wagen. "Wir werden bis zum letzten Spiel alles versuchen", sagte der Innenverteidiger. Aus seinem Blick war allerdings wenig Überzeugung zu erkennen.