Kunstauktion für Schlingensief-Projekt
10. März 2012Rund 80 Mal ließ Auktionator Peter Raue den Hammer fallen, dann hatte er über eine Million Euro zusammen und war sichtlich zufrieden. Schließlich war die bestens besuchte Kunstauktion im Hamburger Bahnhof, dem Museum für Gegenwart in Berlin, eine Benefizveranstaltung zugunsten des Operndorfs in Afrika. Und dort können nun weitere Bauvorhaben realisiert werden.
Breite Unterstützung
Der große Zuspruch sei ein deutliches Signal gewesen, freut sich Aino Laberenz, Christoph Schlingensiefs Witwe. Man sei auf einem guten Weg. Seit dem Tod ihres Mannes im August 2010 treibt sie das Projekt Operndorf mit großem Engagement voran und wird dabei tatkräftig von Freunden und Weggefährten des umtriebigen Künstlers und Regisseurs unterstützt. 16 Häuser stehen mittlerweile im Operndorf in Burkina Faso, eine Schule für 50 Kinder hat den Betrieb aufgenommen, es gibt Lehrerwohnungen, eine Filmklasse und eine Kantine - alles klimagerecht und umweltfreundlich geplant von Schlingensiefs Freund, dem aus Burkina Faso stammenden Architekten Francis Kéré. Im zweiten Bauabschnitt soll nun eine Krankenstation entstehen und eine Solaranlage für die Stromgewinnung. Und irgendwann wird wohl auch das eigentliche Opernhaus Gestalt annehmen. Das alles kostet natürlich Geld. So entstand die Idee einer Kunstauktion.
Mails wurden geschrieben und Bettelbriefe, an Schlingensiefs Freunde in aller Welt, an Künstler, Galeristen, Sammler und Mäzene. Die Resonanz war überwältigend. Innerhalb weniger Wochen kam eine beachtliche Sammlung hochwertiger Gegenwartskunst zusammen - als Zeichen der Sympathie für Christoph Schlingensief und für sein Projekt. Interkulturelle Begegnungs- und Experimentierstätte soll das Operndorf werden und ein Raum, in dem sich die Energien und Fähigkeiten der Menschen entfalten können. Das Projekt Operndorf ist schon jetzt auf dem besten Weg dahin.
Grandiose Sammlung
Für die Versteigerung in Berlin hatten internationale Künstler wie Pipilotti Rist, Georg Baselitz, Christo, Olafur Eliasson, Andreas Gursky oder Günther Uecker ebenso Werke zur Verfügung gestellt wie Galeristen und Kunstsammler. Den höchsten Preis bei der Auktion erzielte mit 66.000 Euro ein Bild von Sigmar Polke. Es stammt aus der Sammlung von Friedrich Christian Flick, der es im Übrigen keineswegs bei dieser Spende belassen will. Flick möchte sich vor Ort umsehen, spricht von einer Stiftung, die man gründen könnte.
Angesteckt hat Christoph Schlingensief sie alle, mit seinem Idealismus und mit seinem Tatendrang. Und er muss ihnen ein guter, ein sehr guter Freund gewesen sein. Auch davon "erzählen" einige der versteigerten Kunstwerke. Die amerikanische Künstlerin und Sängerin Patti Smith etwa hat ihm eine weiße Tür mit "Erinnerungen an unsere Tage, an unsere Freundschaft auf Erden und in der Stratosphäre" gewidmet. Und zu beginn der Auktion hat sie für den einstigen Freund gesungen.
"Ich hoffe, dass dies der Anfang einer langen kulturellen Freundschaft zwischen Deutschland und Burkina Faso ist", sagte der burkinische Botschafter und dankte Schlingensiefs Witwe Aino Laberenz im Namen seiner Regierung für ihr Engagement. Die Freundschaft scheint besiegelt, möglicherweise ist das Projekt Operndorf aber noch viel mehr.
Autorin: Silke Bartlick
Redaktion: Jochen Kürten