Fotografie und Ornament
29. Januar 2009Jeder Mensch verdient es, fotografiert zu werden, egal aus welchem Umfeld er stammt und welchen sozialen Status er hat – das war einer der Grundsätze von Paul Strand (1890-1976). Er galt als einer der großen Erneuerer der Fotografie und betrachtete sie als eigenständige Kunstform. 75 Aufnahmen des von Alfred Stieglitz geförderten US-Fotografen aus den Jahren 1915 bis 1976 sind bis zum 4. April in der Foto-Colectania-Stiftung in Barcelona zu sehen. Darunter ist etwa seine berühmte Fotografie "Blind Woman", ein 1916 entstandenes Porträt einer blinden Frau in den Straßen New Yorks. Mit diesem Porträt stellte Strand als Pionier der realistischen Fotografie auch seinen sozialkritischen Anspruch unter Beweis. Nach Angaben der Veranstalter ist die Ausstellung die bislang größte Strand-Retrospektive in Europa.
Ornament als Auseinandersetzung mit Politik
Jahrtausende lang dienten Ornamente der Verschönerung von Gebäuden, Stoffen, Teppichen, oder aber - etwa im Orient - auch des Menschen. Dass Ornamentik in unserer Zeit ungemein politisch sein kann, beweist die Ausstellung „Die Macht des Ornaments“. Die Schau umfasst 60 Werke von Künstlern aus Deutschland und Österreich (unter anderem Adriana Czernin, Jörn Stoya, Esther Stocker und Maria Hahnenkamp), den USA und Großbritannien (Sarah Morris, Philip Taffe, Raquib Shaw) sowie zehn Künstlern aus dem Libanon, dem Iran, Indien und Pakistan.
Dabei wird deutlich, dass das Ornament längst seine Funktion als reine Verzierung und Flächenfüller verlassen hat. Zeigt die Ornamentik eines Gustav Klimts noch eine Welt des schönen Scheins, so demonstriert sie heute eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und mit politischen Systemen; etwa bei der in Frankfurt lebenden Iranerin Parastou Forouhar, die sich mit der Lage in ihrer Heimat beschäftigt, oder Raqib Shaw, bei dem Würmer und Folterwerkzeuge die Harmonie des üppig-goldenen Ornaments stören.
Die Ausstellung ist bis zum 17. Mai in der Orangerie der österreichischen Galerie Belvedere in Wien zu sehen.
John Constables unbekannte Seite: Porträts
Er gilt als einer der größten Landschaftsmaler seiner Zeit – John Constable. Jetzt zeigt eine neue Ausstellung in der Londoner National Portrait Gallery eine eher unbekannte Seite von John Constables Arbeit: seine Porträts. Die Ausstellung bietet fast 50 Werke. Dazu zählen Selbstporträts sowie Bilder, die er von seiner Frau, seiner Familie und seinen Freunden gemalt hat. Der englische Maler lebte von 1776 bis 1837 und hatte großen Einfluss auf die Malerei des 19. Jahrhunderts, vor allem auf die Künstler der Romantik. Die Ausstellung in London läuft vom 5. März bis zum 14. Juni.
Retrospektive des Kriegsfotografen Robert Capa
Der "größte Kriegsfotograf der Welt" hasste den Krieg. Der legendäre Fotojournalist und Gründer der Agentur Magnum, Robert Capa, war ungarischer Herkunft und hatte in Berlin studiert. Capa wurde berühmt für seine Aufnahmen aus dem spanischen Bürgerkrieg und dem Zweiten Weltkrieg, aber auch für seine Porträts befreundeter Künstler oder Schriftsteller wie Pablo Picasso, Ernest Hemingway oder Truman Capote. 1947 gründete er mit Henri Cartier-Bresson die Agentur Magnum. Er starb 1954 im Alter von 40 Jahren, als er in Indochina auf eine Mine trat. Das Jüdische Museum in Brüssel zeigt jetzt in einer umfassenden Retrospektive die eindrucksvollen Werke des großen Fotojournalisten. Die Ausstellung dauert bis zum 19. April.