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Kurden stellen Wahltermin infrage

9. September 2015

Fast täglich kommt es in der Türkei zu Ausschreitungen zwischen Kurden und Nationalisten. Die oppositionelle Kurdenpartei HDP spricht von Kriegstreiberei. Der Europarat sieht die Demokratie in der Türkei gefährdet.

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Zentrale der prokurdischen Partei HDP in Ankara (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/T. Berkin

Nach den gewalttätigen Protesten türkischer Nationalisten gegen Kurden in der Türkei hat die pro-kurdische Partei HDP der Staatsführung in Ankara Kriegstreiberei vorgeworfen. Präsident Recep Tayyip Erdogan und Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hätten "eine Entscheidung für den Bürgerkrieg gefällt", sagte HDP-Chef Selahattin Demirtas vor Journalisten im südostanatolischen Diyarbakir.

Selahattin Demirtas spricht in Mikrofone (Foto: Reuters)
Demirtas: Wir werden rechtlich gegen Gewalttäter vorgehenBild: Reuters/S. Kayar

In der Nacht hatten Nationalisten in mehreren Städten der Türkei gegen die jüngsten Gewaltaktionen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) demonstriert und dabei kurdische Geschäfte und HDP-Vertretungen angegriffen. Die Partei-Zentrale in Ankara ging in Flammen auf. Allein in Istanbul wurden laut Behörden 93 Personen festgenommen.

HDP will rechtliche Schritte einleiten

Demirtas warf den Behörden vor, die Einrichtungen seiner Partei nicht gegen den Mob geschützt zu haben. An die Gewalttäter gewandt fügte er hinzu, seine Partei verfüge über genügend Aufnahmen von Überwachungskameras und andere Beweismittel und werde rechtlich gegen sie vorgehen.

Demonstranten vor der HDP Zentrale in Ankara (Foto: dpa)
In der Nacht hatten Protestierende die Zentrale der HDP in Ankara gestürmtBild: picture alliance/ZUMA Press

Im Südosten der Türkei war es in den vergangenen Tagen und Wochen wiederholt zu Zusammenstößen zwischen Kämpfern der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und Sicherheitskräften gekommen, nachdem ein Waffenstillstand im Juli gescheitert war. Die türkische Luftwaffe bombardiert auch PKK-Ziele im Nordirak.

Erdogan will absolute Mehrheit zurückerobern

Wegen der Unruhen stellte die HDP die für November geplante Parlamentswahl infrage. "Wegen der Sicherheitslage in der Region wird es unmöglich, Wahlen abzuhalten", führte Demirtas aus. Seine Partei sei zwar nicht gegen die Wahl. Zunächst müsse sich aber die Lage verbessern.

Frauen, die sich türkische Flaggen umgebunden haben (Foto: dpa)
Nationalisten potestieren gegen die Gewalt der kurdischen PKKBild: picture-alliance/dpa/CITYPRESS 24/Berkin

Die regierende AKP von Präsident Erdogan hofft, mit den Neuwahlen ihre absolute Mehrheit im Parlament wiederzuerlangen. Der Wahlerfolg der HDP hatte im Juni dazu geführt, dass sie auf die Suche nach einem Koalitionspartner gehen musste. Die Gespräche scheiterten.

Derweil zeigte sich der Europarat tief besorgt über die Eskalation: "Ich verurteile die tödlichen Attacken auf türkische Sicherheitskräfte mit Nachdruck", erklärte Generalsekretär Thorbjörn Jagland in Straßburg. Zugleich sei er alarmiert über "die Angriffe auf politische Parteien und Medien, die die Demokratie zu destabilisieren drohen".

uh/SC (afp,dpa,rtr)