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Kurs auf Dschibuti

Ralph Sina20. Dezember 2001

Deutsche Soldaten könnten US-Truppen bei einem Einsatz in Somalia unterstützen. Als Basis der Bundesmarine ist Dschibuti im Gespräch.

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Deutsche Marinesoldaten bei einer ÜbungBild: AP

Die USA haben nach Augenzeugenberichten aus Mogadischu auch in der Nacht zum Donnerstag (20.12.) ihre Aufklärungsflüge über Somalia fortgesetzt. Gleichzeitig kreuzen US-Kriegsschiffe vor der Küste der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Die Konten der somalischen Barakat-Bank bleiben auf amerikanische Anweisung gesperrt und große Teile des somalischen Mobilfunknetzes auf Anweisung aus Washington weiterhin unterbrochen.

US-Spezialeinheiten auf Terroristen-Jagd

Angesichts der fortgesetzten Operationen überzeugt das Angriffs-Dementi des amerikanischen Verteidigungsministers viele Somalis nur wenig. Politische Beobachter in Mogadischu gehen davon aus, dass die Amerikaner noch im Laufe des Januar mit kleinen Spezialtrupps in Somalia Jagd auf rund 100 Mitglieder des Al Kaida-Netzwerkes machen werden. Die Namen dieser Terroristen haben die USA auf einer Liste zusammengefasst. Nach Einschätzung des amerikanischen Geheimdienstes CIA halten sie sich zum Teil in der somalischen Hauptstadt Mogadischu auf, zum Teil in der Region um die nordsomalische Hafenstadt Bossasso.

Bundesmarine nach Dschibuti

Während sich die Amerikaner auf die Zerschlagung des Al Kaida-Netzwerkes innerhalb Somalias konzentrieren, hat die deutsche Bundesmarine nach Augenzeugenberichten bereits neue Aufklärungsschiffe nach Dschibuti geschickt. Der Zwergstaat Dschibuti grenzt direkt an Somalia. Dem ARD-Hörfunk in Nairobi liegen Berichte französischer Diplomaten aus Dschibuti vor, wonach die Bundesregierung entschlossen ist, Fregatten, Zerstörer und Schnellboote aus Wilhelmshaven nach Dschibuti zu verlegen. Dies soll voraussichtlich im Januar geschehen.

Deutsche Soldaten zur Küstensicherung

Die rund 1.500 deutschen Marinesoldaten sollen von Dschibuti aus für einen Zeitraum von zunächst sechs Monaten die Küsten des Jemen, Nordsomalias und Saudi-Arabiens observieren und vor Terroranschlägen schützen. Durch den Einsatz der Bundesmarine sollen zugleich Flottenverbände der USA entlastet werden. Das Geld für den Dschibuti-Einsatz stammt aus den Sondermitteln zur Terrorbekämpfung. Der Einsatz der Bundesmarine vor dem somalischen Nachbarland Dschibuti kann laut Bundestagsbeschluss vom 16. November um weitere sechs Monate verlängert werden. Das Bundesverteidigungsministerium schließt nach Informationen des ARD-Hörfunks in Nairobi auch einen mehrjährigen Einsatz deutscher Marine-Soldaten vor dem Horn von Afrika nicht aus.

Dschibuti für Bundeswehr kein Neuland

Dschibuti ist zahlreichen Bundeswehroffizieren sehr gut vertraut. Bereits während des Somalia-Einsatzes der Bundeswehr vor acht Jahren diente der Zwergstaat den Deutschen als Nachschubbasis. Schon damals litten deutsche Soldaten unter den dort herrschenden Temperaturen von bis zu 45 Grad im Schatten und heftigen Sandstürmen. Trotz seines menschenfeindlichen Wüstenklimas hat Dschibuti für das Militär unschätzbare Vorteile. Die deutschen Soldaten können den französischen Militärflughafen und die französischen Kasernen Dschibutis mit nutzen. Nur die Essensversorgung wird schwierig. Sämtliche Lebensmittel müssen in den Wüstenstaat importiert werden. Die Bundeswehr will deshalb Flugzeuge mit Lebensmitteln von Deutschland aus nach Dschibuti schicken, um ihre Soldaten auf den Schiffen angemessen zu verpflegen.