Kunstsammler und die Wege ihrer Bilder
Hildebrand Gurlitt war nur einer von ihnen: Viele Kunstsammler haben jüdische Raubkunst gekauft. Diese Bilder sind heute auch in Museumsbeständen. Die Kunsthalle Bremen präsentiert nun Ergebnisse langer Nachforschungen.
"Eine Frage der Herkunft"
Als die Kunsthalle Bremen vor drei Jahren den Projektzuschlag bekam, um ihre Sammlungen einer Provenienzforschung zu unterziehen, kannte niemand den "Fall Gurlitt". Dabei gab es in vielen großen Kunstsammlungen jüdische Raubkunst, die über Hitlers Kunsthändler auf den Markt gekommen waren. Die Herkunft von 120 Meisterwerken wurde untersucht, nur ein Drittel konnte geklärt werden.
Raubkunst oder legal erworben?
Die "Papageienallee" aus dem Jahre 1902 von Max Liebermann, die der Kunstsammler Heinrich Glosemeyer erworben hatte, gehört zum Bestand der Bremer Kunsthalle. Zehn wertvolle Gemälde wurden von ihm angekauft, fünf bekam das Museum als Geschenk. Die Herkunft des Gemäldes hat sich nach genauer Prüfung als unbedenklich herausgestellt. Das Bild wurde legal vom Sammler-Ehepaar Glosemeyer erworben.
Das Schicksal Max Liebermanns
Der jüdische Maler Max Liebermann wurde 1933 als Präsident der Akademie der Künste von den Nazis abgesetzt und erhielt Malverbot. Viele seiner Gemälde und sein privater Kunstbesitz landeten in den Raubkunstbeständen des NS-Kunsthandels. Das Bremer Projekt zur Erforschung auch seiner Gemälde wurde auf Beschluss des Deutschen Bundestages von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gefördert.
Spuren der Herkunft
Die Rückseite eines Gemäldes, wie hier eine auf Pappe gezogene Leinwand des Malers Karl Peter Burnitz ("Teich mit schilfbestandenem Ufer") ist für Provenienzforscher der weitaus wichtigere Teil eines Bildes. Dort sind alle Käufer und Vorbesitzer mit Kürzeln vermerkt. Nach dem Krieg wurde sichergestellte Nazi-Raubkunst mit Kreide markiert - kostbare Informationen für die Herkunftsforschung.
Der Kunstsammler Hugo Oelze
Der Jurist Hugo Oelze stammte aus einer angesehenen Bremer Kaufmannsfamilie. Seit den 1920er-Jahren lebte er in Amsterdam, wo er in engem Kontakt zu seiner Heimatstadt Bremen mit Kunst handelte und seine private Sammlung aufbaute. Außer dem Verkauf eines Gemäldes vermachte er der Kunsthalle Bremen nach seinem Tod noch fünf bedeutende Gemälde, die jetzt auf ihre Provenienz untersucht wurden.
Schwieriges Vermächtnis
Dieses wertvolle Ölgemälde "Im Gras liegendes Mädchen" des französischen Malers Camille Pissarro stammt aus dem Jahr 1882 und wurde von dem Kunsthändler Hugo Oelze (1892 -1967) für seine Kunstsammlung angekauft. Er vermachte das Bild 1967 der Kunsthalle Bremen, die genaue Provenienz konnte allerdings trotz intensiver Nachforschungen nicht lückenlos festgestellt werden.
Sammler der Kunst: Arnold Blome
Der inzwischen verstorbene Cornelius Gurlitt lebte am Schluss völlig zurückgezogen in seiner vollgestopften Wohnung, umgeben von Unmengen von Bildern. Auch der Bremer Künstler und Sammler Arnold Blome hatte seine Wohnung (Foto von 1966) mit seinen Bildern und gesammelten Kunstobjekten vollgestellt. Seine Kunstbestände enthalten keine jüdische Raubkunst, ergab die Bremer Provenienzforschung.
Lückenlose Aufklärung
Mit der Ausstellung "Eine Frage der Herkunft" ist die Kunsthalle Bremen Vorreiter in Sachen Transparenz der hauseigenen Kunstbestände. Diese Form, Ergebnisse der Provenienzforschung öffentlich auszustellen, könnte Schule machen. Museums Direktor Christoph Grunenberg hat deshalb renommierte Provenienzforscher zu einer Vortragsreihe eingeladen, die unter anderem auch den Fall Gurlitt zum Thema hat.