Kunst als Aktivismus: Keith Harings politische Botschaft
Am 4. Mai hätte er seinen 60 gefeiert, doch er starb 1990. Keith Haring war in der New Yorker Popkunst-Szene berühmt für seine schlichten Zeichnungen mit beißender politischer Kritik.
Von Hieroglyphen inspiriert
Keith Haring war von altägyptischen Hieroglyphen fasziniert. Er ließ sich davon inspirieren und entwickelte eine eigene Kommunikationsform, die mit sparsamen Zeichen und Linien auskommt. "Innerhalb aller Formen wohnt eine Grundstruktur mit wenigen Linien, die auf das Gesamtobjekt hinweist und selber zum Symbol wird", sagte er 1978.
John Lennons Tod hinterließ eine Lücke
Haring war vor allem ein Künstler, der auf die brisantesten Themen seiner Zeit reagierte. Dieses Gemälde mit Vinyllack auf Plane war Harings Antwort auf die Ermordung John Lennons am 8. Dezember 1980. "Am nächsten Morgen wachte ich auf und hatte dieses Bild im Kopf - ein Mann mit Loch im Bauch - und habe das Bild immer mit John Lennons Tod in Verbindung gebracht", sagte er.
Hundejagd
Haring wurde zwar von Graffitikünstlern inspiriert, sah sich jedoch selbst nicht als einer. Ein Bild, das für ihn zum Markenzeichen wurde, ist der Umriss eines Tieres, das im Laufe seiner Arbeit mehr und mehr einem Hund ähnelte. In seinen späteren Werken erscheint dieses Tier mitunter als Mensch, der auf allen Vieren kriecht.
Die Liebe geht über den Konsum: Andy Mouse
Ein einfaches rotes Herz gehört zu Harings typischen Bildmotiven. Hier symbolisiert es ein Risiko, das zwei Menschen eingehen wollen. Rechts steht Andy Mouse. Diese Figur ist zwar von Disneys Mickey Mouse abgeleitet, zugleich aber eine Huldigung an den Popkünstler Andy Warhol. In diversen Kontexten gilt Andy Mouse als Kritik an Massenkonsum und Popkultur.
Massenverbreitung durch Medien
Haring war wie sein Zeitgenosse Neil Postman, Autor des Buches "Wir amüsieren uns zu Tode", ein visionärer Kritiker von Fernsehern und Computern. Hier sieht man eine Raupe mit Bildschirmkopf. Das Gemälde aus dem Jahr 1983 enthält für Haring typische Symbole, die eine Warnung aussprechen: Maschinen stellen für Menschen eine akute Gefahr dar und könnten das Ende ihrer Existenz bedeuten!
Tödliches Kreuz
In Harings von Zeichen geprägter Kulturkritik taucht das Kreuz häufig als Todesort oder Todeswaffe auf. In diesem Bild steht es sinnbildlich für die Bewegung der evangelikalen Christen, die in den frühen 1980er Jahren die USA mit ihren im Fernsehen verbreiteten Botschaften überzog. In Interviews warnte der Künstler vor Dogmatismus und "Herrschaftsreligionen."
Der X-Mann
Ist das X als Zielscheiben-Markierung zu verstehen? Oder einfach als Buchstabe? Buchstaben sind ein Leitmotiv in Harings Arbeit: Demnach wird die aktuelle Ausstellung in der Wiener Albertina "The Alphabet" genannt. Hier scheint die X-Form eine Massen-Mentalität zu repräsentieren, die einen Menschen auseinander reißen kann.
Kreideumrisse mit politischer Aussage
In den USA waren die turbulenten Achtziger von Aids, militärischen Eingriffen und der ungebändigten Habgier-Kultur der Wall Street geprägt: Alle drei Themen kommen in diesem Bild vor.
Der Affe als goldenes Kalb
In Anklang an die biblische Geschichte vom Tanz um das goldene Kalb wird hier ein Affe von einer Menschenmasse angebetet. Affen kommen in Harings Werken öfter vor, insbesondere bei seinen Werken zugunsten von ACT UP, einer Gruppe von Aktivisten, die Betroffene mit der Immunschwäche Aids unterstützten.
Unbenanntes Selbstportrait (1985)
Haring suchte ganz früh nach Gelegenheiten, seine Kunst einem breiten Publikum zugänglich zu machen - und fand sie auf den leeren, schwarzen Plakatwänden der New Yorker U-Bahn-Stationen in den frühen 1980er Jahren. Graffitis war bereits an jeder Ecke zu sehen, aber Haring machte es anders: Statt Stiften benutzte er Kreide und machte temporäre Zeichnungen wie dieses Selbstportrait.
Künstler bei der Arbeit
Beim Malen ging Haring ähnlich vor wie einst Pablo Picasso. Picassos Sohn Claude schilderte das so: "Er blieb ganz nah am Bild, malte von oben bis unten, beugte die Knie und trat kein einziges Mal zurück, um zwischendurch zu schauen, wie es aussah. Nur nachdem alles bedeckt war, ging er ein paar Schritte zurück. Dann war er fertig, und daraus ist ein wunderbares Gemälde geworden."