Kuriose Doping-Ausreden
Ob eine ungespülte Tasse. die Schwiegermutter oder die Zahnpasta: Doper suchen die Schuld gerne bei Anderen - und erzählen dabei wundersame Geschichten. Ein Überblick der kreativsten Doping-Ausreden.
Paolo Guerrero: Die ungespülte Tasse
Der frühere Bundesligaprofi Paolo Guerrero darf wegen Dopings mit Kokain ein Jahr lang nicht Fußball spielen und verpasst deswegen die WM 2018 in Russland. "Ich habe im Hotel aus einer Tasse getrunken, in der im Vorfeld wohl Kokatee serviert wurde", erklärt Paolo mit Unschuldsmiene. "Die haben die Tasse nicht gespült und mir einfach neuen Tee eingeschüttet. So wurde mein Getränk verunreinigt."
Therese Johaug: Die Sonnencreme
Die Behandlung eines Sonnenbrands an der Unterlippe führt zum Karriere-Tiefpunkt der norwegischen Ski-Langläuferin: Die Olympiasiegerin und siebenmalige Weltmeisterin Therese Johaug wird positiv auf das androgene Steroid Clostebol getestet. Das soll sich in einer Sonnencreme befinden, welche ihr vom Mannschaftsarzt verabreicht wurde. "Ich bin absolut nicht schuld daran", beteuert Johaug.
Maria Scharapowa: Die übersehene Liste
"Ich nehme diese Medizin seit 2006", sagt Tennis-Star Scharapowa, verschweigt aber, warum sie als kerngesunde Athletin ein Herzmedikament braucht. Meldonium steht seit Anfang 2016 auf der Dopingliste. Scharapowas Erklärung: "Ich habe nicht auf die Liste geschaut." Unwissenheit schützt aber auch im Sport nicht vor Strafe.
Linford Christie: Die Avocado
Linford Christie (2.v.l.) ist 1999 mit 39 Jahren schon im Spätherbst seiner Karriere, als er doch noch ertappt wird. Beim Olympiasieger von 1992 wird das Dopingmittel Nandrolon nachgewiesen. Seine Erklärung ist interessant: Er habe nicht gedopt, sondern nur Avocados gegessen. Was Avocados mit Nandrolon zu tun haben sollen, weiß nur Christie selbst.
Johann Mühlegg: Die Diät
Das hatte Spanien noch nicht gesehen: Ein Ski-Langläufer holt bei den Winterspielen 2002 dreimal Gold für die Iberer. Johann Mühlegg, der sich mit dem deutschen Verband zerstritten hatte und nach Spanien "wechselte", wird mit Epo erwischt. Erklärung: "Ich habe die letzten fünf Tage eine spezielle Diät gemacht, nur Proteine und Kohlenhydrate." Kein Epo, versteht sich.
Floyd Landis: Der Whiskey
Zunächst als Edelhelfer noch im Schatten von Lance Armstrong (r.), nach dessen Rücktritt plötzlich Tour-de-France-Sieger: Floyd Landis gewinnt 2006, wird aber des Testosteron-Dopings überführt. Nach einem völligen Einbruch war er spektakulär zurückgekommen. Er habe einfach zu viel Whiskey getrunken, meint Landis damals und gesteht später Doping.
Adrian Mutu: Die Potenz
Adrian Mutu meint es doch nur gut. Der damalige Stürmer des FC Chelsea hat 2004 Kokain genommen, aber natürlich doch nicht, um seine Leistung auf dem Platz zu steigern, vielmehr will er im Bett seinen Mann stehen: "Ich habe das nur gemacht, um meine sexuelle Leistung zu steigern". Dem CAS sind Mutus Bettgeschichten egal und verordnet eine Entschädigungssumme von 17,2 Millionen Euro.
Martina Hingis: Der Fruchtsaft
Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz verkündet Martina Hingis 2007 ihren Rücktritt vom Tennis wegen Rückenschmerzen und einem positiven Test. Bei den Wimbledon Championships wird bei ihr Kokain nachgewiesen. Doping? Nein, Hingis sieht eine Verschwörung am Werk: "Jemand hat es mir in den Fruchtsaft getan." Der dürfte sehr merkwürdig geschmeckt haben.
Lenny Paul: Die Spaghetti
Der britische Bobfahrer Lenny Paul wird 1997 mit einem erhöhten Nandrolonwert erwischt - ein Klassiker unter den Dopingsubstanzen. Weniger gewöhnlich war seine Ausrede für den positiven Test: "Ich habe Spaghetti Bolognese gegessen, das Hackfleisch war von hormonbehandelten Rindern." Auch Radprofi Alberto Contador schob seinen Fall auf ein verunreinigtes Steak.
Ivonne Kraft: Das explodierte Spray
Auch hier zunächst die Fakten: Die Mountainbikerin Ivonne Kraft liefert 2007 einen positiven Dopingtest ab, gefundene Substanz: Fenoterol. Kraft hat diese angeblich so zu sich genommen: "Das Asthma-Spray meiner Mutter ist explodiert. Ich stand daneben und habe die ganze Wolke eingeatmet." Ganz dummer Zufall.
Raimundas Rumsas: Die Schwiegermutter
Wie aus dem Nichts stürmt Raimundas Rumsas auf das Podium der Tour de France. Während sich die Fachwelt wundert, wird Rumsas Ehefrau Edita beim Zoll mit zahlreichen leistungssteigernden Mittel erwischt. Das Ehepaar Rumsas behauptet, die Medikamente seien für die kranke Schwiegermutter des Radprofis bestimmt gewesen. Doping soll ja gesund machen.
Mario de Clercq: Der Roman
Crossprofi Mario de Clercq gilt 2003 als einer der besten seiner Zunft. Dann findet man bei ihm Aufzeichnungen über Medikamente, Trainingspläne und Hämatokritwerte. De Clercq bestritt Doping aber vehement und begründete seine Sammlung mit Recherche: Er arbeite an einem Roman, für den er sich alles ausgedacht habe. Fantasie ist eben alles.
Dieter Baumann: Die Zahnpasta
Keine Dopinggeschichte ist so oft erzählt worden wie die des bodenständigen Schwaben Dieter Baumann. Der Olympiasieger von 1992 wird 1999 positiv getestet und bemühte die Version einer manipulierten Zahnpastatube. Der renommierte Dopingexperte Werner Franke hält die Anschlagstheorie für glaubwürdig. Beweise bleiben beide schuldig.
Tyler Hamilton: Der ungeborene Zwilling
Tyler Hamilton rast bei den Olympischen Spielen 2004 zu seinem größten Erfolg: Gold im Einzelzeitfahren. Doch dann der Schock: Positiver Test auf Blutdoping. "Die fremden Blutzellen in meinem Körper werden von den Stammzellen meines vor der Geburt gestorbenen Zwillings produziert." Eine sagenhafte Geschichte, die Hamilton später selbst als Lüge enttarnt.
Dennis Mitchell: Der Belohnungssex
US-Sprinter Dennis Mitchell (r.) darf sich 1992 als Staffel-Olympiasieger feiern lassen. Sechs Jahre später wird bei ihm Testosteron gefunden. Der Sprinter erklärt den Fund mit fünf Flaschen Bier und viermal Sex. "Die Lady hatte Geburtstag. Sie verdiente etwas Besonderes." Welch ein Gentleman.
Gilberto Simoni: Bonbons und Tee
Vorsicht bei kleinen Leckereien aus dem Kreis der Familie: Der italienische Radprofi Gilberto Simoni fliegt 2004 mit Kokain auf. Mit Doping hat das aber nichts zu tun: "Meine Mutter hat mir Bonbons aus Peru geschickt, die in Kokablätter eingepackt werden." In einer anderen Stellungnahme gibt er dann dem Tee der Tante schuld.